Ist an den Mond eine Ballade?

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Aufnahme 2001

Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;

Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.

Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh- und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud' und Schmerz
In der Einsamkeit.

Fließe, fließe, lieber Fluß!
Nimmer werd' ich froh;
So verrauschte Scherz und Kuß
Und die Treue so.

Ich besaß es doch einmal,
was so köstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergißt!

Rausche, Fluß, das Tal entlang,
Ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!

Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.

Selig, wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt,

Was, von Menschen nicht gewußt
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.

Anmerkung: Der beruhigende Rhythmus des Gedichts rührt von vier- und dreihebigen Trochäen sowie dem Zusammentreffen der Hebungen am Ende des Verses und am Beginn des nächsten, die immer wieder zu einem kurzen Halt zwingen.

In Anthologien abgedruckt wird v.a. die obige Version von 1789, die vermutlich nach der Rückkehr von der Italienreise entstand. Die frühe Fassung des Gedichts, aus der Zeit um 1776/ 78, fand sich zwischen Briefen an Charlotte von Stein.

Das Gedicht des beliebten deutschen Dichters und bedeutenden Vertreters der Klassik Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) wurde erstmalig 1789 in Goethes Schriften, achter Band, veröffentlicht. Trotz des ambivalenten Verhältnisses zwischen Goethe und dem bekannten deutschen Komponisten Franz Schubert (1797-1828), vertonte dieser insgesamt 80 von Goethes Gedichten. Schubert verehrte den Dichter und Denker, dieser jedoch beachtete ihn kaum. Die Vertonung Schuberts zu An den Mond erschien 1850.

Carolin Eberhardt

1. Strophe

Füllest wieder Busch und Thal

Still mit Nebelglanz,

lösest endlich auch einmal

meine Seele ganz;

breitest über mein Gefild

lindernd deinen Blick,

wie des Freundes Auge mild

über mein Geschick.

2. Strophe

Jeden Nachklang fühlt mein Herz

Froh und trüber Zeit,

wandle zwischen Freud‘ und Schmerz

in der Einsamkeit.

Fliesse, fliesse lieber Fluss!

Nimmer wird‘ ich froh,

so verrauschte Scherz und Kuss

und die Treue so.

3. Strophe

Rausche, Fluss, das Thal entlang,

ohne Rast und Ruh‘,

rausche, flüstre meinem Sang

Melodien zu.

Selig, wer sich vor der Welt

Ohne Hass verschliesst,

einen Freund am Busen hält

und mit dem geniesst.

4. Strophe

Wenn du in der Winternacht

Wüthend überschwillst,

oder um die Frühlingspracht

junger Knospen quillst.

Was von Menschen nicht gewusst

Oder nicht bedacht,

durch das Labyrinth der Brust

wandelt in der Nacht.

*****

Vorschaubild: mondbeschienenes Landschaftsbild via pixabay.

Noten gesetzt von Carolin Eberhardt.

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Was hatte der berühmte Dichter Johann Wolfgang von Goethe wohl dem Mond zu sagen, dass er ihm ein ganzes Gedicht widmete? In dem Gedicht wird der Mond zu einem Freund, dem sich das lyrische Ich anvertraut und von seinem Kummer berichtet.

Das erste Mal findet sich das Gedicht "An den Mond" im Jahr 1778 in einem Brief Goethes an seine Freundin Charlotte von Stein, in die er auch verliebt war. Später veränderte er das Gedicht im Wortlaut und fügte ihm drei weitere Strophen hinzu. Diese Fassung ist heute am meisten verbreitet und stammt aus dem Jahr 1789.

"An den Mond" – Gedicht

Füllest wieder Busch und Tal

Still mit Nebelglanz,

Lösest endlich auch einmal

Meine Seele ganz;

Breitest über mein Gefild

Lindernd deinen Blick,

Wie des Freundes Auge mild

Über mein Geschick.

Jeden Nachklang fühlt mein Herz

Froh' und trüber Zeit,

Wandle zwischen Freud' und Schmerz

In der Einsamkeit.

Fließe, fließe, lieber Fluss!

