Was sieht man wenn man stirbt

Der Himmel, das große Nichts oder doch eine Wiedergeburt? Der Tod ist für viele Menschen ein Mysterium. Niemand kann so recht sagen, was danach mit der Seele geschieht. 

Vor allem diese Ungreifbarkeit und der Gedanke, dass man dann einfach nicht mehr da ist, macht den Tod zu einer schrecklichen Vorstellung für viele Menschen. 

Im Gegensatz zur Seele kann jedoch ziemlich genau beschrieben werden, was mit dem Körper nach dem Tod geschieht.
 

Lesetipp

„Da ist es so, dass die Herzfunktion langsam nachlässt. Das Herz und der Kreislauf funktionieren eine Zeit lang immer schlechter und es zeigen sich im Körper bereits einige Veränderungen.“

Steht der Tod einer Person nahe bevor, gehen bereits die Nierenfunktionen runter und es wird weniger Urin ausgeschieden. „Die Betroffenen haben vorher auch keinen Appetit oder Durst mehr.“

Auch kommt es vor, dass sich der Kreislauf zentralisiert – Arme, Hände und Füße werden nicht mehr richtig durchblutet, färben sich leicht grau bis blau und der Puls ist an der Hand nicht mehr spürbar.

„Das Blut wird in den Körperkern zentralisiert, damit dieser besser durchblutet wird“, erklärt Radbruch. „Das sind normale Stressreaktionen des Körpers. Das Herz schlägt erst schneller und dann langsamer, weil es nicht mehr kann und dann hört es irgendwann auf.“

Meist sei es bei den Sterbenden so, dass sich erst die Lungenfunktion einstellt: Die Person hört also auf zu atmen und erst nach zwei bis drei Minuten verstummt auch das Herz.
 

Abbau geschieht über Monate

Bei vielen Erkrankungen wie Krebs oder Herz- und Lungenerkrankungen gibt es die sogenannte Kachexie. Das heißt, dass der Körper ausgezehrt ist. Das liegt jedoch nicht nur daran, dass die Leute zu wenig essen.

„Der Körper kann im Rahmen einer solcher Erkrankung irgendwann nicht mehr“, erklärt Radbruch. „Ganz oft ist es so, dass schon eine lange Zeit Essen und Flüssigkeiten nicht mehr richtig aufgenommen oder verarbeitet werden konnten.“ 

Selbst wenn man die Person in dieser Situation mit einer Infusion ernähren würde, könnte der Körper die Kalorien also nicht mehr verarbeiten.

„Deswegen wird zunehmend erst das Fett abgebaut und dann die Muskeln. Bei Menschen, die kurz vor dem Tod stehen, sieht man häufig, dass sie völlig ausgezehrt sind – dieser Abbau ist dann meist über das letzte halbe Jahr bereits passiert.“
 

Reanimation rettet das Gehirn

Doch natürlich sterben nicht alle Menschen nach einem schweren Krankheitsverlauf. Es gibt auch eher unerwartete, plötzliche Ableben – zum Beispiel bei einem akuten Herzstillstand. 

„In dem Moment, in dem der Kreislauf nicht mehr funktioniert, also wo das Herz nicht mehr schlägt und kein Blut mehr durch den Kreislauf gepumpt wird, läuft praktisch die Uhr“, weiß Radbruch.

„Denn das Hirn ist das Organ, das am wenigsten ohne Sauerstoff kann. Wir wissen, dass bereits nach ungefähr drei Minuten schwere Hirnschäden auftreten.“ 

Die eintreffenden Sanitäter und Sanitäterinnen können bei einem Herzstillstand die Hirnfunktion nur dann retten, wenn innerhalb der ersten drei Minuten mit den wiederbelebenden Maßnahmen angefangen wurde. 

„Das ist auch der Grund, wieso die Laienreanimation so wichtig ist“, betont Radbruch. „Wenn der Ersthelfer vor Ort anfängt mit Mund-zu-Mund-Beatmung und Herzdruckmassage, dann hat die Person eine Chance, bis der Notarzt da ist.“

Der Mediziner kann aber auch beruhigen: „Es ist oft so, dass man einen Notarzt ruft, weil man dringend einen Arzt braucht und nicht, weil jemand tot umfällt – das Herz pumpt also in der Regel noch für einige Minuten.“

Wenn die Person ins Krankenhaus kommt und direkt versorgt wird, seien die Chancen, ohne bleibende Schäden davonzukommen, gut. 

Lesetipp

Bessere Chancen bei Unterkühlung

Es gibt sogar auch Ausnahmen, die die Überlebenschancen weiter steigern. So hält es der Körper, wenn er unterkühlt ist, deutlich länger ohne Sauerstoff aus. 

