Als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sich kürzlich beim Tag der offen Tür der Bundesregierung den Fragen der Bürger stellte, wollte ein Junge von ihm wissen: „Bist du reich?“ Scholz antwortete: „Wenn man bedenkt, wie viel die Menschen durchschnittlich verdienen, dann ja.“
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Ökonomen haben ausgerechnet, ab welchem Einkommen Menschen in Deutschland zu den oberen zehn Prozent zählen.
Die Grenze liegt dabei deutlich niedriger, als viele von euch vermuten würden.
Wenn ihr Single seid und mindestens 3529 Euro netto im Monat verdient, seid ihr dieser Definition zufolge reich.
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Villa, Yacht und Privatjet? Wer all das besitzt, ist vermutlich reich. Viele von euch werden sich womöglich denken: reich? Das sind nur die anderen. Immerhin besitzen die wenigsten in Deutschland besagte Luxus-Gegenstände. Aber um als reich zu gelten, ist all das gar nicht nötig, wie Berechnungen zeigen. Denn zu den oberen zehn Prozent in Deutschland gehört man schon mit einem Einkommen, mit dem man sich vermutlich als wohlhabend einstuft – aber nicht zwingend als reich.
Ökonomen vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) haben für den „Spiegel“ nun ausgerechnet, wo eigentlich die Grenze zu den oberen zehn Prozent verläuft, und ab welchem Einkommen auch ihr dabei seid.
Grundlage dafür ist das sogenannte Sozio-oekonomische Panel (SOEP), für das das IW regelmäßig 16.000 private Haushalte in Deutschland nach Einkommen, Jobwechsel und Gehaltsentwicklungen befragt. Die aktuellsten Zahlen stammen aus dem Jahr 2017.
Single mit 3.529 Euro netto im Monat gehört zum oberen Zehntel in Deutschland
Das Ergebnis der Studie dürfte so manch einen überraschen. Denn wenn ihr alleinstehend seid und über ein Einkommen von 3529 Euro netto pro Monat oder mehr verfügt, gehört ihr zu besagten oberen zehn Prozent. Je mehr Leute allerdings im Haushalt leben beziehungsweise je größer die Familie wird, desto komplizierter wird die Rechnung.
Laut IW gehört eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren ab 7412 Euro netto pro Monat zum oberen Zehntel der Deutschen, berichtet der „Spiegel“. Ein Paar ohne Kinder, die zusammen in einem Haushalt leben, gehören ab 5294 Euro netto im Monat dazu.
Mit diesem Rechner könnt ihr ausrechnen, wo ihr mit eurem Einkommen steht:
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Zugehörigkeit zur sozialen Oberschicht
In einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) aus dem Jahre 2021 wurde untersucht untersucht, ab welchem Einkommen man zur sozialen Oberschicht gehört. Grundlage der Studie ist das Sozio-ökonomischen Panel (SOEP), eine Langzeit-Haushaltsbefragung, die seit 1984 durchgeführt wird. Dabei werden zurzeit rund 35.000 Personen aus 19.000 repräsentativen Haushalten befragt. Die neuesten Einkommensdaten stammen aus dem Jahr 2018.
Der Studie zufolge zählen in Deutschland Singlehaushalte ab einem monatlichen Nettoeinkommen von 3.700 Euro zu den reichsten 10 Prozent des Landes. Verdient man als Single mindestens 4.560 Euro, gehört man bereits zu den reichsten fünf Prozent - und ab 7.190 Euro sogar zum reichsten ein Prozent.
Paare, die ohne Kinder in einem Haushalt leben, gehören ab einem gemeinsamen Nettoeinkommen von 5.550 Euro zum reichsten Zehntel und ab einem Nettoeinkommen von 10.790 zu den reichsten ein Prozent der Gesellschaft. Dass Paare gemeinsam weniger verdienen müssen, um zur Oberschicht zu zählen, erklärt sich dadurch, dass die Kosten des Einzelnen beim Zusammenleben sinken.
Unterscheidung zwischen DINK(Y)s und HIKOs
Die Studie differenziert außerdem zwischen Doppelverdiener-Paaren ohne Kinder (Double Income, No Kids (Yet), kurz DINK(Y)s) und Paaren, die über ein hohes Einkommen verfügen, noch keine Rente beziehen und deren Kinder nicht mehr im gleichen Haushalt leben (High Income, Kids Out, kurz HIKOs). Die DINK(Y)s machen rund 4,6 Prozent der deutschen Haushalte aus, die Gruppe der HIKOs etwa 9,3 Prozent. Beide Gruppen sind in den oberen zehn Prozent überrepräsentiert. In dieser Einkommensklasse werden 11,4 Prozent DINKYS und 17,2 Prozent HIKOs gezählt. Bei den oberen fünf und dem obersten Prozent ist der Effekt noch deutlicher. Wer zu einer der beiden Gruppen zählt, hat die besten Chancen, zur Einkommensspitze zu gehören. Alleinerziehende gibt es unter den Topverdienern hingegen kaum.
Einkommensgrenze ist seit 2016 gestiegen
Laut IW hätten die Forscher einen Anstieg der Einkommensgrenzen in den vergangenen Jahren konstatiert. Im Jahr 2016 zählte man als Single bereits mit 3.440 Euro netto im Monat zu den reichsten zehn Prozent. Judith Niehues, Ökonomin beim IW betone in der Pressemitteilung, dass sich die nominale Einkommensgrenze zu den oberen zehn Prozent innerhalb von zwei Jahren um fast acht Prozent erhöht habe. "Das mittlere Einkommen stieg jedoch mit knapp neun Prozent noch etwas stärker", so die Ökonomin.
M. Wieser / Redaktion finanzen.net
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