Was ist das Schlimmste für den Klimawandel?

Was ist das Schlimmste für den Klimawandel?
Wegen der globalen Erderwärmung wird auch der Lebensraum von Eisbären immer knapper. Foto: Hans-Jürgen Mager, unsplash.com, NL1vH0hnIbQ

Die Wissenschaft ist sich einig, dass die Erde immer wärmer wird und der Klimawandel vom Menschen gemacht ist. Um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden, haben sich 2016 alle UN-Mitgliedsstaaten im Pariser Klimaabkommen darauf geeinigt, die globale Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken.

Deutschland und die EU, aber auch die USA, Japan oder China möchten bis Mitte des Jahrhunderts klimaneutral werden. Doch Klimaaktivist:innen wie die globale Bewegung „Fridays For Future“ und Klimaexpert:innen drücken aufs Tempo: Sie fordern von der Politik, in der Klimapolitik schneller zu handeln. Die neuesten IPCC-Berichte von Februar und April 2022 machen ebenfalls deutlich, dass es höchste Zeit ist zu handeln. Im November 2022 findet die nächste Weltklimakonferenz (COP 27) der Vereinten Nationen im ägyptischen Sharm el-Sheikh statt. In diesem Dossier geben wir einen Überblick über den Klimawandel, seine Ursachen und Folgen und wie die Staatengemeinschaft der Klimakrise begegnen möchte.

Viele unabhängige Messungen zeigen, dass die Erde weltweit immer wärmer wird. So zeigen Messreihen, dass die Temperatur der Luft und der Meere immer höher wird, während die Gletscher immer weiter abschmelzen. Das Meereis rund um den Nordpol schmilzt sogar viel schneller, als Forscher:innen es vorhergesagt hatten. Die Klimaforscher:innen sind sich inzwischen einig, dass der Klimawandel vom Menschen gemacht ist. Deswegen spricht man in Abgrenzung vom natürlichen Klimawandel auch vom anthropogenen (menschengemachten) Klimawandel.

Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ist eine Institution der Vereinten Nationen, auch als Weltklimarat bekannt. Sein sechster Sachstandsbericht von 2021/2022 macht klar: „Es ist eindeutig, dass der Einfluss des Menschen die Atmosphäre, den Ozean und die Landflächen erwärmt hat.“ Im fünften Bericht von 2013 war noch davon die Rede, dass der Wandel selbst eindeutig ist, das menschliche Zutun wurde jedoch noch als „äußerst wahrscheinlich“, allerdings nicht als gesichert bezeichnet. Dies ist nun im sechsten Bericht unumstritten.

Auch die Weltwetterorganisation (WMO) schlägt Alarm: In ihrem aktuellen Bericht von Mai 2022 machen die Klimaforscher:innen deutlich, dass in vier zentralen Bereichen im Jahr 2021 neue Negativrekorde zu verzeichnen sind: bei den Treibhausgaskonzentrationen, dem Anstieg des Meeresspiegels sowie dem Temperaturanstieg und der Übersäuerung der Ozeane. Außerdem bestätigt der neue Klimabericht, dass die vergangenen sieben Jahre die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen waren. 2021 lag die globale Durchschnittstemperatur bereits bei 1,11 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Die Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad wird angesichts dieser Daten immer schwieriger. WMO-Generalsekretär Petteri Taalas macht daher klar: „Der Klimawandel ist die größte Gefahr für das Wohlergehen der Menschheit in diesem Jahrhundert.“

Detaillierte Informationen über die Belege für den Klimawandel findet man auch auf der Seite www.klimafakten.de.

Ursache für den Klimawandel ist vor allem die erhöhte Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre. Diese Treibhausgase sorgen dafür, dass die Sonnenstrahlung, die von der Erdoberfläche reflektiert und eigentlich zurück ins Weltall geschickt würde, absorbiert, also aufgenommen wird. Die Wärmestrahlung bleibt somit in unserer Atmosphäre und heizt sie auf. Es gibt verschiedene Treibhausgase, zu den bekanntesten gehören Methan und Kohlenstoffdioxid (CO2) (Quelle: Umweltbundesamt).

