Was bedeuten angelegte ohren beim pferd

Mit nach vorn gestellten Ohren signalisiert das Pferd Aufmerksamkeit und Freundlichkeit. Sind Kopf und Hals dabei gesenkt und einem anderen Lebewesen entgegengestreckt, bedeutet diese Ohrstellung so viel wie: „Hallo, komm her! Ich finde dich interessant und nett!“. Sind Hals und Kopf steil aufgerichtet, ist das Pferd sehr wachsam und wägt ab, ob eine Flucht notwendig sein könnte.

Nach hinten gestellte Ohren bedeuten nicht gleich, dass das Pferd sich unwohl fühlt oder Angst hat. Im Gegenteil richtet es seine Aufmerksamkeit und Konzentration auf etwas, das sich hinter seinem Kopf befindet, was sowohl ein Reiter, als auch eine Kutsche oder jedweder anderer Gegenstand sein kann. Auch beim übermütigen Herumtollen zeigen die Pferdeohren häufig nach hinten.

Achtung ist geboten, wenn ein Vierbeiner die Ohren eng nach hinten anlegt. Damit signalisiert er Angst, Aggression, Stress und Schmerz: Je enger die Ohren angelegt werden, desto stärker ist die dahinter stehende Emotion und sollte auch als diese anerkannt werden, denn bei Nichtachtung kann es gefährlich werden. Teilweise legen Pferde die Ohren auch bei lauten Geräuschen eng an, um ihr Gehör zu schützen oder wenn sie charakterlich schlicht unsicher sind.

Bei seitlich ausgerichteten, leicht hängenden Ohren ist das Pferd entspannt, vielleicht sogar gelangweilt oder döst einfach nur. Sind die Augen dabei etwas geschlossen, ist es wichtig, sich dem Pferd ruhig zu nähern, damit es nicht auf einmal hochschreckt.

Ein angeregtes Spiel der Ohren, die sich unabhängig voneinander in verschiedene Richtungen bewegen können, zeigt, dass das Pferd verwirrt ist und versucht, eine Situation einzuordnen. Da es sich nicht sicher ist, worauf es seine Aufmerksamkeit richten soll, werden die Ohren in alle Richtungen gestellt, um sich zu orientieren.

Vielleicht ist Euch das ja auch schon aufgefallen: in vielen Filmen oder Fotos von der Freiarbeit mit Pferden sieht man angelegte Ohren. Manch einer interpretiert das als Aggression, viele als Konzentration. Beides kann der Fall sein. Daneben sind aber auch noch andere Interpretationen möglich. So zeigen z.B. resignierte, verunsicherte, verwirrte, gestresste oder überforderte Pferde oder solche, die Schmerzen oder Angst vor negativen Folgen haben, ebenfalls angelegte Ohren. Um herauszufinden, was angelegte Ohren bei der Freiarbeit im Einzelfall tatsächlich ausdrücken, gilt es auf mehr zu schauen als nur auf die Ohren. 

Die Ohren sind nicht alles

Für mich greift es eindeutig zu kurz, wenn wir nur die angelegten Ohren allein interpretieren, denn sie sind immer nur ein Teil des Ganzen. Wenn wir nicht nur die Ohren allein, sondern das Pferd als Ganzes anschauen, wird meist viel deutlicher, was in dem Pferd vorgeht.

Schauen wir auch den Gesichtsausdruck des Pferdes an: 

  • Wie sieht das Auge des Pferdes aus? Groß und rund und offen oder eher klein und verengt oder stumpf und in sich gekehrt?
  • Zeigen sich Falten über dem Auge des Pferdes?
  • Ist die Kaumuskulatur sichtbar angespannt? Knirscht das Pferd mit den Zähnen? 
  • Sind die Lippen zusammengekniffen oder ist die Maulpartie entspannt?
  • Ist die Nase gekräuselt? Oder sind die Nüstern stark geweitet?

Schauen wir auch auf den Körper des Pferdes: 

  • Wirkt das Pferd ent- oder angespannt? Freudig oder gestresst? 
  • Sind die Bewegungen des Pferdes locker und weich oder zackelig und kurz? 
  • Schwingt der Rücken im Trab und ist ein gleichmäßiger Fluss zu erkennen oder sind die Bewegungen gehalten oder explodiert das Pferd geradezu?
  • Ist das Tempo ingesamt wie gebremst, ist es energievoll oder viel zu hoch?
  • Welchen Eindruck vermittelt das Pferd mit seinen Bewegungen: Sieht man einen Tänzer? Wirkt es mehr wie ein Roboter? Oder denkt man an einen Sportler? Oder woran sonst?

Und versuchen wir auch ein Gefühl für die Gesamtstimmung zu bekommen: 

  • Ist die Stimmung leicht und freudig? Hat es etwas Spielerisches? Oder wirkt die Arbeit wie einstudiert und abgespult? Oder gibt es Momente, in denen man beim Zuschauen denkt, dass das aber ganz schön gefährlich aussieht? 
  • Wird das Pferd während der Arbeit schöner und „größer“, beginnt es zu strahlen oder befolgt es allein die Anweisungen und reagiert mechanisch auf Zeichen? 
  • Wie fühlt sie die Rolle des Menschen an: Dirigiert er? Leitet er? Bestimmt er? Und welche Ausstrahlung hat er bei der Arbeit? Eine weiche und offene oder eine angespannte und harte?
  • Wie fühlt sich die Arbeit insgesamt an? Nach Lust und Freude? Nach Anspruch und Erwartung? Nach einem Ringen und Kämpfen? Nach Funktionieren? Nach einer gelungenen Kommunikation mit gegenseitigem Respekt?