Nimmer werd' ich froh,

So verrauschte Scherz und Kuss,

Und die Treue so.

Ich besaß es doch einmal,

Was so köstlich ist!

Dass man doch zu seiner Qual

Nimmer es vergisst!

Rausche, Fluss, das Tal entlang,

Ohne Rast und Ruh,

Rausche, flüstre meinem Sang

Melodien zu,

Wenn du in der Winternacht

Wütend überschwillst

Oder um die Frühlingspracht

Junger Knospen quillst.

Selig, wer sich vor der Welt

Ohne Hass verschließt,

Einen Freund am Busen hält

Und mit dem genießt,

Was, von Menschen nicht gewusst

Oder nicht bedacht,

Durch das Labyrinth der Brust

Wandelt in der Nacht.2

"An den Mond" – Inhaltliche Analyse

Das Gedicht ist wie ein Monolog gestaltet, also ein Gespräch, in dem nur eine Partei spricht. Dabei richtet sie sich trotzdem häufig an einen Gesprächspartner.

Wenn Du Dir mit der Bedeutung des Begriffes Monolog noch unsicher bist, kannst Du in der Erklärung "Dramenanalyse" eine genauere Beschreibung dazu finden.

Der Sprecher eines Gedichtes wird als lyrisches Ich bezeichnet. Es ist häufig durch das Personalpronomen "ich" erkennbar. Wichtig ist, dass Du im Hinterkopf behältst, dass die Verfasserin oder der Verfasser nicht mit dem lyrischen Ich identisch ist. Der Titel des Gedichts verrät Dir, dass sich das lyrische Ich hier an den Mond wendet. Im Text selbst wird nur durch die Verbform deutlich, dass es jemanden anspricht.

"Füllest wieder Busch und Tal" = Du füllst wieder Busch und Tal

Das Verb steht in der 2. Person Singular, das "e" in "füllest" macht das Wort zweisilbig, um es dem Rhythmus des Gedichts anzupassen.

Im weiteren Verlauf richtet sich das lyrische Ich außerdem an den Fluss. Dort nutzt es die direkte Anrede "lieber Fluss", das Personalpronomen "du" und auch den Imperativ, also die Aufforderungsform des Verbs.

"Fließe, fließe, lieber Fluss!"

Fließe = 2. Person Singular Imperativ

Weitere Informationen zur Aufforderungsform findest Du in der Erklärung "Imperativ". Zu den Verbformen kannst Du Dir außerdem in der Erklärung "Verb" einen Überblick verschaffen.

Das Gedicht wird in drei Sinnabschnitte aufgeteilt. Der Erste umfasst die Strophen eins bis drei. Darin beschreibt das lyrische Ich, wie der Mondschein ein Tal erhellt und dass es ihn wie den Blick eines Freundes empfindet. Es scheint in Erinnerungen gefangen zu sein, die ihm sowohl Freude als auch Leid bereiten:

"Jeden Nachklang fühlt mein Herz

Froh' und trüber Zeit,

Wandle zwischen Freud' und Schmerz

In der Einsamkeit."

Der zweite Sinnabschnitt umfasst die Strophen vier bis sieben. Hier richtet sich das lyrische Ich an den Fluss und fordert ihn auf, zu fließen, zu rauschen und damit seine Worte zu untermalen. Außerdem wird durch den Vers "Nimmer werd' ich froh" deutlich, dass es sehr unglücklich ist und in diesem Moment keine Hoffnung hat.

"So verrauschte Scherz und Kuss,

Und die Treue so.

Ich besaß es doch einmal,

Was so köstlich ist!"

Anhand dieser Verse kannst Du deuten, dass der Kummer des lyrischen Ichs aus einer zerbrochenen Freundschaft oder Liebesbeziehung herrührt.

Im letzten Sinnabschnitt trifft das lyrische Ich eine allgemeine Aussage, indem es alle Menschen lobt, die sich nicht voll Hass von der Welt abwenden und ihre Gefühle mit einem Freund teilen.