97 Prozent der jährlichen globalen CO2-Emissionen sind laut des Weltklimarats (IPCC) natürlichen Ursprungs und damit Bestandteil des globalen natürlichen Kohlenstoffkreislaufs. Die Natur nimmt wieder auf, was sie emittiert. Laut des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) absorbieren Biosphäre und Ozeane einen Teil der Emissionen, der Rest — im Mittel 44 Prozent für 2008 bis 2017 — bleibt in der Atmosphäre. Seit der Industrialisierung ist der Anteil an Treibhausgasen in der Atmosphäre jedoch enorm gestiegen und kann nicht mehr auf natürlichem Wege ausgeglichen werden. Hier spielt vor allem der vom Menschen verursachte CO2-Ausstoß z.B. aus der Verbrennung fossiler Energiequellen eine große Rolle.

Weltweit waren die CO2-Emissionen im Jahr 2021 so hoch wie noch nie: Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) wurden 2021 36,3 Milliarden Tonnen energiebedingte CO2-Äquivalente ausgestoßen. Das sind zwei Milliarden Tonnen oder sechs Prozent mehr als 2020. Allein China verursachte ein Drittel dieser Emissionen. Während es im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie einen Rückgang des CO2-Ausstoßes gegeben hatte, geht die Erholung der Weltwirtschaft nach der Coronakrise zulasten des Klimas.

Ohne deutliche Verminderungen der Treibhausgas-Emissionen könnte die globale Durchschnittstemperatur bis zum Jahr 2100 um mehr als fünf Grad Celsius ansteigen, mit verheerenden Folgen für das Leben auf unserem Planeten. Wie der Weltklimarat IPCC bereits in seinem Bericht von 2018 feststellte, reichen auch die im Pariser Klimaabkommen von 2016 gesteckten Ziele nicht aus: Selbst wenn alle Ziele eingehalten würden, würde sich die Erde bis Ende des Jahrhunderts um rund 3 Grad erwärmen.

Im IPCC-Sachstandsbericht von August 2021 ist die Botschaft noch alarmierender: Die Wissenschaftler:innen erwarten, dass eine globale Erwärmung von 1,5 Grad bereits um 2030 im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erreicht sein werde, zehn Jahre früher als noch 2018 angenommen. Um das im Pariser Klimaabkommen vereinbarte 1,5 Grad-Ziel noch zu erreichen, dürfte bis in einem Jahrzehnt kein CO2 mehr ausgestoßen werden. Bisher waren die Klimaexpert:innen davon ausgegangen, dass das CO2-Budget der Welt noch rund 20 Jahre ausreichen werde (Quelle: IPCC-Bericht August 2021).

Folgen des Klimawandels für Mensch und Natur

Der IPCC-Bericht vom Februar 2022 widmet sich ausführlich den Folgen des Klimawandels für Mensch und Natur. Die klare Botschaft der Arbeitsgruppe: „Die Auswirkungen, die wir heute sehen, treten viel schneller auf und sind zerstörerischer und weitreichender als vor 20 Jahren erwartet.“ Naturkatastrophen wie Starkregen und Überschwemmungen, Waldbrände, Hitzewellen und Dürren nähmen überall auf der Welt zu. Das Wasser werde knapp, der Hunger werde zunehmen und damit werden sich auch mehr Menschen gezwungen sehen, ihre Heimat zu verlassen.

Insgesamt sind zwischen 3,3 und 3,6 Milliarden Menschen auf der Erde hochgradig anfällig für die negativen Folgen des Klimawandels, heißt es im Bericht. Am verwundbarsten seien West-, Zentral- und Ostafrika sowie Südasien, Zentral- und Südamerika, kleine Inselstaaten und die Arktis. Die Bevölkerung in den armen Regionen der Welt spürten die Folgen des Klimawandels deutlicher, hätten jedoch weniger Mittel zur Verfügung, sich und ihre Umwelt entsprechend anzupassen.

Für Europa werden insbesondere vier Risiken benannt: 1. Hitzewellen mit Toten und Schäden für die Ökosysteme; 2. anhaltende Dürren, die die Landwirtschaft und damit die Nahrungsversorgung bedrohen; 3. Wasserknappheit; 4. Überflutungen durch Starkregen und ein Anstieg des Meeresspiegels, der die Küstenregionen bedroht.

