Wo sind all die Bienen hin?
Warum weltweit die Bienenpopulationen sterben
Bienen spielen eine zentrale Rolle im Erhalt unseres Ökosystems. Seit Jahren aber stirbt weltweit ein Großteil der Bienenpopulationen. Der Hauptgrund dafür ist wahrscheinlich der Mensch.
Honigbiene auf Fenchel - Foto: Helge May
Überlegen Sie mal: was würde wohl passieren, wenn es keine Bienen mehr gäbe? Logisch, Sie müssten morgens auf Ihr Honigbrötchen
verzichten. Und sonst? Denken Sie mal nach: auch die Erdbeermarmelade würde entfallen. Und die Äpfel im Müsli. Und überhaupt einen Großteil der Dinge, die im Moment täglich bei Ihnen auf dem Tisch landen. Denn weil die Biene auf ihrer Nahrungssuche, die später in der Produktion von Honig endet, Pollen von Blüte zu Blüte weiterträgt, ist sie die Bestäuberin etwa eines Drittels aller landwirtschaftlicher Nutzpflanzen.
Es ist unglaublich, aber wahr: dieses kleine, unscheinbare Insekt spielt eine zentrale Rolle im Erhalt unserer Kultur- und Landwirtschaft. Bienen und andere Blütenbestäuber tragen wesentlich zum Erhalt der Artenvielfalt bei, denn sie sorgen für die Verbreitung hunderttausende Pflanzen, auf die wiederum unzählige Tierarten als Nahrungsgrundlage angewiesen sind. Umso besorgniserregender ist die Tatsache, dass in den letzten Jahren weltweit konsequent immer mehr Bienenpopulationen einfach wegsterben. So gibt es in Europa etwa zehn Prozent weniger Bienen als noch vor einigen Jahren, in den USA ist ein Rückgang von 30 Prozent zu Verzeichnen – im Nahen Osten sind es sogar 85 Prozent.
Immer mehr Menschen, immer weniger Bienen
Obwohl das Bienensterben immer mal wieder ein mediales Thema ist, ist das öffentliche Bewußtsein für diese Problematik noch verhältnismäßig gering. Eine überraschende Tatsache, wenn man bedenkt, daß durch den weiteren Rückgang der Bienen nicht nur Wiesen und Wälder um einiges karger würden, sondern auch die Nahrungsmittelversorgung für stetig wachsende Masse an Menschen ernsthaft bedroht ist.
Honigbiene an Krokus - Foto: Helge May
Wieso genau die Bienenpopulationen sterben, lässt sich nicht so einfach beantworten - man geht lediglich davon aus, daß hier mehrere Faktoren zusammenwirken. Krankheitserreger, die industrielle Landwirtschaft mit ihren Pestizideinsätzen und Monokulturen, das Wegbrechen von Lebensräumen, Luftverschmutzung und Klimawandel - alle dürften hier eine Rolle spielen. Und genau deswegen bleibt es schwer, Lösungsansatz für das Problem zu finden. Was kann man also tun gegen ein Phänomen, dessen Ursachen nicht einmal wirklich klar sind? UNEP, das Umweltprogramm der Vereinten Nationen, sieht da einen scheinbar simplen Ausweg: wir müssen unsere Landschaften wieder bienenfreundlicher machen. Unter anderem drängt UNEP zunächst darauf, die Landwirtschaft deutlich nachhaltiger zu gestalten. Und auch als Einzelner kann man jeden Tag aufs Neue entscheiden, mit seinen Lebens- und Konsumgewohnheiten ein bienenfreundliches Klima zu schaffen.
Was man für eine bienenfreundliche Umwelt tun kann
- Kaufen Sie biologische Lebensmittel und unterstützen Sie damit eine nachhaltige Landwirtschaft
- Unterstützen Sie Bienen, indem Sie in Ihrem Garten oder auf Ihrem Balkon bienenfreundliche Pflanzen ziehen
- Übernehmen Sie eine Bienenpatenschaft – zum Beispiel bei BeeGood. Als kleinen Bonus erhalten Sie ein Mal jährlich ein Glas Honig Ihrer Patenkinder
- Falls Sie sich für Imkerei interessieren und gerne einem Bienenstock ein Zuhause bieten möchten, lohnt es sich, zunächst einmal bei jemand anderem "mitzuimkern". Viele Imker bieten auch Schnuppertage an.