Das Wort "Busen" ist dabei nicht anzüglich gemeint. Es wurde zu Goethes Zeit als Bezeichnung für die Brust von sowohl Frauen als auch Männern verwendet.

Das lyrische Ich scheint im Verlauf des Gedichts eine Entwicklung zu machen, zumindest gibt es nach und nach unterschiedliche Informationen über seine Gedanken und Gefühle preis. Zunächst schwankt es noch zwischen Freude und Schmerz und ist vor allem einsam. Die Erinnerung an den Grund seiner Einsamkeit sorgt dafür, dass es verzweifelt und keine Hoffnung mehr sieht. Aus seiner letzten Aussage geht schließlich hervor, dass es selbst nicht zu den Menschen gehört, die es lobt. Durch seine Enttäuschung scheint es sich doch mit Hass von der Welt, also der Gesellschaft abwenden zu wollen.

"An den Mond" – Formale Analyse

Bei "An den Mond" handelt es sich um eine Elegie. Diese Gedichtform stammt ursprünglich aus der Antike, bekam in der deutschen Lyrik aber einen eigenen Charakter.

Heute ist die Elegie vor allem als Gedicht mit negativen Inhalten, wie Tod, Trauer, Schmerz und Trennung bekannt. Deshalb wird die Elegie auch als Klagegedicht bezeichnet.

Die strengen formalen Vorgaben der antiken Elegie galten in der Entstehungszeit von "An den Mond" nicht mehr, weshalb das inhaltliche Merkmal der negativen Themen für eine Identifikation der Gedichtform ausschlaggebend ist.

Lies Dir die Erklärung "Elegie" durch, wenn Du Dich für den Ursprung und die Wirkung dieser Gedichtform interessierst.

"An dem Mond" – Metrum und Reimschema

Das Gedicht besteht aus neun Strophen mit jeweils vier Versen. Es ist durchgängig im Kreuzreim verfasst. Das bedeutet, dass sich ein Versende mit dem jeweils übernächsten Versende reimt (abab).

Das Metrum ist ein Trochäus. Ein Trochäus zeichnet sich durch den regelmäßigen Wechsel von betonten und unbetonten Silben aus. Die Verse von "An den Mond" enthaltend abwechselnd vier und drei betonte Silben, die auch Hebungen genannt werden.

"Breitest über mein Gefild (a)

Lindernd deinen Blick, (b)

Wie des Freundes Auge mild (a)

Über mein Geschick." (b)

Die rot geschriebenen Silben werden betont. Sie bilden mit der darauffolgenden unbetonten Silbe einen Versfuß, also die Einheit, aus der sich das Versmaß zusammensetzt. Das Versmaß von "An den Mond" ist dementsprechend ein vier- bzw. dreihebiger Trochäus.

Falls Du noch Fragen zum Versmaß Trochäus hast, kannst Du Dich in der entsprechenden Erklärung genauer informieren. Du findest auch Erklärungen zum Metrum und zum Kreuzreim bei StudySmarter.

In dem vorangegangenen Beispiel kannst Du außerdem sehen, dass alle Verse auf einer betonten Silbe enden. Wenn der Reim einsilbig und betont ist, spricht man von einer männlichen Kadenz. Bei einer weiblichen Kadenz reimen sich zwei Silben und die zweite Silbe ist unbetont.

Da bei "An den Mond" die Versenden betont sind, entsteht ein Lesefluss über die Verse hinaus. Es wird der Eindruck erweckt, dass die Aussage des Verses noch nicht beendet ist. Dies wird durch Enjambements verstärkt. Das bedeutet, dass nicht jeder Vers einem Satz entspricht, sondern dass sich die Sätze über mehrere Verse, teilweise bis hin zur nächsten Strophe, erstrecken.

Die folgenden beiden Strophen bestehen z. B. aus einem Satz:

"Rausche, Fluss, das Tal entlang,

Ohne Rast und Ruh,

Rausche, flüstre meinem Sang

Melodien zu,

Wenn du in der Winternacht

Wütend überschwillst

Oder um die Frühlingspracht

Junger Knospen quillst."

