Fast 57 Millionen Versicherte, gut 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner: Die gesetzliche Rentenversicherung ist unangefochtenes Rückgrat der Alterssicherung in Deutschland. Vor allem soll sie den Ruhestand von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern absichern.
Aber auch Selbstständige, Freiberufler, Hausfrauen oder -männer und sogar Beamte können über sie vorsorgen. Bisher machen viele von ihnen eher einen großen Bogen um das gesetzliche Standardprogramm. Das mag unter anderem an der starken Lobby der privaten Versicherungswirtschaft liegen, die viel dafür tut, sie in ihre eigenen Produkte zu locken. Dass die nicht immer der Königsweg sind, zeigt die Riester-Rente.
2022 gibt es mehr Rentenansprüche fürs Geld
Wir wollten wissen, was Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung bringen und wie sinnvoll das Vorsorgesparen über sie für Menschen in unterschiedlichen Erwerbssituationen ist.
Das wichtigste Ergebnis: 2022 ist ein gutes Jahr für Einzahlungen. Es gibt mehr Rentenansprüche fürs Geld. Die Rentenexpertinnen und -experten der Stiftung Warentest haben die Möglichkeit, über die Rentenkasse vorzusorgen, für fünf Erwerbssituationen beispielhaft durchgerechnet. Wir zeigen, wie sich mit freiwilligen Beiträgen die Rente erhöhen und die Steuerlast senken lässt.
Das bietet unser Special Freiwillige Rentenbeiträge:
- Basiswissen. Im kostenfreien Teil erfahren Sie Grundlegendes zu freiwilligen Beiträgen zur gesetzliche Rentenversicherung und können anhand unseres „Pro und Kontra“ abwägen, ob diese Art der Vorsorge etwas für Sie ist.
- Beispielrechnungen. Wenn Sie den Artikel freischalten, sehen Sie an fünf Beispielen für unterschiedliche Erwerbssituationen, wie freiwillige Einzahlungen die Rente erhöhen können und wie viel Steuerersparnis dafür drin ist. Spezielle Informationen und Tipps für Selbstständige, Freiberufler, Beamte, Frührentner und Hausfrauen und -männer helfen bei der Entscheidung.
- Beitragsrechner. Mit unserem Rechner für freiwillige Rentenbeiträge im kostenpflichtigen Teil des Artikels können Sie sich schnell einen Überblick verschaffen, wie Ihre individuelle Einzahlung derzeit Ihre Rente erhöht.
- Checkliste. Unsere Checkliste zeigt, wie Sie konkret vorgehen müssen, wenn Sie freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen möchten.
- Printartikel. Zudem erhalten Sie den aktuellen Printartikel aus Finanztest 3/2022 als PDF mit weiteren Beispielrechnungen zu freiwilligen Nachzahlungen für Schulzeiten und Ausgleichszahlungen für einen vorzeitigen Rentenbeginn.
Noch bis 31. März für 2021 Rentenbeiträge nachzahlen
Um freiwillig Beiträge in die Rentenkasse einzahlen zu können, müssen Interessierte zuerst einen Antrag auf freiwillige Versicherung stellen (siehe Checkliste). Die Höhe der monatlichen Beiträge legen sie dann zwischen dem Mindest- und Höchstbeitrag selbst fest. Monatlich können sie zwischen 83,70 Euro und 1 311,30 Euro überweisen. Ausnahme: Neuversicherte können noch bis Ende März 2022 für das komplette Jahr 2021 nachzahlen. Wer den jährlichen Höchstbeitrag von 15 735,60 Euro nicht ausschöpft, fährt aufgrund der günstigeren Bedingungen besser, wenn er möglichst viel für 2022 einzahlt.
Unsere Tabelle zeigt, mit welchem Rentenplus Einzahlende je nach Beitrag für die Jahre 2022 und 2021 rechnen können. Mit unserem Rechner können sie die Rentenerhöhung auch individuell ausrechnen.
Teils hohe Steuervorteile
Ein bedeutender Teil der Vorsorge über die gesetzliche Rente sind die Steuervorteile. An unseren fünf Fällen haben wir daher nicht nur untersucht, wie unterschiedliche Einzahlungen die Rente erhöhen, sondern auch, wie sehr einzelne Gruppen steuerlich profitieren. Beispielhaft gerechnet haben wir für:
- Selbstständige,
- Beamtinnen und Beamte,
- Freiberuflerinnen und Freiberufler,
- Frührentnerinnen und -rentner,
- Hausfrauen und -männer.
