Wie war die erste Fahrt von Kolumbus?

  • Land in Sicht!
  • Andere waren schon vor ihm da
  • Wer war Kolumbus?
  • Im Auftrag des spanischen Königs
  • Kolumbus' unrühmliches Ende

Land in Sicht!

12. Oktober 1492, später Abend: Tintenschwarz umgibt der Atlantik das Segelschiff "Santa Maria". "Die Küste ist nicht weit", erzählt Christoph Kolumbus seinen ungeduldigen Männern an Bord, seit Wochen schon. Eigentlich ist er aufgebrochen, um einen Seeweg nach Indien und China zu finden. Doch bislang ist da ist nichts als Meer und Enttäuschung.

Und die Vorräte sind fast aufgebraucht. Die Männer an Bord sind außer sich vor Wut. Doch aufgeben und umkehren kommt für den ehrgeizigen Kolumbus nicht in Frage. Er ist im Auftrag der spanischen Königin unterwegs und hat ihr Erfolg, Gold und Gewürze versprochen. Also weiter, in die dunkle Nacht hinein.

Dann, um zwei Uhr nachts, erschallt plötzlich ein Kanonenschuss von dem voransegelnden Boot – so schildert es Kolumbus selbst in seinem Bordbuch. Land! Als der Morgen dämmert, betritt Kolumbus endlich wieder festen Boden. Bis zu seinem Tod wird er überzeugt sein, den Weg nach Indien entdeckt zu haben. Dabei ist er an einem anderen Kontinent gelandet, der den westlichen Seeweg nach Asien versperrt: Amerika.

Andere waren schon vor ihm da

In den folgenden Jahrhunderten wird Kolumbus als "Entdecker" gefeiert werden und seine Fahrt als "Entdeckung Amerikas" bezeichnet. Doch das ist ein doppelt falscher Begriff. Denn erstens kann man schon zu Kolumbus' Zeiten allenfalls von einer "Wiederentdeckung" sprechen – schließlich sind die Wikinger bereits 500 Jahre vorher in Nordamerika gelandet.

Und zweitens erreicht er einen Kontinent, der seit Jahrtausenden besiedelt und damit natürlich auch bereits entdeckt ist – nur eben noch nicht von den Europäern. Diese beginnen nach Kolumbus' Fahrt damit, Amerika für sich zu erobern. Bereits nach kurzer Zeit fallen Horden europäischer Abenteurer, Siedler und Soldaten plündernd über das Land und seine Einwohner her.

Nun aber, am Morgen des 12. Oktober 1492, ist alles noch ganz friedlich. Die Ureinwohner, die Kolumbus "Indianer" nennt, nähern sich den Neuankömmlingen und beschenken sie sogar mit Papageienfedern und Baumwollknäueln. Sie halten die Weißen für Abgesandte des Himmels, schreibt Kolumbus nieder.

Kolumbus ist berauscht vom Entdeckerglück. In den Tagen darauf fährt er weiter und landet auf Kuba. Auf der heutigen Insel Haiti, die Kolumbus "Hispaniola" nennt, gründet er eine spanische Kolonie. Mit Kisten voller Gold und Gewürzen kehrt er nach Spanien zurück. Selbst das Königspaar erhebt sich dort vor ihm – eine große Ehre.

Wer war Kolumbus?

Christoph Kolumbus ist endlich der Mann, der er immer sein wollte: ein seefahrerisches Genie, das eine Tat vollbracht habe, die "keine ihresgleichen finden möge" – wie er später anmaßend über sich selbst schreibt.

Aber ist er tatsächlich so toll? Klar ist: Nicht nur seine Fahrten werfen viele Fragen auf, sondern auch seine Lebensgeschichte.

Selbst das Geburtsjahr lässt sich nur schätzen. Wahrscheinlich kommt er unter dem Namen Cristoforo Colombo 1451 in der Republik Genua zur Welt, im heutigen Italien. Als Junge sieht Cristoforo die mächtigen Schiffe im Hafen schaukeln, in denen märchenhafte Güter aus Fernost lagern: Zucker, Seide, Gold.

Kolumbus, Sohn eines Wollwebers, schlägt sich anfangs mit verschiedenen Arbeiten auf Schiffen durch. So schildert es später sein Sohn Fernando in der Biografie "Historia del Almirante" (Geschichte des Admirals) über das Leben seines Vaters. Dann heuert Kolumbus bei Kaufleuten in Lissabon an und erweitert er in den folgenden Jahren seinen Horizont enorm – indem er bis an die Grenzen der damals bekannten Welt segelt, vermutlich bis an die Kanaren. Und er liest, was wohl dahinter liegen könnte. Er studiert Karten, Erzählungen, Reiseberichte. Vor allem die Beschreibungen des Asien-Reisenden Marco Polo befeuern seine Träume: Er will nun unbedingt einen neuen Weg nach Asien, nach Indien finden.