Kipppunkte des Klimawandels

Forscherinnen und Forscher befürchten sogar, dass die Welt kurz vor einem sogenannten Rückkopplungseffekt steht. Es gibt sogenannte Kipppunkte, werden diese überschritten, löst das eine Kettenreaktion mit unabsehbaren Folgen für den Planeten aus. Man sagt auch, dass das Klima „kippt“. Beispiele hierfür sind der Amazonasregenwald, die Korallenriffe oder Permafrostböden. Sie speichern große Mengen an Kohlendioxid. Tauen die Permafrostböden auf und verschwinden Regenwälder und Korallenriffe, wird das gebundene Kohlendioxid wieder an die Atmosphäre abgegeben. Der Temperaturanstieg könnte nicht mehr gestoppt werden, die Folgen wären verheerend. Ein weiteres Beispiel sind die Eisflächen der Erde, die große Mengen an Sonnenstrahlung zurück ins Weltall reflektieren. Schmilzen diese Eisflächen, werden die Sonnenstrahlen nicht mehr reflektiert und die Erde erwärmt sich.

Die Veränderungen durch den Klimawandel sind ebenso bedrohlich wie real. Die Vereinten Nationen haben die Menschheit deshalb zum sofortigen Umsteuern aufgerufen. Auf den jährlich stattfindenden Weltklimagipfeln versucht die internationale Staatengemeinschaft, gemeinsame Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel zu ergreifen.

Übersicht über vergangene Weltklimagipfel und die dortigen Beschlüsse
Zusammenfassungen zu den Berichten des Weltklimarats IPCC
Dossier zum Pariser Klimaabkommen von 2016
Dossier zum Kyoto-Protokoll von 1997
Dossier zu Klimaflucht und Umweltflüchtlingen

Die Interessen der Staaten in Sachen Klima sind unterschiedlich: Beispielsweise gibt es kleine Insel-Staaten im Südpazifik wie die Malediven, Kiribati oder die Marshallinseln. Sie sind von Überschwemmungen sowie Landverlust und Versalzung der Böden aufgrund des steigenden Meeresspiegels bedroht, wenn der Klimawandel weiter fortschreitet. Deshalb sind sie an schnellen Maßnahmen interessiert.

Eine andere Gruppe sind die schnell wachsenden Schwellenländer wie China, Indien oder Brasilien. Sie sind inzwischen für einen Großteil der Treibhausgase verantwortlich. Doch diese Länder haben Angst, dass sie ihr Wirtschaftswachstum gefährden könnten, wenn sie strengen Klimaschutzauflagen zustimmen.

Industrieländer wie Deutschland, viele andere EU-Mitgliedsstaaten oder die USA waren Jahrzehnte lang für den größten Teil der Treibhausgase verantwortlich. Deshalb sehen viele Entwicklungsländer eine besondere Verantwortung der Industrieländer, für die Folgen des Klimawandels aufzukommen. Viele Industrieländer, darunter die Europäische Union, Deutschland oder die USA, haben mittlerweile erkannt, dass sie eine Vorreiterrolle in Sachen Klimaschutz einnehmen müssen, um die Folgen des Klimawandels zumindest abzumildern.

Beim Pariser Klimaschutzabkommen, das am 4. November 2016 in Kraft getreten ist, sind alle UN-Mitgliedsstaaten dabei. Ein zwischenzeitlicher Ausstieg der USA unter der Präsidentschaft von Donald Trump wurde vom amtierenden US-Präsidenten Joe Biden wieder zurückgenommen. Der Vertrag trat 2021 an die Stelle des Kyoto-Protokolls. Er soll dafür sorgen, dass die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit beschränkt wird; die Staaten wollen sogar versuchen, die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken.

In der Weltrangliste beim Klimaschutz liegen Dänemark (Platz 4), Schweden (Platz 5) und Norwegen (Platz 6) derzeit vorne, wie der Klimaschutz-Index 2022 der Umweltorganisationen Germanwatch, Climate Action Network (CAN) und New Climate Institute zeigt. Traditionell bleiben die ersten drei Plätze frei, da kein Staat der Erde die Pariser Klimaschutzziele derzeit erreicht. Deutschland liegt mit Platz 13 im vorderen Drittel und hat sich gegenüber dem Vorjahr um sechs Plätze verbessert, die Europäische Union liegt auf Platz 22. Abgeschlagen auf dem 55. Platz von insgesamt 64 befinden sich die USA, China belegt Platz 38. Die Studie analysiert und vergleicht den Klimaschutz in den 60 emissionsstärksten Ländern und der EU (gesamt). Sie sind für insgesamt 90 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich.