Auch pflichtversicherte Arbeitnehmer ab 50 können oft zusätzliche Einzahlungen leisten, so ihre Rente erhöhen und dabei Steuern sparen. Das gleiche gilt für unter 45-Jährige, wenn sie für Zeiten von Schulbesuch, Studium oder Ausbildung Beiträge nachzahlen.
Freiwillig in die Rente einzahlen – die wichtigsten Tipps
Freiwillig versichern. Sind Sie nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert, können Sie durch freiwillige Beiträge Ihre Rente erhöhen. Möglich ist das für Selbstständige und Freiberufler, Frührentner, Beamte und Hausfrauen und -männer. Wenn Sie das Special freischalten, zeigen Ihnen Beispielrechnungen, wie viel Rente und Steuerersparnis drin sind und wie Sie vorgehen, wenn Sie Beiträge nachzahlen wollen.
Angestellte. Auch Pflichtversicherte, insbesondere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, können freiwillig mehr einzahlen. Sind sie unter 45 Jahre, kommen Nachzahlungen für Schul-, Studiums- und Ausbildungszeiten infrage. Über 50-Jährige können Ausgleichszahlungen für einen früheren Rentenbeginn leisten.
Vorsorge klären. Freiwillige Beiträge können Sie nutzen, um sich langfristig eine Basisvorsorge aufzubauen, um im Alter damit die laufenden Kosten zu decken. Sie können mit ihnen aber auch Ihre Rente noch kurz vor dem Ruhestand aufpeppen, etwa wenn Sie feststellen, dass Ihre Rürup-Rente niedriger ausfällt als gedacht.
Sorgfältig abwägen. Renten passen nicht für jeden als Vorsorgeform. Das gilt auch für die gesetzliche Rentenversicherung. Unser „Pro und Kontra“ am Ende des Artikels hilft Ihnen, die richtige Entscheidung zu treffen.
Rat einholen. Bevor Sie freiwillig einzahlen, holen Sie sich kostenfreien Rat bei der Deutschen Rentenversicherung. Wollen Sie viel Geld investieren, kann zusätzlicher Rat von Lohnsteuerhilfevereinen, Steuerberatern oder unabhängigen Rentenberatern sinnvoll sein. Erkundigen Sie sich im Vorfeld immer nach den Kosten.
Sozialverbände. Bei Streitigkeiten mit der Rentenversicherung können Sie die Sozialverbände VdK und SoVD unterstützen. Der Mitgliedsbeitrag liegt bei 8 Euro und 6,90 Euro.
Steuerboni besonders für Selbstständige attraktiv
Gerade für Selbstständige sind die Steuerboni teils sehr attraktiv. Unsere Rechnungen zeigen, dass sie über 40 Prozent der Einzahlung ausmachen können. Auch bei anderen sind Steuerersparnisse von über 30 Prozent der Einzahlung drin. Aber nicht für alle sind die freiwilligen Einzahlungen gleich gut. Frührentner können meist weniger stark von den Steuervorteilen profitieren als während des Berufslebens.
Viele Faktoren spielen eine Rolle
Bedenken müssen Vorsorgesparende, dass im Ruhestand auf ihre Rente Steuern anfallen, wenn auch meist deutlich weniger als im Berufsleben. Dazu kommen bei gesetzlich krankenversicherten Rentnern Beiträge für die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung von rund 11 Prozent.
Vor einer Investition in die gesetzliche Rentenversicherung heißt es also genau rechnen. Einen allgemeingültigen Rat für oder gegen freiwillige Einzahlungen können wir nicht geben, dazu hängt sie von zu vielen persönlichen Faktoren ab. Unsere Beispielrechnungen zeigen aber, was Interessierte in ihre Überlegungen einbeziehen müssen.
Auf die Rechnerei verzichten können alle, die schon im Vorfeld zu dem Schluss kommen, dass Vorsorgen über die gesetzliche Rente nichts für sie ist. Dabei hilft unser Überblick über die Vor- und Nachteile.