Wie wurden Farben im Mittelalter hergestellt

Je nach Herstellungsart und Preis der Farben wurden sie in edle und unedle Farben differenziert, was unmittelbar auch damit zusammenhing, ob sie importiert werden mussten. Im Reich Karls des Großen (747-814 nach Chr.) z.B. besaß der Anbau und Handel mit Färberwaid, Krapp und Reseda große wirtschaftliche Bedeutung.

Allgemeines

Herstellung

Färberin bei der Arbeit (Historischer Rathausmarkt Osnabrück 2012)

Wie wurden Farben im Mittelalter hergestellt
Hinzugefügt von Quenzhal

Normalerweise wurde das gesponnene Garn gefärbt und nicht das fertige Tuch. Das Farbergebnis hing allerdings von vielen oft unwägbaren Faktoren ab, so z.B. der Wasserhärte und dem Mineralstoffgehalt. Das gleiche Färbekraut konnte bei verschiedenen Wasserhärten völlig unterschiedliche Farbsättigungen ergeben. Mit Naturfarben konnten auch nur Naturstoffe gefärbt werden, wie Wolle und Leinen.

Beizen

Damit Farbstoffe dauerhaft auf den Textilgeweben haftet, müssen die Stoffe vor dem eigentlichen Färben vorgebeizt werden. Beizmittel wie Alaun machen die Stofffaser beim Beizen erst aufnahmefähig für Farbstoffe.

Die Beize beeinflußt die Färbung allerdings auch direkt und je nach verwendetem Beizmittel ergeben sich verschiedene Farbtönungen: z.B. intensiviert Chrom die Farben, Eisen hingegen läßt sie matter erscheinen. Als Beize wurde früher Essig und Ammoniak in Form von Urin verwendet, heute benutzt man Chrom, Eisen, Zinn, Weinsteinund Alaun, besonders oft letztere beiden. Als Ersatz für Alaun eignet sich auch z.B.: Bärlapp und Vogelmiere. Hierbei wurden die Stoffe in eine heiße Alaun-oder Weinstein-Lösung getaucht.

Für den Beizvorgang wurden die Beizmittel in etwas heißem Wasser aufgelöst. Dem wurde dann die gewaschene zu einem lockeren Strang gebundene Wolle zugegeben, die noch Wollfett enthielt, um die Farbe besser anzunehmen. Das Färbegut wurde eine Stunde in der Beize gekocht und anschließend sanft ausgedrückt.

Färbebad

Zum Färben wurden bestimmte Pflanzenteile zunächst gesammelt, getrocknet und zerkleinert. Dann kochte man sie in einem großen Kessel oder Topf mit Wasser, die sogenannte Küpe. Dabei lösten sich die Farbstoffe im Wasser. Danach filtrierte man ab und erhielt einen Farbstoffextrakt, in den die vorgebeizten Stoffe (das Färbegut) hineingetaucht wurden. Das ganze ließ man eine halbe bis eine ganze Stunde kochen. Wenn die Wolle abgekühlt war, nahm man sie heraus und spülte sie mit kaltem Wasser ab. Damit die Farbe noch besser hielt, konnte man nach dem Färben nochmals beizen. Eine intensive Farbe erzielte man nicht, indem man die Wolle lange im Färbebad liegen ließ, sondern indem man sie mehrfach mit derselben Farbe überfärbte.

Blau-Töne

Wie wurden Farben im Mittelalter hergestellt
Wolle, gefärbt mit Pflanzen

Wie wurden Farben im Mittelalter hergestellt
Hinzugefügt von Quenzhal

Im Europa des Mittelalters gewann man Indigo, den „König der Farbstoffe“ lange Zeit aus Färberwaid. Indigopflanzen wie der Echte Indigo oder der Färberwaid enthalten in ihrem Saft einen gelben Farbstoff, der durch Gärung zu einem blauen Farbstoff umgewandelt werden konnte. Beim Eintrocknen der Gruben enthielt man eine feste blaue Masse, die zu Blöcken für Handel und Transport verarbeitet wurde.