Tiere
Das Bienensterben hat massive Auswirkungen auf die Natur - und damit auf uns. Was, wenn die Biene verschwindet?
1. Große Sorge um die kleinen Weltverbesserer
Intensive Nutzung von Agrarlandschaften, Schädlingsbekämpfungsmittel, genveränderte Saaten, Parasiten und Blütenmangel setzen Bienen weltweit zu. Vor allem die Europäische Honigbiene gilt als gefährdet. Wildbienen können nicht an ihre Stelle treten, wenn auch ihre natürlichen Lebensräume durch Monokulturen ersetzt werden.
2. Die Auswirkungen auf Flora und Fauna
Wenn die Biene von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Dieses Zitat wird Albert Einstein zugeschrieben. Tatsächlich hätte das globale Sterben der Bienen massive Auswirkungen auf Flora und Fauna – und damit auf uns. Es ist eine Illusion zu glauben, im 21. Jahrhundert wären wir dank Technik unabhängig von der Natur.
3. Weniger Ertrag für die Landwirtschaft
Ohne Bienen drohen massive Engpässe in der Nahrungsmittelproduktion. Denn sie produzieren nicht nur wertvollen Honig, sondern bestäuben alle Arten von Nutzpflanzen und Bäumen. Die Bestäubung der Frühjahrsblüher (Obst) ist fast zu 100 Prozent ihrer Arbeit zu verdanken. Forscher haben errechnet, dass ohne Bienen europaweit Ernteverluste von 150 Milliarden Euro drohen; der Wert ihrer Bestäubungsarbeit, die Bauern dann selbst durchführen müssten, bezifferten sie mit rund 300 Milliarden Euro. Ein Birnbaum etwa würde ohne Bienenbestäubung 45 Kilo Ertrag bringen, mit Bienenbestäubung 156 Kilo.
4. Die Zukunft unseres Speiseplans
Es würde zwar noch Weizen und andere Getreidesorten geben und somit Brot, Teigwaren und Bier. Aber von den Früchten, dem Gemüse und selbst der Baumwolle bliebe ohne Bestäubung nicht viel übrig. Denn 70 der 100 wichtigsten Nutzpflanzen sind darauf angewiesen, von Bienen angeflogen und befruchtet zu werden. Und diese Arten sind noch dazu für etwa 90 Prozent der weltweiten Nahrungsproduktion verantwortlich. Was es noch gäbe, wäre rar und teuer; selbst die Preise für Fleisch und Milchprodukte würden steigen, weil wichtige Pflanzen zur Fütterung des Viehs knapp werden – Luzerne und Klee etwa.
5. Geht’s den Bienen gut, geht’s uns Menschen gut
Fast ein Drittel der Nahrungsmittel, die ein Mensch zu sich nimmt, ist auf die Bestäubung durch Bienen zurückzuführen, schreiben Alison Benjamin und Brian McCallum in ihrem Buch „Welt ohne Bienen“ (Fackelträger Verlag, 20,60 Euro). Eine Studie der Leuphana Universität Lüneburg belegt, dass Kulturpflanzen mit dem höchsten Anteil an Fetten und Vitaminen A, C und E sowie einem hohen Anteil an Calcium, Fluorid und Eisen besonders von der Bestäubung profitieren. Entstehen Bestäubungsdefizite, wirkt sich das unmittelbar auf die Qualität der menschlichen Ernährung und damit auf die Gesundheit aus. Wissenschaftler schätzen, dass mit dem Verschwinden der Bienen bis zu 40 Prozent einiger durch Pflanzen bereitgestellter, essenzieller Nährstoffe verloren gehen könnten.