Was ist wenn man schwindelig ist

Schwindel ist Symptom ganz unterschiedlicher Erkrankungen. Unsere im Normalfall stabile Wahrnehmung des uns umgebenden Raumes ist dabei gestört. Der Schwindel kann sich als Bewegungsillusion in Form eines Dreh-, Schwank- oder Lift-Gefühls zeigen, oder es handelt sich um ein Benommenheitsgefühl oder um Gangunsicherheit. Häufige Begleitsymptome sind Übelkeit, Erbrechen, Fallneigung und ein Augenzittern (Nystagmus) mit Doppelbildern. Hörstörungen, Sehstörungen, Kopfschmerzen oder andere neurologische Ausfallsymptome können je nach Ursache hinzutreten. Es gibt Erkrankungen mit chronischem Schwindel über Wochen oder Monate, mit akutem Schwindel, der Tage oder Wochen anhält, oder mit anfallsartigen Schwindelattacken, die entweder spontan auftreten oder ausgelöst werden durch Lagewechsel, Kopfbewegungen, Pressen oder bestimmte Situationen, z. B. Höhenschwindel mit Sturzangst.

Das Syndrom Schwindel entsteht, wenn die an unserer Raumwahrnehmung beteiligten Sinnesinformationen (Sehen, Gleichgewichtssinn, Tiefenempfinden von den Beinen) gestört sind, z. B. Drehschwindel bei Ausfall eines Gleichgewichtsorgans oder Gangunsicherheit bei Polyneuropathie der Beine mit Ausfall der Tiefensensibilität, oder untereinander nicht übereinstimmen, wie z. B. Bewegungskrankheit beim Mitfahren im Auto oder Seekrankheit. Schwindel entsteht auch, wenn die bei jeder Eigenbewegung vorkommende Änderung dieser Sinnesinformationen nicht mehr korrekt vorausberechnet wird, wie beim funktionellen Schwindel, bei dem einfache Bewegungen oder Seheindrücke plötzlich starken Schwindel mit Sturzangst und Panik hervorrufen können. Die häufigsten Schwindelerkrankungen sind neben dem funktionellen Schwindel 1) der gutartige Lagerungsschwindel, bei dem aufgrund einer mechanischen Störung im Gleichgewichtsorgan durch bestimmte Lageänderungen Drehschwindelattacken für 10–20 Sekunden provoziert werden, 2) der Ausfall eines Gleichgewichtsnerven (akute unilaterale Vestibulopathie – AUVP) mit mehrere Tage anhaltendem Dauerdrehschwindel, Fallneigung, Übelkeit und Nystagmus, 3) eine Schädigung (meist Durchblutungsstörung/Infarkt) in den Gleichgewichtszentren im Hirnstamm oder Kleinhirn, 4) die Schwindelmigräne (Schwindelanfälle bei Migränepatienten) oder 5) die Menière-Erkrankung des Innenohrs (mit Anfällen von Schwindel und Hörstörungen über wenige Stunden Dauer). Seltenere Erkrankungen mit Schwindelattacken sind die Episodische Ataxie (Auslöser oft körperliche Belastungen), der Sekundenschwindel bei einer Labyrinthfistel (Auslöser Pressen und Niesen) oder die Vestibularisparoxysmie (spontane „Entladungen“ des Gleichgewichtsnerven).

Diese hängen von der Art der Erkrankung ab. Das Risiko für einen Lagerungsschwindel hängt von der Anatomie des Innenohrs ab, eine Prävention gibt es nicht. Für Durchblutungsstörungen im Hirnstamm oder Kleinhirn gelten die bekannten Risikofaktoren und Präventionsmöglichkeiten für Schlaganfall. Bei der Schwindelmigräne, der Menière-Erkrankung und der Episodischen Ataxie spielt erbliche Veranlagung eine Rolle, es gibt Medikamente zur Prävention.

Die meisten Schwindelerkrankungen haben unter Behandlung eine gute Prognose. Voraussetzung ist eine korrekte Diagnosestellung. Der Lagerungsschwindel sistiert entweder spontan oder nach Durchführung gezielter Befreiungsmanöver. Bei der AUVP kommt es innerhalb von ein bis zwei Wochen zum Sistieren der Beschwerden und in ca. 80 % der Fälle zu einer vollständigen Erholung des ausgefallenen Gleichgewichtsnerven. Bei Schlaganfällen im Hirnstamm hängt die Rückbildungsprognose von der Größe des Infarkts ab. Schwindelmigräne und Menière führen zu immer wieder auftretenden Schwindelanfällen, deren Frequenz und Schwere durch Medikamente positiv beeinflusst werden können.

Die Diagnose der meisten Schwindelerkrankungen kann durch eine gezielte klinisch-neurologische Untersuchung gestellt werden. Die Sicherung der Diagnose erfolgt bei der AUVP durch den Kopfimpuls-Test klinisch oder mittels Video-Okulographie, beim Lagerungsschwindel durch die Beobachtung des ausgelösten typischen Nystagmus, bei Schlaganfällen im Hirnstamm/Kleinhirn durch MRT-Bildgebung inklusive Gefäßdarstellung, bei der Menière-Erkrankung durch die Anamnese und ein Audiogramm (Hörstörung für mittlere/tiefere Töne). Hier sollten wie bei der Schwindelmigräne und beim funktionellen Schwindel durch MRT, Duplexsonographie und Okulographie andere Diagnosen ausgeschlossen werden.