  • Blau: Blauholz (mit Alaun), Indigo, Färberwaid.
  • Hellviolett: Koschenille
  • Rot-violett: Holunderbeeren (mit Alaun)
  • Türkis: Ritterspornblüten, Rotkraut
  • Violett: Alkanna (mit Alaun), Blauholz (mit Alaun/ Weinstein)

Einzelpflanzenliste

  • Echter Indigo – Das Indigoblau aus der orientalischen Indigopflanze war eine Farbe des Hochadels.
  • Färberwaid – Das aus dem Färberwaid gewonnene Blau durfte das Festgewand eines Bauern schmücken.

Braun-Töne

Um Braun zu erhalten konnte man z.B. mit Hilfe von Nussschalen färben.

  • Beige: Ebereschenrinde, Eukalyptusblätter, Gingkoblätter, Hamamelisrinde, Wacholderholz, Weidenrinde, Pfingstrosenblüten
  • Braun: Erika/Heide (mit Chromkali), Möhre (mit Alaun/Eisensulfat), Ampferwurzel, Walnuß, Schwarz-Tee
  • Hellbraun: Attichwurzel, Avocadoschale (mit Chromkali), Faulbaumrinde (mit Alaun/Essig), Henna (mit Alaun), Quebrachorinde (mit Alaun), Rhododendronblätter (mit Alaun), Iriswurzel, Dost
  • Ocker: Henna (mit Chromkali/Eisensalz), Eschenrinde, Eichenblätter / Eichenrinde (mit Chromkali),Lindenrinde, Ulmenrinde, Tormentillwurzel, Erika/Heide (mit Alaun), Färberwau (mit Alaun/Eisensulfat), Catechu (mit Alaun/Weinstein), Kreuzdornrinde (mit Alaun/Weinstein), Schöllkraut (mit Alaun).
  • Rotbraun: Rhododendron (mit Chromkali), Lärchenrinde

Einzelpflanzenliste

  • Echte Goldrute – Blüten und Stengel der Echten Goldrute wurden für goldene bis braunrote Färbungen verwendet.
  • Sumach – Das Kernholz des Sumachs wurde in der Seidenfärberei für braune Farbtöne verwendet.
  • Walnuß – Walnußblätter färben goldbraun. Kalt gefärbt, ohne vorheriges Beizen, ergeben grüne Walnußschalen ein dunkelbraun mit leichtem Rotstich.

Gelb-Töne

Handgefärbte Wolle derBrettchenweberei Siglind ton Höcht.

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Hinzugefügt von Quenzhal

  • Dunkelgelb: Eichenblätter (mit Alaun), Eichenrinde (mit Alaun), Möhre (mit Chromkali), Annattosaat (mit Alaun/Weinstein)
  • Gelb: Mit Alaun als Beizmittel: Bartflechte, Färberginster, Goldrute, Möhre,Rainfarn, Schöllkraut, Schachtelhalm, Schafgarbe, Zwiebel. Ohne Beize:Eichenblätter, Eichenrinde, Arnikablüten, Bärentraube, Brombeerblätter,Mädesüß, Petersilie, Tausendgüldenkraut
  • Goldgelb: Färberwau (mit Kupfersulfat), Kurkuma (mit Alaun/Weinstein), Island-Moos, Rhabarber (mit Alaun), Saflor (mit Alaun), Sonnenblume (mit Alaun), Tagetes (mit Alaun),
  • Zitronengelb: Mit Alaun als Beizmittel: Birke, Brennnessel, Färberwau,Gelbholz, Ringelblume und Saflor. Ohne Beize: Lemongras, Mistel

Einzelpflanzenliste

  • Birke – Birkenrinde ergibt eine sanfte, weiche, warme Gelbfärbung. Die Färbung mit Birkenblättern ist allerdings intensiver.
  • Färberginster – Färberginster war vor allem im Spätmittelalter die wichtigste Pflanze für Gelbfärbungen. Aus den Blüten, Blättern und Zweigen des Färberginsters erhielt man eine gelbbraune Färbung von Stoffen.
  • Färberkamille – Zusammen mit anderen Kamillenarten wurde die Färberkamille in Mitteleuropa zum Färben von Gelbtönen eingesetzt. Sie war aufgrund ihrer gelben Farbstoffe sehr begehrt.
  • Granatapfel – Granatapfel wurde zum Färben von Gelb- und Schwarztönen auf Wolle verwendet. Der Farbton entstand je nach Vorbeize.
  • Rainfarn – Rainfarn verwendete man für zitronengelbe bis bräunliche Färbungen.
  • Reseda / Färberwau – Durch das ganze Mittelalter hindurch war die Reseda (Färberwau) in Europa einer der wichtigsten gelben Farbstoffe, angebaut vor allem in England, Frankreich und Deutschland.
  • Ringelblume – Die Ringelblume ergibt eine hellgelbe Färbung. Im Mittelalter dienten die Blüten zur Fälschung des teuren Farbstoffes Safran.
  • Safran – Durch das Färben mit teurem Safran wurde eine Goldgelbe Färbung von Stoffen erzielt, sodass diese Farbe der Oberschicht zugehörig war.
  • Wasserdost

