VorwortOh Mann, ich und mein großes Maul … Aber die Forumsbelegschaft ist natürlich auch schuld, sonst wäre dieser Kelch an mir vorübergegangen und ich hätte mich „nur“ auf Freddy Quinn stürzen müssen. Anders als der Filmtitel es nämlich vermuten lassen würde, geht es hier nicht um illegalen Organschmuggel, sondern ist der Film Bestandteil unseres Roundtable-Projekts. Heintje ist für sich genommen schon ein ganz schweres Kaliber, da wäre sogar Freddy (der zwar anderen Schlagerfuzzis musikalisch überlegen ist, aber trotzdem mit „Wir“ einen der unfreiwillig komischsten Songs ever vorgelegt hat) noch das geringe Übel gewesen (oder hätte es zumindest sein können), aber da einem die Herren im Board ja prinzipiell NUR das allerschlechteste wünschen, fiel die Wahl auf diesen Film hier. Okay, ich hab’s mir selber eingebrockt und will mich nun nicht drücken. Es hätte ja NOCH schlimmer kommen können (man denke nur an Chris Roberts, der sich auch mal für einen „Schauspieler“ gehalten hat); andererseits, ich hab den Film ja noch nicht gesehen, darf mir also streng genommen noch kein Urteil erlauben, antizipieren ist bekanntlich bäh-bäh. Dennoch, Heintje ist mir kein Unbekannter, hab ich mich ja schon über seine Musik hergemacht [siehe Diamonds turbomatischen Musik-Trash-Thread – manhunter], die, so fair muss man sein, nicht das schlechteste ist, was der deutsche Schlager der Zeit zu bieten hatte, aber wegen des Kitsches trotzdem nur schwer erträglich ist – oder unfreiwilligen Spaß macht, je nach Blickwinkel. Zwar nicht ganz so wie Freddy aber immerhin, man kann man sich das noch in bierseliger Runde geben (oder seine Bekannten damit quälen). Inwieweit EIN HERZ GEHT AUF REISEN das erfüllen wird, das wird sich noch rausstellen; immerhin tröstet es mich, dass auch die anderen Rezensenten, die an unserer konzertierten Aktion zum Thema deutscher Heimatfilm bzw. deutsche Komödie, teilnehmen (müssen), auch so leiden dürfen (har-har). Wobei es da rein technisch gesehen ein klitzekleines Problem gibt: Irgendwer hat mittendrin den Zeitraum in die 70er/80er verlegt, auch wenn ich einer der ersten war, der einen Kandidaten parat hatte, und jetzt suche ich mir auch keinen neuen Film mehr aus. Heintje passt zu diesem Thema wie die Faust aufs Auge und 1969 ist sowieso fast 1970 und überhaupt, fuck you einfach, ich mach jetzt das Review und aus. Ich nehm‘ die Sache jetzt ganz cool und sehe es von der positiven Seite, schließlich muss ich nur EINEN der sage und schreibe DREI Heintje-Filme besprechen (den ersten), wobei Heintje aka Hendrik Nikolaas Theodoor Simons auch noch in diversen Pauker-Filmen sein Unwesen trieb (wobei, gab’s da nicht noch einen der hier einen Heintje-Film machen wollte?). Hm … jetzt wird’s langsam ernst, debiler als beim besten Review, das ihr nicht gelesen habt, kann’s ja sowieso nicht mehr werden (andererseits, existiert ein Text den niemand gelesen hat überhaupt wirklich, philosophisch gesehen? Ein Geräusch im Wald das niemand hört kann ja auch strenggenommen nicht beanspruchen zu existieren, oder doch?). Der Film dauert eh „nur“ läppische 99 Minuten (argh), also, let’s get it on … InhaltHeintje lässt sich nicht lange bitten und stapft auch schon kaugummikauend durch eine Art Park, wo er Tauben füttert (schau die Sonne ist warm und die Lüfte sind lau, geh’n mer Taubenvergiften im Park/die Bäume sind grün und der Himmel ist blau … *düdel*, *träller*). Er betritt ein Haus, wobei uns der Regisseur so interessante Dinge zeigt wie „Heintje läuft das Treppenhaus hoch“, „Heintje schafft es den richtigen Schlüssel zu finden“, „Heintje kann ganz von alleine