Da aber auch alle Versanfänge betont sind, wird der Lesefluss kurz unterbrochen. Das liegt daran, dass der natürliche Sprachfluss aus einem Wechsel von Hebungen und Senkungen besteht. Es kann vorkommen, dass zwei Senkungen aufeinanderfolgen (so wie beim Versmaß Daktylus und Anapäst). Das Aufeinandertreffen von zwei Hebungen erzeugt hingegen eine unnatürliche Pause.

Dadurch wirkt der regelmäßige Rhythmus des Gedichts schwerfällig, was den Zustand des lyrischen Ichs widerspiegelt, das immer wieder durch seine Erinnerungen in Melancholie zurückgeworfen wird.

Dass der Rhythmus einheitlich ist, ermöglicht, dass das Gedicht prinzipiell als Lied vertont werden könnte. In Goethes Brief an Charlotte von Stein fügte er auch einen Notensatz hinzu, der eine Melodie für das Gedicht bilden sollte.

"An den Mond – Stilmittel und Sprache

Wenn Du Dir die Nomen anschaust, die Goethe verwendet, zeigt sich, welche Themenbereiche in dem Gedicht kombiniert werden. Die meisten Nomen beschreiben entweder die Natur oder die negative Gefühlslage des lyrischen Ichs. Zudem finden sich einige Begriffe, die Intimität ausdrücken.

Tal, Nebelglanz, Fluss, Winternacht, Knospen, Nacht

Schmerz, Einsamkeit, Qual, Hass

Seele, Freund, Herz, Scherz und Kuss, Treue, Brust

Der friedlichen und schönen äußeren Landschaft wird das aufgewühlte Innere des lyrischen Ichs entgegengesetzt. Zusätzlich verdeutlichen die Themen Freundschaft und Intimität, dass Äußeres und Inneres dennoch in enger Verbindung stehen. Das lyrische Ich sieht im Mond einen Freund und vertraut ihm seinen Kummer an.

Das Gedicht ist außerdem von Bewegung geprägt. Das lyrische Ich fordert den Fluss zum Fließen auf und spricht davon, dass Scherz und Kuss "verrauscht" sind. Auch die durch Ausrufezeichen gekennzeichneten Ausrufe tragen zum bewegten Charakter des Gedichtes bei. Damit wünscht sich das lyrische Ich Veränderung herbei. Es möchte aus dem Zustand des Schmerzes ausbrechen und dem Fluss gleich weiterziehen.

Ein Merkmal der Gattung Lyrik ist die verdichtete Sprache. Das bedeutet, dass einzelne Wörter und Wendungen viel Spielraum für Interpretation liefern und somit mit wenigen Worten viel ausgesagt werden kann. Zur verdichteten Sprache gehört auch die Verwendung von rhetorischen Stilmitteln.

Personifikation

Eine Personifikation liegt vor, wenn einem Ding oder Gegenstand die Eigenschaften eines Lebewesens gegeben werden. Im Gedicht werden der Mond und der Fluss personifiziert.

"Breitest über mein Gefild

Lindernd deinen Blick,

Wie des Freundes Auge mild

Über mein Geschick."

"Rausche, flüstre meinem Sang

Melodien zu,"

Der Mond hat natürlich keine Augen und kann daher nicht blicken, ebenso wenig kann ein Fluss wirklich flüstern. Durch diese menschlichen Eigenschaften macht Goethe Mond und Fluss zu tatsächlichen Gesprächspartnern bzw. Zuhörern des Lyrischen Ichs.

Anapher und Alliteration

Wenn mehrere aufeinander folgende Wörter mit dem gleichen Buchstaben anfangen, handelt es sich um eine Alliteration. Eine Anapher ist eine Wiederholung gleicher Worte am Anfang aufeinanderfolgender Sätze, Satzteile oder Verse.

"Rausche, Fluss, das Tal entlang,

Ohne Rast und Ruh,

Rausche, flüstre meinem Sang

Melodien zu,

Wenn du in der Winternacht

Wütend überschwillst

Oder um die Frühlingspracht

Junger Knospen quillst."