Die Wirksamkeit der Behandlung hängt von der korrekten und exakten Diagnosestellung ab. Der Lagerungsschwindel kann rasch geheilt werden durch Anwendung der spezifischen Lagerungs-Befreiungsmanöver, die in Abhängigkeit vom betroffenen Bogengang das darin schwimmende, Schwindel auslösende Steinchenmaterial aus dem Bogengang herausbefördern. Bei der AUVP wird nur für den ersten Tag ein Mittel gegen Übelkeit (Dimenhydrinat) und für ein bis zwei Wochen ein Kortisonpräparat verordnet. Bei Durchblutungsstörungen im Gleichgewichtszentrum des Hirnstamms oder Kleinhirns sind wie bei anderen Hirninfarkten blutverdünnende Maßnahmen erforderlich, inklusive einer Langzeit-Prophylaxe, meist mit ASS. Begleitend wichtig ist ein systematisches Gleichgewichtstraining, das stufenweise über mehrere Wochen intensiviert wird. Dem Attacken-Schwindel kann durch spezifische medikamentöse Behandlungsmaßnahmen vorgebeugt werden. Beim funktionellen Schwindel ist neben einer genauen Aufklärung über die Erkrankung ein systematisches Gleichgewichts- und Desensibilisierungs-Training (Anpassung an Schwindel auslösende Situationen) erforderlich.

Der gutartige Lagerungsschwindel ist komplett heilbar, die AUVP zu 80 %, die vestibuläre Migräne meist auch, ebenso die Vestibularisparoxysmie oder eine Labyrinthfistel. Schlaganfälle oder Morbus Menière hinterlassen oft Restfolgen, die sich aber durch konsequentes Gleichgewichtstraining minimieren lassen.

Viele Patienten mit Schwindelerkrankungen haben einen hohen Leidensdruck und sind im Alltag deutlich beeinträchtigt, sie vermeiden aus Angst vor Schwindel schnelle Bewegungen oder Sport. Wenn dagegen die genaue Diagnose der Erkrankung gestellt wird und eine spezifische Behandlung erfolgt, lässt sich meist zeitnah eine gute Lebensqualität wiederherstellen. Wichtigste Voraussetzung dafür ist, dass das Vermeidungsverhalten von Bewegungen aufgegeben wird und die Patienten ein systematisches Gleichgewichtstraining durchführen sowie auch Sportarten mit schnellen Bewegungen betreiben, wie z. B. Turnen, Ballspiele oder Tanzen. Das Führen eines Kfz ist beim akuten Schwindel nicht gestattet, die Dauer des Fahrverbots hängt von der jeweiligen Erkrankung ab.

Hier hat Ihr Arzt Unrecht, denn es handelt sich sehr wahrscheinlich um einen gutartigen Lagerungsschwindel. Dieser verschwindet oft, wenn man sich tagsüber viel bewegt. Nach längerer Bettruhe kann er dann am nächsten Morgen wieder auftreten.

Zu empfehlen ist eine ambulante Vorstellung in einem spezialisierten Schwindelzentrum.

Die meisten Schwindelerkrankungen haben ihre Ursache nicht in der HWS, können aber zu Verspannungen und Schmerzen im Nacken führen. Ob HWS-Erkrankungen überhaupt Schwindel verursachen können, ist unter Experten umstritten und nicht belegt.

In der Tat führen Bewegungsreize (vestibuläre Reize) vorübergehend zu vermehrtem Schwindel. Es ist aber notwendig, das Gleichgewichtssystem durch ständige Bewegungsreize neu zu kalibrieren, um auch bei aktiver oder passiver Bewegung wieder eine stabile Raumwahrnehmung ohne Schwindelgefühl zu erreichen.

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Was tun wenn es schwindelig ist?

Legen Sie sich hin und lagern Sie die Beine hoch. Fixieren Sie konzentriert einen bestimmten Punkt. Das stabilisiert den Sehsinn und beruhigt. Atmen Sie langsam tief ein und aus, um das Gehirn genügend mit Sauerstoff zu versorgen.

Ist ein Schwindelanfall gefährlich?

Schwindel ist unangenehm und beeinträchtigt den Alltag. Er ist jedoch nur selten gefährlich. In diesem Fall sollten Spezialisten oder Spezialistinnen die Betreuung übernehmen. Häufig ist keine Behandlung erforderlich.

Was bedeutet Schwindelgefühl im Kopf?

Vestibulärer Schwindel. Vestibulärer Schwindel entsteht "im Kopf" - also entweder durch widersprüchliche Reize oder eine gestörte Verarbeitung jener Informationen, die von den Gleichgewichtsorganen ans Gehirn geleitet werden. Der Auslöser dafür sind Erkrankungen oder Irritationen des Gleichgewichtssystems.

Warum wird mir plötzlich schwindelig?

Akuter und nur wenige Sekunden andauernder Schwindel kann aufgrund von Erkrankungen, die die Durchblutung im Gleichgewichtszentrum oder Gehirn stören, ausgelöst werden. Zu diesen organischen Auslösern zählen kurzzeitige Herz-Rhythmusstörungen, Blutdruckschwankungen, Kreislaufprobleme oder Atemnot.

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