1484 stellt er seinen Plan beim portugiesischen König und später auch in Spanien vor – und erhält eine Abfuhr nach der anderen. Gelehrte finden in der Reiseroute des "verrückten Italieners", wie sie ihn nennen, gewaltige Rechenfehler.

Im Auftrag des spanischen Königs

Doch im Frühjahr 1492 ändert der spanische König seine Meinung. Der Erzfeind Portugal hat sich Goldvorkommen in Afrika gesichert, und so will Spanien unbedingt in Asien Reichtümer finden. Kolumbus' Plan, dorthin zu segeln, ist für die Krone plötzlich verlockend. Die Könige versprechen ihm Adelsränge und ein kleines Vermögen und fordern von ihm "Entdeckungen und Eroberungen im Osten". Kolumbus ist einverstanden. 

  • "Schwerfällig und ungeeignet"
  • Die Vorbereitungen
  • Die Überfahrt
  • Land in Sicht
  • Der Untergang der "Santa Maria"

"Schwerfällig und ungeeignet"

September 1492: So zornig haben die Matrosen ihren Kapitän lange nicht mehr erlebt. Kolumbus flucht. Er ärgert sich über seine ungeduldigen Matrosen, die nach Wochen auf hoher See mit einem Aufstand drohen.

Doch auch die "Santa Maria" macht ihn wütend. Während seine beiden kleineren Segelschiffe mühelos vorankommen, wankt sein Flaggschiff oft fast auf der Stelle. Am Abend schreibt Kolumbus in sein Logbuch: "Sie ist ein sehr schwerfälliges Schiff und für Entdeckungsreisen schlicht ungeeignet."

Die Santa Maria wird wenig später zwar noch auf dem amerikanischen Kontinent ankommen, aber nie wieder nach Spanien zurückgelangen.

Die Vorbereitungen

Eigentlich will Kolumbus mit drei so genannten Karavellen in See stechen – also mit schlanken, wendigen Seglern, die nur geringen Tiefgang haben. Deshalb können sie auch in Küstennähe fahren.

Aber er findet nicht genügend Kapitäne, die solche Schiffe beherrschen und dazu verrückt genug sind, sich auf das Abenteuer einzulassen. Die meisten stehen Kolumbus’ Plänen skeptisch gegenüber. Sie zweifeln, dass man über den Atlantik nach Asien kommen kann.

Deshalb lässt Kolumbus nur zwei Karavellen vorbereiten – die Niña und die Pinta – und ein altes Frachtschiff, das unter seinem Kommando stehen wird: die Santa Maria. Immerhin bietet die einen großen Vorteil: Sie ist geräumig genug, um Proviant für ein Jahr aufzunehmen.

Ungezählte Fässer mit Wein, Wasser, Essig, gepökeltem Fleisch und gesalzenem Fisch werden in den Schiffsbauch gerollt. Daneben Säcke mit Reis, Bohnen und Schiffszwieback, der knochenhart ist, um nicht gleich von den Maden gefressen zu werden.

Die Überfahrt

Bei der Überfahrt ist der Platz unter Deck bis in die letzten Ecken gefüllt. Wohl auch ein Grund dafür, dass es nicht vorangeht im September 1492. Die 40 Matrosen stört vor allem die Enge. Eine eigene Kajüte steht nur dem Kapitän zur Verfügung.

Die Kojen bestehen aus kurzen Brettern, von denen es zu wenige gibt. Viele Männer müssen deshalb unter freiem Himmel schlafen. Aber immerhin haben sie dort oben bessere Luft als unter Deck, wo es nach verfaulten Lebensmitteln stinkt, wo es stickig und feucht ist.

Und zwischen den Brettern, darüber, darunter: Ratten. Die Bordkatze kommt kaum nach. Irgendwann, schreibt der Chronist der Mannschaft, sei man über die Biester sogar ganz froh gewesen. Denn als die Vorräte zu Ende gehen, werden die Ratten gegessen.

Land in Sicht

Angst haben die Männer auf der Santa Maria vor viel kleineren Tieren: "Holzwürmer, groß und dick wie die Finger eines Mannes, hatten die dicksten Balken und Bohlen durchbohrt und morsch und brüchig gemacht", schreibt Kolumbus’ Chronist, "sie durchlöcherten die Planken wie ein Sieb". Das Wasser rinnt in die Laderäume. Ohne Pause pumpen es die Männer aus dem Schiff.