Durch die Anapher wird das Wort "rausche" hervorgehoben. Dieses wurde zuvor bereits in Verbindung mit der vergangenen Liebe bzw. Freundschaft erwähnt. Die Ähnlichkeit der Laute der Alliterationen und Anaphern trägt zum Rhythmus und Lesefluss des Gedichtes bei.

Neologismus

Vielleicht bist Du über das Wort "Nebelglanz" gestolpert, weil Du es vorher noch nie gehört hast. Das liegt daran, dass es sich dabei um einen Neologismus, also eine Wortneuschöpfung handelt. Mit diesem neuen Wort erzeugt Goethe ein Bild, da die Lesenden mit den Wörtern "Nebel" und "Glanz" etwas verbinden können. In ihrer Vorstellung entsteht dann das Bild von Nebel, der zum Beispiel durch das Licht des Mondes glänzt.

Metapher

Die letzten Strophen sind verschachtelt und nicht auf den ersten Blick zu verstehen. Das liegt unter anderem daran, dass sie Metaphern enthalten. Eine Metapher ist ein indirekter bildhafter Vergleich, der auf Interpretation angewiesen ist. Das bedeutet, dass die Vergleichsfunktion manchmal erst durch die Deutung des Wortes oder der Wendung offenbar wird.

Das lyrische Ich bezeichnet in den letzten Strophen diejenigen als "selig", die sich nicht voll Hass verschließen, sondern sich einem Freund anvertrauen. Die Metapher "einen Freund am Busen hält" steht für dieses Anvertrauen und die emotionale Nähe.

Mit einem Freund soll der Mensch die geheimen Empfindungen teilen. Mit dem "Labyrinth der Brust" ist das Herz gemeint, das in der Brust sitzt und in dem das Blut zusammenfließt. Die Verwendung des Wortes "Labyrinth" unterstreicht dabei, dass das Herz als metaphorischer Ursprung der Gefühle nicht geradlinig ist und man sich in der Liebe auch verirren kann.

Wenn Du mehr über die rhetorischen Stilmittel und ihre Funktionen erfahren möchtest, kannst Du Dich in den jeweiligen Erklärungen schlaumachen.

"An den Mond" – Entstehungskontext

Bevor Du Dir Interpretationsmöglichkeiten für "An den Mond" überlegst, ist es wichtig, dass Du Informationen über die Entstehung sammelst.

Der Verfasser Johann Wolfgang von Goethe

Johann Wolfgang von Goethe wurde 1749 in Frankfurt am Main geboren. Er entstammte einer wohlhabenden Familie und erhielt eine gute Schulbildung. Er studierte zunächst Jura und war Anwalt, begann aber schon früh mit dem Dichten und wurde spätestens 1774 durch seinen Roman "Die Leiden des jungen Werther" berühmt.

In den folgenden Jahren arbeitete er am Herzogensitz in Weimar und wurde dort mit politischen Aufgaben betraut. Dort lernte er die Hofdame Charlotte von Stein kennen, um die er warb, obwohl sie verheiratet und Mutter war. Er schrieb ihr viele Briefe, unter anderem auch den, in dem die erste Fassung von "An den Mond" enthalten ist.

Im Jahr 1782 wurde Goethe vom Kaiser in den Adelsstand erhoben. Seitdem ist sein voller Name Johann Wolfgang "von" Goethe.

1786 trat Goethe seine berühmte Italienreise an, auf der er viele bekannte Persönlichkeiten traf und neue Inspirationen gewann. Als er zurückkehrte, verlobte er sich mit Christiane Vulpius, die er später auch heiratete. Seine Beziehung mit Charlotte von Stein war nach der Reise nur noch freundschaftlicher Natur.

Goethe forschte auch in Gebieten außerhalb der Literatur, wie z.B. der Botanik. Bis ins hohe Alter blieb er jedoch literarisch tätig. Er verfasste viele Gedichte und auch Dramen sowie verschiedene epische Werke. Er starb 1832 wahrscheinlich an einem Herzinfarkt.

