Wie hoch ist der Rasen in der Allianz Arena?

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Wie kommt eigentlich der Rasen auf den Fußballplatz?

Veröffentlicht am 17.06.2015 | Lesedauer: 4 Minuten

In dem Sandboden in Waidhofen bei Schrobenhausen gedeiht nicht nur Spargel, sondern auch das Grün für Fuballplätze. Den Rollrasen haben Günther Schwab (Foto) und sein Bruder Walter... bereits in fast allen europäischen Stadien verlegt

Quelle: Hans-Rudolf Schulz

Gras ist ihr Geschäft: Ein Bruderpaar aus Waidhofen sorgt dafür, dass Fußballspieler auf dem Spielfeld Halt finden und weich fallen. Ihr Unternehmen verlegt in fast allen Stadien Europas Rollrasen.

Das frische Grün sprosst, zart und saftig. Einem Rindvieh dürfte das Wasser im Maul zusammenlaufen. Doch zum Verzehr ist das Gras nicht bestimmt. Die Halme, die auf den Äckern rund um das oberbayerische Örtchen Waidhofen bei Schrobenhausen aus dem Boden drängen, sollen mit Füßen getreten werden. Denn auf dem Sandboden der Gegend wächst nicht nur Spargel, sondern auch Rasen für Fußballstadien.

Die Rekordmeister vom FC Bayern in der Allianz Arena und ihre Kollegen in den Stadien von Berlin, Turin oder Prag kennen das Grün aus Waidhofen.

Die Brüder sind Marktführer für Rollrasen

Geliefert wird das äußerst strapazierfähige Gras von Günther Schwab und seinem Bruder Walter. Sie sind Inhaber eines typischen mittelständischen Familienunternehmens, gegründet vor 46 Jahren. Die Gebrüder sind Marktführer für Rollrasen in Deutschland. In fast jedem europäischen Stadion haben sie ihn schon verlegt.

Und das geht fix. Innerhalb von vier Tagen wird die Spielunterlage ausgewechselt. Rund 8000 Quadratmeter Rasen werden dafür gebraucht. Vom Acker geschält, aufgerollt und verladen, sind es 500 Tonnen Rasenrollen, die in 20 Lastwagen auf die Reise gehen.

Das Fußball-Grün ist so verderblich wie Salat

Er habe gar keine Ahnung von Rasen, sagt Günther Schwab fast kokett. Der Geschäftsführer von Schwab Rollrasen sieht sich vielmehr als Visionär am Schreibtisch. Seit die Brüder das Familienunternehmen vor einem Jahr von ihrem Vater übernommen haben, ist Günther verantwortlich für Vertrieb, Handel und Dienstleistung. „Mir reicht es, wenn ich den fertigen Rasen sehe“, gibt er zu. Das funktioniert, weil er sich die Arbeit mit seinem Bruder teilt. Der ist gelernter Landwirt.

Rasen ist ein verderbliches Gut. Einmal geerntet, verdirbt er schnell, wird unansehnlich, gelb und stinkt. „Das ist wie mit Salat“, sagt Walter Schwab. Da kann es schon mal sein, dass die Mitarbeiter mitten in der Nacht antreten müssen, um mit der Rasenernte auf der selbst entwickelten Erntemaschine zu beginnen. Länger als zwei Tage dürfen die Rollen nicht unterwegs sein.

Sechs Mitarbeiter verlegen dann im Stadion die Unterlage. Die Anforderungen sind klar definiert: Im Zweikampf Halt geben und trotzdem im richtigen Moment nachgeben, um Verletzungen zu verhindern.

Bevor es ins Stadion geht, wird der Rasen 15 Monate gepflegt

Die Brüder Schwab setzen deshalb auf eine spezielle Saatgutmischung mit einem hohen Anteil an Wiesenrispe. Es wird normalerweise 20 bis 60 Zentimeter groß. Wie lange es den Spielbetrieb aushält, hänge vom Stadion ab, sagt Günther Schwab. „Je mehr Licht und Luft, desto besser. Nürnberg beispielsweise wechselt alle fünf Jahre, Amsterdam dagegen sechs Mal im Jahr.“ Auf jeden Fall ist das Feld sofort bespielbar, wenn der Rasen ausgerollt ist.