Und die Fahrt will kein Ende nehmen. Hohe Wellen schleudern das Schiff wie Spielzeug über das Meer. Kolumbus muss die Route darum immer wieder ändern.

Doch die Santa Maria besitzt wie damals üblich nur einfachste Navigationsinstrumenten. Kolumbus orientiert sich am Kompass, am Sonnenstand und am Polarstern. Seine Methode ist sehr ungenau und Rechenfehler summieren sich schnell.

Der Kurs der Santa Maria lässt sich dagegen nur langsam korrigieren. Das Schiff ist schwerfällig und nur bei gutem Wind schnell zu lenken. Kolumbus beschimpft sein Schiff in seinem geheimen Logbuch: "Sollte meine Mission an der Maria scheitern?"

Endlich, nach knapp zehn Wochen, erblickt der Matrose im Großmast Land. Es ist allerdings nicht die asiatische Küste, obwohl Kolumbus das bis zu seinem Lebensende glauben wird, sondern Amerika.

Für einige Wochen ist der Ärger über den Frachter vergessen. Kolumbus ist zuversichtlich, dass er es irgendwie mit diesem Schiff zurück nach Spanien schafft.

Aber er weiß auch: Seine Mannschaft muss achtsam sein. Denn die flachen Küsten mit ihren Riffen sind für die Santa Maria eine große Gefahr. Und seine Befürchtungen werden wahr.

Der Untergang der "Santa Maria"

An Heiligabend 1492 steuert Kolumbus die Insel Hispaniola an, wo heute Haiti und die Dominikanische Republik liegen. Über den Ozean kriecht die Dämmerung. Der Großteil der Besatzung schläft ihren Rausch aus, auch der Junge im Großmast ist eingenickt – und wird erst wieder wach, als sein Kopf an das Holz knallt. Sofort strömt Wasser in den Laderaum, die Matrosen eilen an Deck.

Die Santa Maria ist auf ein Riff gelaufen. Überall Einschnitte. Die Männer pumpen, doch gegen die Wassermassen können sie nichts tun. Kolumbus muss sein Schiff aufgeben.

Aus ihrem Holz wird schließlich am Ufer eine kleine Befestigungsanlage errichtet. Sie erhält den Namen "Villa de la Navidad": Weihnachtsstadt. Hier bleiben 40 Männer zurück, die übrigen treten mit Kolumbus die Rückreise an – auf zwei Schiffen.

Was aus diesen Schiffen geworden ist, weiß man heute nicht mehr. Forscher suchen noch immer nach Überresten; selbst die Reste der Santa Maria, die laut Logbuch doch zu einem Fort wurden, sind nicht mehr auffindbar. Ein angeblicher Fund der Santa Maria wurde 2014 wiederlegt. Die Schiffsreste, die an einer Karibikküste auftauchten, waren viel zu jung.

(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 10.06.2022)

Wie war die Fahrt von Kolumbus?

Auf seinen Entdeckungsreisen zwischen 1492 und 1504 steuerte Kolumbus vor allem die Großen Antillen an, darunter bei allen vier Reisen Hispaniola (heute Haiti und die Dominikanische Republik), wo er erste Kolonien gründete. Erst auf seiner vierten Reise betrat er im heutigen Honduras das amerikanische Festland.

Wie verlief die Reise von Kolumbus nach Amerika?

Diese nannten ihre Insel Guanahani, Kolumbus taufte sie San Salvador. Bei der Weiterfahrt entdeckte Kolumbus auch Kuba und Hispaniola (heute Haiti und Dominikanische Republik). Kolumbus nannte diese Insel La Isla Española, das bedeutet: die spanische Insel. Daraus wurde später Hispaniola.

Wohin ging Kolumbus erste Reise?

Im Auftrag der spanischen Krone sollte Christoph Kolumbus einen Seeweg nach Indien suchen. Doch er landete auf einer Insel in den heutigen Bahamas. Mit der Ankunft in der „Neuen Welt“ schlüpfte Kolumbus in die Rolle des Eroberers – sein vorrangiges Ziel: Gold finden.

Wie lange dauert Kolumbus Überfahrt?

Nach einem Zwischenstopp auf den Kanaren, wo die Schiffe noch mit vielerlei Pflanzen, Saatgut und Tieren beladen wurden, gelang Kolumbus die Überfahrt in nur 21 Tagen. Am 4. November 1493 landete er auf Guadeloupe, zwei Wochen später auf Puerto Rico und hisste dort jeweils die spanische Königsflagge.

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