Epochenzuordnung des Gedichts

Die Entstehung der beiden Versionen des Gedichtes aus den Jahren 1778 und 1789 fällt in einen Zeitraum, in dem mehrere Epochen angesiedelt werden bzw. sich ablösten. Zunächst endete ungefähr im Jahr 1785 die Aufklärung.

Die Aufklärung bezeichnet eine literaturwissenschaftliche Epoche, die im Zeitraum von 1720 und 1785 angesiedelt wird. Die Vertreterinnen und Vertreter dieser Zeit sahen die rationale Vernunft als die wichtigste, menschliche Fähigkeit an. Von dieser Fähigkeit ausgehend erhofften sich die Aufklärerinnen und Aufklärer gesellschaftliche Veränderungen auf sozialer, politischer und philosophischer Ebene.

Ungefähr zeitgleich zur Aufklärung gab es eine Strömung, die "Empfindsamkeit" genannt wird.

Die Empfindsamkeit umfasst den Zeitraum von 1740 bis 1790 und verläuft parallel zur Aufklärung. Sie stellte insbesondere die Gefühlswelt des Individuums in den Vordergrund. Zudem versuchte sie, das Gefühl mit der Vernunft gleichzustellen und kann daher als Ergänzung zur Aufklärung verstanden werden.

Die Aufklärung wurde von der Bewegung des Sturm und Drang abgelöst, der eine Gegenbewegung zu den Idealen der Aufklärung darstellte.

Der Sturm und Drang zeichnet sich dadurch aus, dass er mit den Konventionen der Aufklärung bricht, indem er der reinen Vernunft Emotionalität als Ideal entgegensetzt. Er war vor allem eine Bewegung junger Künstlerinnen und Künstler und wird zwischen 1765 und 1790 angesiedelt.

Zu den Epochen Aufklärung und Sturm und Drang findest Du bei StudySmarter Erklärungen mit weiteren Informationen zu ihrem Kontext und Werken.

Bei der Einordnung eines Werkes in den epochalen Kontext ist es wichtig, dass Du Dir nicht nur anschaust, in welchem zeitlichen Rahmen das Werk entstanden ist. Vor allem ist es wichtig darauf zu achten, welche inhaltlichen und formalen Merkmale das Werk hat und zu welcher Epoche diese passen.

Im Folgenden wird untersucht, welche Merkmale von "An den Mond" welcher Epoche zugeordnet werden können.

Aufklärung und Empfindsamkeit

Da Goethe in "An den Mond" das Thema Freundschaft und zwischenmenschliche Verbindungen allein auf Basis ihrer emotionalen Bedeutung behandelt, kann das Gedicht kein Werk der Aufklärung sein. Zwar wurden in diesem Zeitraum auch andere Werke, vorwiegend Gedichte, über Freundschaft und Emotionalität verfasst, diese werden dann jedoch der Strömung Empfindsamkeit zugeordnet. Auch die Nähe zur Natur wurde in der Empfindsamkeit thematisiert.

Wie in den Werken der Aufklärung so wurde auch in der Empfindsamkeit Kritik an den bestehenden gesellschaftlichen und politischen Strukturen geübt. Eine solche Kritik findest Du in "An den Mond" nicht. Das Lyrische Ich beklagt Treuebruch und Verlust von Nähe, die in jeder Freundschaft, unabhängig vom gesellschaftlichen Stand, vorkommen können.

Sturm und Drang

Für eine Zuordnung zur Epoche Sturm und Drang spricht neben der Thematisierung von Gefühlen auch die Sprache, die Goethe verwendet. Dichter und Dichterinnen des Sturm und Drang legten Wert auf eine ausdrucksstarke Sprache, die frei von steifen Vorgaben war. Dazu passt der bildhafte, durch Stilmittel angereicherte Stil von "An den Mond", insbesondere die emotional aufgeladenen Ausrufe.

Außerdem war es in Werken des Sturm und Drang nicht selten, dass die Figuren tragische Schicksale hatten und ihnen Unrecht widerfuhr. Ein weiteres Merkmal des Sturm und Drang, das auch auf "An den Mond" zutrifft, ist die Wertschätzung der Natur als etwas Reines und Erhabenes, das den Menschen Inspiration und Anleitung in ihrem Leben geben kann.