„Normalerweise hat unser Körperkern eine Temperatur von um die 37 Grad. Wenn Menschen im Winter beispielsweise auf einem See einbrechen und unter Eis sind, kann es vorkommen, dass die Kerntemperatur auf bis zu 27 Grad absinkt“, berichtet Radbruch. 

„Da gibt es einzelne Berichte, dass Menschen nach einer halben Stunde gerettet und wiederbelebt worden sind, und das ohne Hirnschäden überlebt haben.“ 

In einem solchen Unterkühlungs-Fall werden die Personen unter Wiederbelebungsmaßnhamen ins Krankenhaus gebracht und vorsichtig wieder aufgewärmt. „In der Notfallmedizin heißt es: Keine Person ist tot, bevor sie nicht warm und tot ist.“
 

Abbauprozess nach dem Tod

Kann im Fall eines plötzlichen Ablebens nichts mehr für die Person getan werden, beginnt im Körper bereits nach einigen Minuten ein Prozess, welcher zeitlich sogar ziemlich gut beschrieben werden kann. 

Bereits nach drei Minuten, in denen das Herz still steht, fangen die Gehirnzellen an, abzusterben. Doch nicht nur die grauen Zellen sind dringend auf die Blutversorgung angewiesen.  

Neben dem Herzen überleben auch Organe wie Nieren und Leber diesen Zustand maximal zwei Stunden. Etwas länger halten hingegen die Hautzellen durch: Sie sterben erst nach rund zwei Tagen ab. 
 

Die „sicheren Zeichen des Todes“

Stellen Ärztinnen und Ärzte einen Totenschein aus, orientieren sie sich an den sogenannten „sicheren Zeichen des Todes“. Eines dieser Zeichen ist die Leichenstarre. 

„Die Muskeln erstarren zuerst im Kiefer. Das tritt nach einer halben bis Stunde auf und ist nach drei bis vier Stunden sehr deutlich ausgeprägt“, erklärt Radbruch. „Die anderen Muskeln brauchen länger, das kann bis zu einen Tag dauern, bis die Leichenstarre komplett ausgeprägt ist.“ 

Nach ein bis zwei Tagen löst sich die Starre langsam und die Muskeln werden wieder beweglich. „Das ist eine letzte Verkrampfung der Muskeln und ein Zeichen, dass die dann auch komplett abgestorben sind.“

Leichenflecke können manchmal sogar noch schneller auftreten. „Das heißt, dass sich das Blut an den abhängigen Körperpartien im Gewebe sammelt. Bei jemandem, der auf dem Rücken liegt, sind das Becken und Schulter.“

An dieser Stelle würden bläuliche Verfärbungen auftreten, ähnlich wie ein Bluterguss. „Wenn ich da mit dem Daumen draufdrücke und es lässt sich nicht mehr wegdrücken, ist es ein sicheres Todeszeichen – das tritt nach zwei bis vier Stunden ein.“

Verwesungszeichen hingegen gibt es frühstens am nächsten Tag. „Bei den Eingeweiden im Bauchraum und im Brustkorb fängt die Verwesung relativ früh an“, weiß Radbruch. 

„Am ehesten im Darmbereich, weil sich da die Enzyme befinden, die ansonsten verdauen sollen. Bis Muskeln anfangen zu verwesen, dauert es so drei bis vier Tage.“

Je nach Umgebungstemperatur tritt die Verwesung manchmal einen oder zwei Tage später ein. Auch hier gilt: Je kühler die Leiche gelagert wird, desto länger ist sie „haltbar“. 

Lesetipps

Was sieht ein Sterbender?

Sehr häufig erscheinen ihnen bereits verstorbene Angehörige, schöne Orte, seltener Lichtgestalten oder Heilige. Häufig sagen sie, sie würden sich auf eine Reise machen. Die Visionen können sehr unterschiedlich sein.

Was sieht man kurz vorm Sterben?

Kurz vor dem Tod ist das Gesicht eines Sterbenden oft sehr blass, gerade im Bereich des Mundes und der Nase. Dieses Phänomen wird als sogenanntes Todesdreieck bezeichnet und ist ein Anzeichen für den nahenden Tod eines Menschen.

Wie sieht das aus wenn jemand stirbt?

Durch die schlechter werdende Durchblutung und die erschlaffende Muskulatur sinken die Augen und die Wangen ein und verändern dadurch das Gesicht. Die Haut um den Mund und die Nase wird in dieser Phase des Sterbens besonders blass. Dieses weiße Todesdreieck ist ein typisches Anzeichen für den kurz bevorstehenden Tod.

Was nimmt ein Sterbender noch wahr?

Der Geruchssinn und auch der Gehörsinn nehmen im Sterben zu, so kann es sein, dass selbst zuvor schwerhörige Kranke jetzt sogar leises Flüstern hören. Das Bewusstsein kann sich verändern. Es kann eingetrübt sein und die PatientInnen scheinen die meiste Zeit über zu schlafen.

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