Bevor der Rasen allerdings ins Stadion geht, wird er mindestens 15 Monate auf DIN-genormten Natursandböden gepflegt und durch eine Stollenwalze vortrainiert.

Das Gras der Allianz-Arena für den heimischen Garten

Der Stadionrasen ist nur eines der Angebote des Familienunternehmens, aber offenbar ein besonders attraktives. „Wir haben Privatkunden, die wollen im Garten den Rasen der Allianz Arena haben.“ Wer Arena-Atmosphäre im Kleingarten will, bekommt sie natürlich. 5,95 Euro kostet der Quadratmeter Stadionrasen.

Aber es gibt Alternativen. 60 unterschiedliche Rollrasensorten hat das Unternehmen im Angebot. Meistverkauft ist das konventionelle Spiel- und Gebrauchs-Grün. Zu haben sind aber auch Trocken- und Hitzerasen bis hin zur Wildkräuterwiese zum Ausrollen. Angebaut werden sie im Gegensatz zum Sportrasen auf Flächen mit humusreichem Boden im Donaumoos.

Pro Jahr werden 1,2 Millionen Quadratmeter verkauft

Ein besonderes Stück Rasenkunst ist anlässlich der Bundesgartenschau in München vor zehn Jahren entstanden. Fachleute untersuchten eines der berühmtesten Stillleben der deutschen Kunstgeschichte, Albrecht Dürers Aquarell „Das große Rasenstück“. Zahlreiche Gräser und Kräuter sind dort dargestellt. Daraus wurde dann eine Saatgutmischung erstellt, aus der die Schwabs einen Öko-Kräuterrasen zum Ausrollen machten. „Etwas ganz Besonderes“ nennt Schwab diese Kreation, die weder Dünger noch Pflanzenschutz oder Bewässerung braucht.

Pro Jahr verlassen rund 1,2 Millionen Quadratmeter Rasen Waidhofen. Der Betrieb mit 25 Mitarbeitern macht rund zehn Millionen Euro Umsatz, ein Drittel davon mit Sportrasen. Der Rest kommt aus dem Privatgartenmarkt. Etwas neidisch schielen die Schwabs in die USA, wo es für Häuslebauer gang und gäbe sei, Rollrasen zu kaufen. „In Deutschland sind es nicht einmal 20 Prozent“, sagt Günther Schwab: „Deshalb sehen wir hier einen ganz großen Markt, den man beackern muss.“

Wie viel kostet ein Rasen im Stadion?

Die Kosten dafür liegen zwischen 90 000 und 140 000 Euro. Was es genau kostet, hängt u.a. vom Wetter ab, denn das entscheidet, ob man Rollrasen noch in Deutschland heranziehen und von hier liefern lassen kann oder eine LKW-Karawane das Grün aus Südeuropa herankarren muss.

Ist in der Allianz Arena Kunstrasen?

In der Sommerpause 2014 wurde das Spielfeld der Allianz Arena umgebaut. In der achtwöchigen Bauzeit wurden unter anderem eine neue Einfassung mit Kunstrasen installiert und eine neue Rasentragschicht eingebaut.

Ist der Rasen in der Allianz Arena beheizt?

Derzeit ist in folgenden Bundesliga-Stadien eine Rasenheizung installiert: Ernst-Happel-Stadion (Wien), Allianz Stadion (Wien), Generali Arena (Wien), Red Bull Arena (Wals-Siezenheim), Merkur Arena (Graz), Linzer Stadion (Linz, Ausweichstadion), NV Arena (St.

Welcher Rasen im Stadion?

Auch in den Stadien der Zukunft geht der Weg statt zu Kunstrasen eher zu perfektioniertem Naturrasen, so genanntem Hybridrasen. Das Künstliche bleibt hier aber im Untergrund, zum Beispiel gibt es Plastiknetze, die den Boden verstärken. Das, was man sieht, worauf der Spieler spielt, sind alles die natürlichen Gräser.

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