Wo ist der unterschied zwischen rehbock und rehhirsch

Warum Rehe so erfolgreich sind

Während die „echten“ Hirsche das ganze Jahr über vorwiegend in Rudeln zusammenleben und eher an das Leben in der baumlosen Steppe angepasst sind, sind Rehe Wald- und Buschtiere und leben meist einzeln.

  • Rehe besiedeln die offene Feldflur ebenso wie strukturreiche Heckenlandschaften und geschlossene Wälder. - Foto: Hermann Klee/www.naturgucker.de

  • Reh an Maisacker - Foto: Axel Aßmann/www.naturgucker.de

  • Reh im Winter - Foto: Frank Derer

  • Reh - Foto: Eberhardt Mathias Kloss/www.naturgucker.de

  • Extra: Rehe und Hirsche im Vergleich

Walt Disney ist an allem schuld. An der Bambi-Mentalität und dass der Durchschnittsdeutsche den Unterschied zwischen Hirsch und Reh nicht kennt. Als Disney 1942 nach sieben Jahren Arbeit seinen Zeichentrickfilm in die Kinos brachte, konnte niemand ahnen, dass „Bambi“ eine kleine Kulturrevolution auslösen würde. Dabei floppte der Film anfangs sogar und der Produzent blieb auf seinen Kosten sitzen. Es dauerte einige Jahre, bis sich herausstellte, dass er mit Bambi eines seiner bedeutendsten Werke geschaffen hatte. Dabei hat Disney die Geschichte noch nicht einmal selbst erfunden, sondern die Rechte dem österreichischen Schriftsteller und passionierten Jäger Felix Salten abgekauft.


Ein Reh wird zum Hirsch

Dieser publizierte 1923 einen Roman, in dem ein kleines Rehkitz namens Bambi die Hauptrolle spielte. Der Roman war so erfolgreich, dass er wenige Jahre später für den amerikanischen Buchmarkt ins Englische übersetzt wurde. Und da es in der Neuen Welt keine Rehe gibt, wurde aus dem jungen Rehbock flugs ein kleiner Weißwedelhirsch. In der deutschen Synchronfassung des Kinostreifens, der Anfang der 50er Jahre sozusagen re-importiert wurde, verwandelte sich Junghirsch Bambi wieder ein Rehkitz, Bambis Vater blieb jedoch ein amerikanischer Weißwedelhirsch. Seitdem ist die Verwirrung perfekt und viele Deutsche glauben, dass das Reh die Frau des Hirschs sei.

Dabei hat es das Reh gar nicht nötig, sich mit solchen fremden Kinofedern zu schmücken. Denn Capreolus capreolus ist ein echtes Erfolgsmodell – sozusagen der VW-Käfer unter der Gattung der Hirschartigen. Denn während Rotwild erst vor rund zehn Millionen Jahre entstanden ist, tauchte das Reh bereits vor etwa 25 Millionen Jahren auf. Das Reh ist also der Prototyp und das Vorläufermodell der Hirsche.

Zwar ist das Reh wie Rot- und Damwild Teil der Hirsch-Familie, es unterscheidet sich ökologisch aber stark von diesen. Der nächste Verwandte ist der Elch. Während die „echten“ Hirsche das ganze Jahr über vorwiegend in Rudeln zusammenleben und eher an das Leben in der baumlosen und weiträumigen Steppe angepasst sind, sind Rehe Wald- und Buschtiere und leben meist als einzeln. Nur während der Wintermonate finden sie sich in größeren Gruppen – von den Jägern Sprüngen genannt – zusammen.


Wildtier des Jahres 2019

Die Deutsche Wildtier Stiftung hat das Reh zum Wildtier des Jahres 2019 gekürt. Mit der Wahl soll auf Konflikte mit der Land- und Forstwirtschaft hingewiesen werden. Dass Rehe kleine Bäume anfressen, ist für viele Förster nicht akzeptabel, weshalb sie diese vor allem in Wäldern oft strikt bejagen. Im Offenland ist Verletzen und Töten von Rehkitzen während der Wiesenmahd ein Problem. Die Geburt der Rehkitze im Mai fällt in denselben Monat, in dem viele Landwirte ihre Wiesen mähen.

  • Homepage Wildtier des Jahres
  • NABU-Übersicht „Natur des Jahres“

Das Reh ist ein klassischer Kulturfolger. Sein großer Vorteil ist seine Flexibilität. Ursprünglich besiedelte es dichte Wälder und dieser Lebensraum entspricht auch dem Körperbau. Das Reh hat einen schmalen Brustkorb und die Hinterläufe sind größer und kräftiger ausgebildet als die Vorderläufe. Durch diese Keilform kann es gut im hohen Gras oder im dichten Unterholz einschlüpfen und sich dort lautlos bewegen. Das Reh ist ein Kurzstreckenrenner, aber dafür anpassungsfähig.


Vom Wald ins freie Feld

Mittlerweile besiedelt es alle Vegetationsformen von der offenen Feldflur, über strukturreiche Heckenlandschaften bis zu geschlossenen Waldgebieten. Ideal ist ein hoher Waldrandanteil. Einige Wildbiologen glauben auch, dass die vermehrten Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft das Rehwild begünstigen. Denn dadurch wird die Produktivität der Standorte erhöht und es wachsen vermehrt die bei den Rehen beliebten stickstoffhaltigen Pflanzen.

