In der Pubertät verändert die biologische Uhr den Schlafrhythmus, und Jugendliche überfordern sich oft selbst: Heranwachsende können nichts dafür, dass sie in der Schule müde sind
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"Selbst wenn ich Dias zeige, dunkle ich den Raum nicht mehr ab", sagt Lauren Boyle, Lehrerin an einer High School im US-Bundesstaat Massachusetts. "Denn wenn ich das tue, schläft mir ein Drittel der Klasse ein." Die Vorstellung reizt zum Schmunzeln, doch das permanente Schlafdefizit vieler Heranwachsender ist ein ernstes Problem. Nicht nur die Lernleistung lässt nach, es drohen auch Gesundheitsprobleme. Eltern sollten daher auf eine ausreichende Nachtruhe ihrer Kinder achten.
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Jetzt, wo die Nächte wieder länger werden und es morgens noch dunkel ist, wird es zusätzlich schwieriger, die Jugendlichen zum Aufstehen zu bewegen. Mütter und Väter kennen den morgendlichen Kampf zur Genüge. In amerikanischen Umfragen gaben 82 Prozent der Schüler in den oberen Klassenstufen an, sich morgens müde und zerschlagen zu fühlen. Mehr als die Hälfte gab zu, sich an mindestens einem Tag der Woche überhaupt nicht konzentrieren zu können.
Ursache für die ständige Übermüdung ist eine selbst auferlegte Überforderung. Hausaufgaben sind zu erledigen, und häufig kommt noch ein kleiner Job zur Aufbesserung des Taschengelds hinzu. Dann folgt das, was aus jugendlicher Sicht unbedingt sein muss: Surfen im Internet, Videospiele und Telefonieren mit Freundinnen und Freunden und zumindest am Wochenende eine "Late-Night-Party".
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All das frisst eine Vielzahl von Stunden, die am Schlaf eingespart werden. Nach medizinischen Empfehlungen sollten Heranwachsende zwischen zwölf und 17 Jahren 8,5 bis 9,5 Stunden pro Nacht schlafen. Mit 7,6 Stunden an Wochentagen und 8,9 Stunden an Wochenenden ist die Realität davon jedoch weit entfernt. Herzbeschwerden, Neigung zu Zuckerkrankheit, Dickleibigkeit, Depressionen und eine verkürzte Lebenserwartung als Erwachsener haben Mediziner als Folgen andauernden Schlafdefizits bei Jugendlichen ausgemacht. Viele versuchen, ihr Schlafbedürfnis am Wochenende zu befriedigen. Doch wer einen Großteil des Sonntags verschläft, hat abends Schwierigkeiten beim Einschlafen und bleibt länger auf. So beginnt die Müdigkeit schon am Montagmorgen.
An dieser Situation sind die Jugendlichen aber nur zum Teil selbst schuld. Mit Pubertätsbeginn im Alter zwischen zwölf und 14 verschiebt sich der Rhythmus der inneren Uhr. Vor diesem Einschnitt gehen Kinder meist früh schlafen. Aber mit den letzten Schritten der körperlichen Reife wird der Schlafbeginn immer weiter in die Nacht verschoben. Erst im Alter von etwa 20 kehrt sich der Trend erneut um, und der Mensch hat das Bedürfnis, wieder früher schlafen zu gehen.
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Schulen in einigen US-Bundesstaaten haben Konsequenzen daraus gezogen, dass die biologische Uhr in Jugendlichen anders tickt. Sie lassen den Unterricht am Morgen eine Stunde oder sogar 90 Minuten später beginnen. Aufmerksamere Schüler und bessere Noten waren das Ergebnis. Forderungen nach einem späteren Schulbeginn erheben auch deutsche Wissenschaftler wie Christoph Randler, Professor an der Universität Leipzig. Randler konnte nachweisen, dass Studenten, die trotz ihres jugendlichen Naturells früh zu Bett gingen, im statistischen Durchschnitt eine halbe Zensurnote besser waren, als Kommilitonen, die spät schlafen gingen.
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"Morgenstund hat Gold im Mund" trifft nur auf eine Minderheit der Jugendlichen zu. Die Diskussionen unter den Experten werden weitergehen. Doch es gibt Verhaltensregeln, die Eltern ihren heranwachsenden Kindern nahelegen können. Wem es möglich ist, der sollte ein Mittagsschläfchen halten, aber nicht länger als eine Stunde.
Um die Versuchungen zu minimieren, sollte der Fernseher im Wohnzimmer stehen; im Schlafzimmer hat er nichts zu suchen. Täglich einzuhaltende, feste Bettzeiten fördern geregelten Schlaf ebenso wie eine Ruhephase vor dem Zubettgehen unter nicht zu hellem Licht. Nicht zuletzt zählt das gute Beispiel. Kein Jugendlicher folgt guten Worten, wenn Eltern das Gegenteil vorleben.