Warum bekommt man Gänsehaut bei Musik

Forschern zufolge haben Menschen, die beim Musikhören Gänsehaut bekommen ein spezielles Gehirn

Bekommst du Gänsehaut, wenn du dein Lieblingslied hörst oder sonst ein Lied, dessen Melodie dich ergreift? Dann ist dein Hirn gemäss einer Studie der Harvard University zufolge sehr speziell. Die Forscher wollten der Frage nachgehen, warum manche Menschen beim Musikhören solch starke Emotionen haben wie eben jene, dass sie Gänsehaut bekommen.
Der Effekt der Gänsehaut ist uns allen hauptsächlich im Zusammenhang mit Frieren bekannt aber nicht zwingend beim Hören von Musik. Die Forscher haben darum aus über 200 Bewerbern 20 ausgesucht und in zwei Gruppen aufgeteilt: jene die Gänsehaut bekamen und jene die keine bekamen.

Den Probanden wurden Lieder vorgespielt und gleichzeitig die Gehirnströme überwacht. Bei der Gruppe, die Gänsehaut bekam, wurden mehr Nervenfasern festgestellt und drei Hirnregionen waren dadurch deutlich stärker aktiv: die Region, welche fürs Hören zuständig ist, diejenige, die Gefühle verarbeitet und der mediale präfrontale Cortex, von dem man annimmt, dass er Emotionen kontrolliert.

«Wir glauben, dass diese Verbindung der Hirnregionen es der Musik ermöglicht bei uns tiefgehende Emotionen zu wecken» wird Matthew Sachs vom Forscherteam zitiert. Was die Forscher allerdings noch nicht wissen ist, ob das bekommen von Gänsehaut beim Musikhören erlernt ist oder ob die erhöhte Anzahl der Nervenfasern bei den Probanden schon immer vorhanden war. Es scheint so, als wäre die Verbindung zwischen den auditiven und den emotionalen Hirnregionen die Grundlage um Musik geniessen zu können und bei manchen Menschen ist die Verbindung ausgeprägter als bei anderen.

Gänsehaut auf dem Arm einer Person.

© Jupiterimages/iStockphoto

"Warum bekomme ich beim Musikhören manchmal Gänsehaut?"

Medizinische Fragen einfach erklärt

Der Refrain setzt ein, schlagartig gewinnt das Lied an Kraft. Eine Stimme singt von Liebe und Schmerz, Geigen untermalen jedes Wort. Viele Menschen empfinden das als intensiven und emotionalen Moment – sie gehen in der Musik auf, das große Gefühl des Stückes überträgt sich unmittelbar auf ihre Stimmung. Die Emotion zeigt sich mitunter auch körperlich: Die Haare stehen zu Berge und es läuft ein Schauer über den Rücken. Für Musikliebhaber macht das erst den besonderen Kick eines guten Liedes aus. Und auch der Künstler freut sich über ein Lob wie "An dieser Stelle bekomme ich immer Gänsehaut". Doch wie kommt es dazu, dass ein Musikstück zu Gänsehaut führt?

Verschiedene Forschungsgruppen gehen dieser Frage nach. Ihr Fazit: Auf beiden Seiten muss die Mischung stimmen; denn das Musikstück und der Hörer tragen ihren Teil dazu bei, dass sich die Armhaare aufrichten und der Rücken kribbelt. Auch das Drumherum spielt eine Rolle: Ist die Stimmung im Konzertsaal schlecht, springt der Funke wahrscheinlich nicht über. Wer einen engen Bezug zu Musik hat und sich stark mit ihr identifiziert, bekommt eher eine Gänsehaut. Weitere Eigenschaften von Gänsehautkandidaten: Sie sind generell emotional und profitieren stark von äußerer Anerkennung, ernten also gerne Lob. Dies erklären Wissenschaftler dadurch, dass Musikhören Teile des Gehirns aktiviert, die auch Gefühle wie Freude und Belohnung verarbeiten. Doch bei weitem nicht jeder Mensch fühlt sich derart stark von Musik angesprochen. Einige können eine Gänsehaut beim Musikhören nicht mal nachvollziehen – schlicht weil sie das nie erlebt haben.

Auf Seiten des Musikstücks scheinen eine Reihe unterschiedlicher Elemente für eine Gänsehaut zu sorgen. So geben Testpersonen immer wieder an, dass sie eine Gänsehaut bekommen, wenn in einem Lied eine Stimme oder ein Chor einsetzt oder plötzlich die Lautstärke steigt. Die Gänsehaut (medizinisch: Cutis anserina) entsteht, weil das intensive Hörerlebnis in Teilen des Nervensystems Reaktionen auslöst: In der Folge gelangen Nervenimpulse zum Herzen und lassen es schneller schlagen, andere wandern zu den kleinen Muskeln in der Haut (Musculi arrectores pilorum), die sich anspannen und so die Haare emporrichten.

Dr. med.
Fabian Weiland (ehem. Chefredakteur)

(ehem. Chefredakteur)

Letzte Aktualisierung: 28.12.2021

Autor*in

Eine Frau liegt auf dem Bach und erhält eine Massage im NackenOnmeda-Redaktion

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Was bedeutet es wenn man Gänsehaut bekommt?

Kühlt der Körper innerlich ab, so ziehen sich die Gefäße der Lederhaut zusammen und es wird weniger Wärme ausgestrahlt. So ist die Gänsehaut eine Maßnahme des Körpers gegen die Kälte. Die kleinen glatten Muskeln in der Haut ziehen sich zusammen und richten dadurch die feinen Haare auf.

Warum fühle ich Musik extrem?

Musik erzeugt Gänsehaut, bringt uns in Hochstimmung und treibt uns die Tränen in die Augen. Electro-Beats treiben uns an, ein tosendes Orchester sorgt für wohlige Schauder, eine tiefe Gesangsstimme wirkt beruhigend. Es ist schon erstaunlich, wie sehr uns Klänge beeinflussen und unsere Gefühlswelt dirigieren.

Warum berührt uns Musik?

Musik hat einen Einfluss auf zahlreiche physikalische Vorgänge im Körper: Sie verändert den Herzschlag, beeinflusst Atemfrequenz und Blutdruck und wirkt sich auf Muskelspannung und Hormonhaushalt aus. So kann Musik beflügeln, glücklich stimmen, beruhigen, entspannen, Erinnerungen wachrufen und sogar Schmerzen lindern.

Warum muss ich weinen wenn ich Musik höre?

Musik wirkt meist unterhalb der Bewusstseinsschwelle auf das vegetative Nervensystem. Forscher haben herausgefunden, dass Melodien und Rhythmen genau auf jene Hirnregionen wirken, die für die Verarbeitung von Trauer, Freude und Sehnsucht zuständig sind.