Grün-Töne

Gefärbte Wollstoffe

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Hinzugefügt von Quenzhal

Grüntöne ergaben sich in der Regel durch Weiterentwickeln der Gelbfärbungen mit Eisen. Je nach Gelbton erhielt man so Grüntöne von einem hellen Lindgrün (mit Birkenblättern) bis zu einem dunklen Khaki. Eine weitere Möglichkeit war, bereits gelb gefärbte Stoffe mit Indigo zu überfärben.

  • Gelbgrün: Apfelbaumrinde, Ampferblätter, Kerbel, Myrthe, Johanniskraut, Frauenmantel, Bartflechte (mit Chromkali), Salbei, Bärwurz, Vogelknöterich, Hamamelisblätter, Holunderblätter, Erika/ Heide (mit Alaun/ Eisensulfat).
  • Graugrün: Efeublätter, Schachtelhalm (mit Alaun/Eisensulfat)
  • Grün: Birke (mit Chromkali/Eisensulfat), Brennnessel (mit Chromkali/Eisensulfat), Goldrute (mit Alaun/Eisensulfat), Schafgarbe (mit Alaun/Eisensulfat)
  • Hellgrün: Färberginster (mit Alaun/Eisensulfat), Rainfarn (mit Chromkali), Tagetes (mit Alaun/Eisensulfat),
  • Lindgrün: Ringelblume (mit Alaun/Eisensulfat), Stiefmütterchenkraut, Kornblumenblüten
  • Mintgrün: Efeubeeren
  • Olivgrün: Rhabarber (mit Alaun/Eisensulfat), Sonnenblume (mit Alaun/Eisensulfat),

Einzelpflanzenliste

  • Brennessel – Die Brennessel ergibt ein graugrün.

Rot-Töne

Die Farbe Rot war schon im alten Rom die Farbe der Kaiser und des Adels. Ein feuriges Rot konnte damals nicht aus Pflanzen erhalten werden. Man verwendete einen Saft aus der Drüse von Purpurschnecken, der einen gelbroten Farbstoff enthielt. Der rote Purpur wurde jedoch allmählich durch das Scharlachrot der Kermeslaus verdrängt.

Wie hat man früher Farbe hergestellt?

Am Anfang war die Natur Anfangs wurden die Farben mit tierischem Fett, Tran, Eiweiß, Pflanzensäften, Fischleim oder sogar mit Blut vermengt. Dass Farben damals schon einen hohen Symbolwert hatten, zeigen mit rotem Ocker gepuderte Leichenfunde: Rot symbolisierte lebenserhaltende Kräfte.

Wie wurden die Stoffe im Mittelalter gefärbt?

Im Mittelalter wurden Stoffe meist durch Pflanzen gefärbt. Mineralische oder tierische Farben wurden eher selten eingesetzt. Besonders wertvoll waren die importierten Farbstoffe.

Wie wurde die Farbe Blau im Mittelalter hergestellt?

Ägyptisches Blau (auch als Cuprorivait bekannt) wurde um 2200 v. Chr. hergestellt. Es bestand aus gemahlenem Kalkstein, gemischt mit Sand und einem kupferhaltigen Mineral wie Azurit oder Malachit, das dann erhitzt wurde.

Welche Farben wurden im Mittelalter benutzt?

Das Mittelalter – die dunkle Zeit – war bei weitem nicht so dunkel, wie der Begriff suggerieren möchte. Farben spielten eine außerordentlich wichtige Rolle. Die Menschen jener Zeit waren nicht einfach erdfarben oder grau gekleidet. Ihre Kleidung war gelb, rot, grün, blau.