  • Junges Reh - Foto: NABU/Gisela Kolek-Meyer

  • Rehkitz - Foto: Rainer Löter/www.naturgucker.de

  • Rehfamilie - Foto: Christian Talarek/www.naturgucker.de

Noch vor rund 150 Jahren war das Reh in Mitteleuropa vergleichsweise selten. Mittlerweile kommt es in ganz Europa und im Mittleren Osten vor. Es dehnt sein Vorkommen derzeit sogar noch weiter in den Norden Skandinaviens aus, fehlt allerdings auf den Mittelmeerinseln, dem Peloponnes sowie auf Irland. Im Jagdjahr 2016/17 wurden in Deutschland 1,2 Millionen Rehe geschossen, das sind bei recht kontinuierlichem Anstieg rund 200.000 mehr als noch vor 20 Jahren. Zum Vergleich: Rot- und Damwild weisen in der Statistik für 2016/17 zusammen lediglich 145.000 erlegte Tiere auf.


Winterpause im Mutterleib

Aber es gibt noch einen anderen Vorteil, den Rehe besitzen: die verlängerte Keimruhe. Die weiblichen Rehe – die auch Ricken oder Geißen genannt werden – werden im Juli befruchtet, doch das Ei wächst nicht heran. Erst Ende November beginnt die embryonale Entwicklung. Dadurch werden die Kitze pünktlich im warmen und vegetationsreichen Mai geboren, wenn die jungen Tiere, die besten Überlebenschancen haben.

Der größte Erfolg des Rehwildes ist aber nach wie vor der niedliche Bambi-Effekt. Er basiert auf dem Kindchenschema: Große Augen, kleine Stupsnase. Tiere, die diesem Schema entsprechen – etwa Kaninchen, Hundewelpen oder Seerobben –, werden in weiten Teilen der Öffentlichkeit als süß, niedlich und unschuldig angesehen und entsprechend vermarktet. Jäger, die diese Tiere töten, können schnell den Volkszorn auf sich ziehen. Genau wie der Jäger, der in dem Kinostreifen die Mutter von Bambi erschießt. Eltern mussten damals während der laufenden Vorstellung mit ihren weinenden Kindern das Kino verlassen. Es hagelte Proteste und die erste große Tierschutzkampagne war geboren.

Frank Griesel


Reh und Hirsch im Vergleich


Reh

  • Rehe sind an das Leben im dichten Unterholz angepasst, sie kommt mittlerweile aber in allen Biotoptypen vor. Rehe leben einzeln – außer im Winter. Lediglich kann man ein weibliches Muttertier mit ein, zwei oder drei Kitzen zusammen beobachten. Die männlichen Tiere tragen ein relativ kleines und leichtes Gehörn.
  • Gewicht: Böcke wiegen zwischen 22 bis 32 Kilogramm. Schulterhöhe: 60 bis 75 Zentimeter. Kopf-Rumpf-Länge: 95 bis 135 Zentimeter.
  • Rehbock = männliches Tier, Ricke oder Geiß = weibliches Tier, Kitz = Reh, das nicht älter als ein Jahr ist.

Rothirsch

  • Rothirsche sind an das Leben in der offenen Steppe angepasst. Sie leben gesellig in Herden und sind eher Läufertypen. Die männlichen Hirsche tragen ein relativ großes und schweres Geweih. Rothirsch, Damhirsch und Weißwedelhirsch sind jeweils eigene Arten.
  • Gewicht: Männliche Hirsche wiegen zwischen 150 und 280 Kilogramm. Schulterhöhe: 110 bis 140 Zentimeter. Kopf-Rumpf-Länge: 160 bis 200 Zentimeter.
  • Hirsch = männliches Tier, Kuh = weibliches Tier, Kalb = Jungtier.

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Was ist der Unterschied zwischen Rehbock und Hirsch?

Reh und Hirsch: Auf das Geweih kommt es an Im Unterschied zu männlichen Hirschen tragen Rehböcke nur ein kleines, leichtes Geweih. Während ein Hirsch eine Schulterhöhe von bis zu 140 Zentimeter erreichen kann, wachsen Rehe meist nicht höher als 75 Zentimeter.

Ist ein Rehbock ein Hirsch?

Wusstest du, dass man zu einem männlichen Reh nicht Hirsch sagt? Einen Reh-Mann nennt man Rehbock. Rehe gehören aber zur großen Familie der Hirsche. Dazu zählen zum Beispiel auch Rothirsche, Damhirsche, Sikahirsche, Elche oder Rentiere.

Ist ein männliches Reh ein Hirsch?

Das gilt natürlich auch für den Fragesteller. Mit Hirsch ist umgangssprachlich nur der männliche Damhirsch oder der Rothirsch gemeint, niemals aber der Rehbock. Ricke ist hingegen wieder nur das weibliche Reh, nie die Hirschkuh, der beiden größeren Arten.

Wie nennt man die Frau vom Hirsch?

Im Gegensatz zum Rehwild hat der Hirsch einen Schwanz. Die Hirschkuh ist der weibliche Hirsch. Sie ist – wie die Weibchen im Allgemeinen – kleiner als der Hirsch. Sie wiegt in der Regel zwischen 80 und 110 Kilo.

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