Rotoren sind weltweit gleich gebaut – Uhrzeigersinn hat sich durchgesetzt
Das hat sich einfach so ergeben. Es hat also nichts mit der „Hauptwindrichtung“ zu tun. Wäre das so, könnte man das Windrad ja einfach andersherum aufstellen und linksherum drehen lassen.
Es hat auch nichts mit der „Corioliskraft“ zu tun, wie auf manchen Internetseiten steif und fest behauptet wird: Die Corioliskraft ist eine Kraft, die sich durch die Erddrehung ergibt und dafür sorgt, dass sich Hochdruckgebiete auf der Nordhalbkugel rechtsherum drehen. Aber Windräder drehen sich überall rechtsherum, nicht nur auf der Nordhalbkugel. Das liegt einfach daran, dass die Rotoren so gebaut sind.
Praktisch für den Windkraftanlagen-Markt: weltweiter Standard
Die Drehrichtung ist für die Funktionsweise völlig egal. Es ist nur einfach praktischer, wenn es eine einheitliche Richtung gibt. Der Uhrzeigersinn hat sich durchgesetzt.
Früher, in der Zeit der Windmühlen, waren die Traditionen sehr unterschiedlich: Es gab Länder wie Dänemark und Holland, wo sich die meisten Windmühlen linksherum gedreht haben, in Norddeutschland drehten sie sich eher rechtsherum.
Bei den modernen Windkraftanlagen war es anfangs auch so. Die frühen Windräder in Dänemark haben sich linksherum gedreht. Diese regionalen Traditionen gibt es bei den Windkraftanlagen nicht mehr, weil das ja einen weltweiten Markt betrifft. Da hat sich die Drehung im Uhrzeigersinn einfach als weltweiter Standard durchgesetzt – auch wenn es dafür keine offizielle Norm gibt.
Es ist sinnvoll, weil die Produktion dadurch einfacher ist: Die Rotorblätter der Windräder sind ja im Längsprofil asymmetrisch geformt – sie haben eine Luv- und eine Leeseite, sodass sie die Windkraft möglichst effizient in eine Drehbewegung umsetzen. Wollte man jetzt neben den rechtsdrehenden auch linksdrehende Windräder bauen, bräuchte man zusätzlich spiegelverkehrt gebaute Rotorblätter. Das wäre technisch kein Problem, würde aber mehr Aufwand bedeuten als wenn man immer nur einen Typ herstellt.
Gleichmäßiges Drehen ruft Windkraftgegner nicht zusätzlich auf den Plan
Neben diesen praktischen Gründen kommen vielleicht auch noch ästhetische hinzu: Windräder werden ohnehin schon von vielen als eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes wahrgenommen. Wenn sich nun in einem großen Windpark die einen Räder rechtsrum und die anderen linksrum drehen, würde das unter Umständen noch unruhiger wirken als wenn sich alle Räder in die gleiche Richtung drehen.
Johannes, Erik und Eriks Frau diskutieren: der Uhrzeigersinn gewinnt
Warum aber gerade der Uhrzeigersinn? Dazu gibt es eine Geschichte, die man sich in der dänischen Windindustrie erzählt. Demnach fiel die Entscheidung 1970 in Dänemark. Es gab zwei Brüder, die beide in der Windbranche tätig waren: Erik und Johannes Grove-Nielsen. Diese Brüder waren Konkurrenten. Der eine, Erik, hat nun eines Abends am Küchentisch seine Rotorblätter entworfen und dabei mit seiner Frau auch die Drehrichtung besprochen. Daraufhin meinte die Frau sinngemäß: Die Blätter vom Johannes laufen linksherum, deshalb sollten sich unsere rechtsherum drehen. Und nachdem sich Eriks Firma in den darauf folgenden Jahren zu einem weltweit führenden Rotorblatthersteller entwickelt hat, so die Geschichte, hätten sich die rechtsdrehenden eben durchgesetzt.
Die Antwort auf die Frage, warum sich in ein und
demselben Windpark manche Räder schneller als andere drehen und manche gar nicht, kennt Professor Dr. Dieter Sell. Er ist Geschäftsführer der Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur GmbH (ThEGA). Für dieses vermeintliche Phänomen kann es ganz unterschiedliche Ursachen geben: Wartungsarbeiten oder Defekte, zum Beispiel an Getriebe oder Rotoren:
Netzkapazität: Die Netzbetreiber dürfen die Einspeisung in das aufnehmende Netz herabregeln, wenn die eingespeiste Energiemenge nicht mehr transportiert oder aufgenommen werden kann. Sind nebeneinanderstehende Anlagen an unterschiedliche Netze angeschlossen, kann eine Anlage still stehen und eine daneben stehende Anlage dreht sich.
Keine Schatten auf die Häuser
Abschaltzeiten zum Schutz von Mensch und Natur: Windkraftanlagen werden teilweise auch zum Schutz von
Vögeln und Fledermäusen zu Brut- und Ausflugzeiten abgeschaltet. Ähnliches gilt für den Anwohnerschutz, wenn sie beispielsweise bei tiefstehender Sonne länger als 30 Minuten am Tag Schatten auf anliegende Wohngebäude werfen.
Zu geringer Wind: Bei zu geringem Wind verbrauchen die Anlagen Strom statt diesen zu produzieren. Deshalb schalten sich manche Anlagen ab und einige laufen weiter, um so zu testen, ob verwertbarer Wind ansteht, damit die anderen Anlagen zugeschaltet werden können.
Unterschiedliche Anlagentypen: In Windparks mit älteren und neuen Anlagen lässt sich beobachten, dass die technisch ausgereifteren Typen schon bei geringeren Windstärken anlaufen und Strom produzieren.
Informationen:
www.wind-gewinnt.de
das andere aber nicht. Für dieses vermeintliche Phänomen kann es ganz unterschiedliche Ursachen geben. Sie nutzen den gleichen Wind. Doch oft dreht sich das eine Windrad