Was ist das Schlimmste für den Klimawandel?
Anteil der Treibhausgasemissionen 2019 nach Ländern. Quelle: Statista

Menschliche Aktivitäten haben seit Beginn der Industrialisierung in starkem Maße zu einem Anstieg der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre geführt. Wichtigste Ursache ist die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Öl, Kohle und Gas, bei der Kohlendioxid freigesetzt wird. Zum Anstieg der atmosphärischen Kohlendioxidkonzentrationen trägt zudem die fortschreitende Entwaldung des Planeten bei, da immer weniger Pflanzen und Bäume das Treibhausgas aufnehmen können.

Laut Global Carbon Atlas sind die CO2-Emissionen seit 1990 weltweit um 46,6 Prozent angestiegen. Im Jahr 1990 waren noch vor allem die „alten“ Industrieländer Europa und USA für einen Großteil der klimaschädlichen Treibhausgase verantwortlich. Das hat sich geändert: Heute stoßen die chinesischen Kohlekraftwerke, Fabriken und Fahrzeuge mit Abstand am meisten Kohlendioxid aus. Auf China folgen die USA und Indien. Russland steht an vierter Stelle, Deutschland auf Platz 7 – und das mit gerade einmal 83 Millionen Einwohner:innen. Rechnet man die 27 Staaten der Europäischen Union zusammen, belegt die EU Platz 3 hinter China und den USA.

Weltweit waren die CO2-Emissionen im Jahr 2021 so hoch wie noch nie: Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) wurden 2021 36,3 Milliarden Tonnen energiebedingte CO2-Äquivalente ausgestoßen. Das sind zwei Milliarden Tonnen oder sechs Prozent mehr als 2020. Allein China verursachte ein Drittel dieser Emissionen. Während es im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie einen Rückgang des CO2-Ausstoßes gegeben hatte, geht die Erholung der Weltwirtschaft nach der Coronakrise zulasten des Klimas. Laut Klimaexpert:innen ist es noch möglich, das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. Doch dazu wären drastische Einschnitte notwendig - und zwar sofort.

Viele Entwicklungsländer sind vom Klimawandel besonders stark betroffen. Doch auch an Deutschland und Baden-Württemberg geht die Entwicklung nicht unbemerkt vorüber. Die Durchschnittstemperatur in unserem Land ist gestiegen, die Winter werden milder und feuchter, die Sommer heißer und trockener. Die Schneedecke in den Alpen wird geringer, Starkregen mit Hagelstürmen und Überschwemmungen nehmen zu, ebenso das Wald- und Artensterben. Die Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Juli 2021 mit zahlreichen Todesopfern und Schäden in Milliardenhöhe löste eine bundesweite Debatte über den Klimawandel und seine verheerenden Folgen aus.

Welche Auswirkungen der Klimawandel auf Deutschland und Baden-Württemberg hat und was Bund und Bundesländer in Sachen Klimaschutz unternehmen, erfahren Sie auf folgenden Seiten:

Klimaschutz in Deutschland

Klimaschutz in Baden-Württemberg

Letzte Aktualisierung: Mai 2022, Internetredaktion der LpB BW

Was ist am meisten für den Klimawandel verantwortlich?

Das am meisten vorhandene Treibhausgas Kohlendioxid wird vor allem bei der Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl oder Erdgas sowie bei der Verbrennung von Biomasse (vor allem Holz) freigesetzt.

Was belastet das Klima am meisten?

Platz 1: Die Energieerzeugung. Platz 2: Die Industrie. Platz 3: Der Verkehr. Platz 4: Gebäudewirtschaft.

Was ist schlecht für das Klima?

Der größte Brocken in der schlechten Umweltbilanz des Menschen ist der Tierhaltung geschuldet. Denn die Tierhaltung und der Transport des Fleischs tragen zum Klimawandel bei. Je weniger Fleisch und andere tierische Produkte verzehrt werden, umso besser für die Natur.

Was sind die größten Umweltverschmutzer?

Im Jahr 2020 war China mit einem Anteil von rund 31 Prozent an den globalen Kohlenstoffdioxid-Emissionen der weltweit größte CO2-Emittent. Die USA trugen mit rund 14 Prozent ebenfalls wesentlich zum CO2-Ausstoß bei.