Mit der Wertschätzung von Natur, die in Verbindung zur Gefühlswelt steht, und seiner liedhaften Form schlägt "An den Mond" auch eine Brücke zur Epoche Romantik, die jedoch erst später begann. Merkmale der Weimarer Klassik, die mit Goethes Italienreise ansetzte und zu deren wichtigsten Vertretern er gehörte, finden sich in "An den Mond" wiederum eher nicht.

An diesem Beispiel zeigt sich gut, dass Epochen selten eindeutige Grenzen haben und einzelne Werke deshalb Merkmale verschiedener Epochen aufweisen können.

Informiere Dich in der Erklärung zur Epoche Romantik, wenn Dein Interesse geweckt wurde. In der Erklärung "Weimarer Klassik" findest Du auch weitere Informationen zu Goethes Schaffen.

"An den Mond" – Interpretation

Du hast bis jetzt erfahren, dass in "An den Mond" das Lyrische Ich den Verlust von Freundschaft und einen Treuebruch beklagt und dass dies sehr schmerzhaft für es ist. Diese Klage verbindet Goethe mit der Beschreibung der schönen Natur, die er zum Gesprächspartner des lyrischen Ichs macht.

Die äußere Landschaft und die innere Gefühlswelt sind eng verbunden: Der Mond wird zu dem Freund, den das lyrische Ich herbeisehnt, seine Gefühle werden mit dem landschaftlichen Begriff "Gefild" bezeichnet. Das Fließen des Flusses drückt den Wunsch des Lyrischen Ichs nach einer Veränderung seines schmachvollen Zustandes aus und Fluss und Mensch wirken als Musiker und Sänger zusammen:

"Rausche, flüstre meinem Sang

Melodien zu,

Wenn du in der Winternacht

Wütend überschwillst

Oder um die Frühlingspracht

Junger Knospen quillst."

Die zweite Strophe des obigen Beispiels verdeutlicht, dass Naturelemente wie der Fluss und zwischenmenschliche Beziehungen beide zerstörerische sowie belebende Seiten haben können.

Offenbar versucht das lyrische Ich in der Natur Linderung und Heilung von seinem Schmerz zu finden, ein Motiv, das zu der Mentalität des Sturm und Drang passt. Die Verse "Lösest endlich auch einmal / Meine Seele ganz;" zeigen, dass das lyrische Ich davon ausgeht, dass sich seine Seele irgendwann als Teil der Natur auflöst. Es wird auch interpretiert, dass damit eine gewisse Erlösung von den Seelenqualen durch den Tod ausgedrückt wird.

Welches Metrum hat das Gedicht an den Mond?

Goethes Gedicht besteht aus 9 Strophen mit jeweils 4 Versen, welchen ein vierhebiger Trochäus zugrunde liegt. Dieses besondere Metrum, welches nach allgemeiner Auffassung als gemäßigt aber auch zum Teil als schwerfällig bezeichnet wird, verdeutlicht den Inhalt des Gedichts.

Warum schrieb Goethe an den Mond?

In Anspielung auf den Wechsel zwischen Anziehung und Abstoßung, Nähe und Rückzug, der ihr Verhältnis in der frühen Zeit charakterisiert, schreibt er ihr Anfang Dezember 1776: „Sie sind immer gleich und ich wie der Mond in seinen Veränderungen sich auch gleicht!

Wann schrieb Goethe das Gedicht an den Mond?

An den Mond ist ein Gedicht von Johann Wolfgang Goethe aus dem Jahr 1778.

Was von Menschen nicht gewusst oder nicht bedacht?

32), „Was, von Menschen nicht gewußt / Oder nicht bedacht, / Durch das Labyrinth der Brust / Wandelt in der Nacht“ (V. 33-36). Die „Brust“ steht hier metonymisch4 für die Gefühlswelt des Menschen, in Abgrenzung zu seiner Rationalität, die durch den Kopf repräsentiert wird.

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