Der letzte Punkt ist für mich persönlich tatsächlich der wichtigste: das HINEINFÜHLEN in das Miteinander zwischen Mensch und Pferd. Wenn wir weniger mit den Augen als mit dem Bauch „sehen“, entdecken wir oft den Kern der Dinge viel zuverlässiger. 

Konzentration oder Aggression? 

Um noch einmal zurück auf die angelegten Ohren zu kommen: Angelegte Ohren immer gleich als Aggression zu deuten oder mit einem „Der ist halt konzentriert“ abzutun, heißt für mich die Chance zu verpassen, etwas mehr von dem zu verstehen, was da gerade zwischen Mensch und Pferd geschieht. Gerade in der Freiarbeit hängt so viel von der Stimmung ab und vom Miteinander der Beteiligten. Menschen machen hier oft hier viel mehr Druck als ihnen bewusst ist und das zeigen Pferde dann eben unter anderen mit angelegten Ohren.

Das, was unter „Freiarbeit“ gezeigt wird, kann von einem zauberhaften Tanz bis hin zum absoluten Kadavergehorsam reichen, es kann ein Ausdruck von gewachsenem Vertrauen sein, aber auch zu brandgefährlichen Situationen führen. Wenn der Mensch nicht bereit ist, die Signale des Pferdes, die oft zunächst ganz leise und unauffällig sind, manchmal aber auch sehr deutlich werden, zu lesen und auf sie zu reagieren, wird er nie wirklich MIT dem Pferd arbeiten können. 

Angelegte Ohren sind immer ein Zeichen für mich

Für mich sind angelegte Ohren bei der Freiarbeit immer ein Zeichen dafür, dass ich achtsam hineinspüren sollte, in das, was wir da gerade machen. Bleiben die Ohren dauerhaft angelegt, stimmt für mich etwas nicht und ich frage mich, ob ich zum Beispiel zu viel Druck mache, dem Pferd etwas unangenehm ist oder heute einfach nicht der richtige Tag für diese Arbeit ist.

Mir fällt auf, dass vor allem dann, wenn der Mensch in der Freiarbeit sehr dicht am Pferd mitläuft und gleichsam jeden Schritt des Pferdes vorgibt oder kontrolliert, häufig angelegte Ohren zu sehen sind, oft in der Kombination mit einem verbissen wirkenden Gesichtsausdruck. Hier fehlt mir dann der freudige Aspekt und das spielerische Miteinander.  

Es stimmt natürlich, dass Konzentration beim Pferd zu angelegten Ohren führen kann, aber Pferde können durchaus konzentriert und aufmerksam mitarbeiten, ohne die ganze Zeit die Ohren angelegt zu haben. Auf diesem Foto sieht man sehr schön, wie Anthony mit einem Ohr ganz bei mir ist. Dabei ist aber seine ganze Haltung und Ausstrahlung weich und entspannt. So wünsche ich mir die Grundstimmung bei der Freiarbeit. 

Wie zeigt ein Pferd seine Zuneigung?

Sich entspannen "Können Pferde in der Nähe des Besitzers relaxen, ist das ein Vertrauensbeweis", meint Kate Farmer. Und damit Zeichen für Zuneigung. Beim Entspannen hängt bei einigen Pferden die Unterlippe locker nach unten, die Augen sind halb geschlossen, der Hals senkt sich und die Ohren kippen zur Seite.

Was bedeutet es wenn ein Pferd mich Anstupst?

Ein sanfter Stups vom Pferd ist wie eine Aufforderung: Gib mir ein Leckerli, kraul mich doch – das alles kann dahinterstecken. Aber: Wenn Dein Pferd Dich nicht nur stupst, sondern mit der Nase deutlich schiebt, solltest Du aufpassen: Damit zeigt es nämlich, dass es die Chef-Rolle übernimmt.

Wie begrüßt man ein Pferd richtig?

Es wendet sich Ihnen zu, kommt zu Ihnen oder schaut zu Ihnen rüber. Probieren Sie einen Gruß, indem Sie Ihre Hand auf die Höhe der Nase Ihres Pferdes halten. So kann es Ihre Hand beschnuppern und es wirkt wie eine Begrüßung. Das ist gut vergleichbar mit dem Händeschütteln unter uns Menschen.

Warum schnappt mein Pferd nach mir?

Münster - Eigentlich gibt es nur einen Grund, warum ein Pferd nach Artgenossen oder dem Menschen schnappt: Die Rangordnung steht nicht fest. Davon ist Susanne Suberg, Monty Roberts Instruktorin, überzeugt. Sie sagt, dass beißende Pferde oft nicht gelernt haben, Abstand zum Menschen einzuhalten.