die Tür aufmachen“ und den Namen der Person, die sich über seine Anwesenheit freuen darf, eine gewisse Monika Klausen (laut Türschild). Wobei, zunächst ist Heintje noch alleine, und tut sehr aufregende Dinge wie am Radio rumdrehen, Milch aus dem Kühlschrank holen oder eine (eine!) Blume gießen. Das Drehen am Radio hat natürlich den Effekt, dass Heintje Gelegenheit kriegt, sein erstes Ständchen zu bringen, sprich, der Film tut so, als würden wir die Musik aus dem Radio hören und Heintje liefert dazu „live“ seine Sangeskunst. Es handelt sich um das Lied „Liebe Sonne lach doch wieder“, was zwar irgendwie nicht unbedingt zur Situation passt (andererseits, wann passt schon mal ein Heintje-Lied irgendwo?), aber die Leute haben eben dafür bezahlt, Heintje zu hören, auch wenn es sich ohnehin genauso wie auf Platte anhört, aber das dürfte die Fans nicht wirklich gestört haben. Während Heintje sich fröhlich singend Brote schmiert, wird von dem Krach eine Dame im Nebenzimmer unsanft aus dem Schlaf geweckt, es natürlich besagte Monika,
seine Tante, die ihn darum bittet, seine „Stimmbänder auf Zimmerlautstärke“ einzustellen (von mir aus könnte er sie auch ganz auf lautlos stellen, aber ich fürchte, den Gefallen tut er mir nicht). Die gute Tante des armen Waisenknaben Heintje (ja, auch im Heintje-Universum scheint man sich per „Veronkelung“ bzw. „Vertantung“ fortzupflanzen, wie das in Entenhausen der Fall ist/war) pennt nun länger, denn seitdem sie mit einem gewissen Herrn Schelle zusammenarbeitet, malocht sie abends länger und
schläft dementsprechend lang und Heintje vergisst das jeden Morgen (Blödsack). Szenenwechsel, wir lernen Herrn Alfred Teichmann kennen, er ist muffiger Boss in einem noch nicht näher spezifizierten Laden, in dem auch seine nervige Sekretärin was zu quasseln hat. Teichmann sieht vom Fenster aus eine weitere Dame stehen, nebst Pferd, seine „Kragenweite“, wie ihn seine Sekretärin wissen lässt (ob Frau oder Pferd bleibt noch im Dunkeln), die führt den Gaul in den Stall. Teichmann stakst geistesgegenwärtig hinterher (der Schweif weist ihm den Weg …) und macht sich mit der Dame (Gerdi Weber) bekannt. Sie will das beste Pferd im Stall haben (Hektor), das ist aber Privatpferd und somit nicht zu vermieten. Was das nun mit unserer Geschichte zu tun hat? Heintje hat sich seinen Weg in den Stall gebahnt und begrüßt besagten Hektor, offenbar sein Privateigentum, könnte man meinen, aber nein, er hat hier gar nichts verloren, wie Teichmann ihm mitteilt, denn er bringt den ganzen Futterplan durcheinander mit seinen Mohrrüben (ha!). Wenn er sich noch mal blicken lässt, knallt es (ich würde das nicht so eng sehen und ihm gleich eine knallen)! Er möchte stattdessen mit seinen Eltern reden, die sind aber beide schon sechs Fuß unter der Erde (*schief*, *heul*, *schluchz*), was Teichmann doof aus der Wäsche guckend zurücklässt. Heintje kommt wieder nach Hause. Gerade das ist der Streitpunkt zwischen seiner Tante und Herrn Schelle, der würde Heintje nämlich lieber in ein Heim stecken wollen, was seine Tante ihm aber nicht zumuten möchte. Heintje hört
alles mit und ist schockiert. Da muss sich doch eine andere Lösung finden lassen, meint auch Tante Monika und rät Schelle, mit seiner Modenschau doch einen Laden aufzumachen – das deckt sich aber nicht mit seinen gerissenen Geschäftsplänen („Das ist doch gerade der Witz dass wir mit den Fummeln über die Dörfer ziehen“). Außerdem hat die Tante es der Schwester, also Heintjes Mutter, gotthabsieselig, versprochen, für den Lümmel zu sorgen. Schelle braust angefressen ab und seine Laune geht noch
mehr in den Keller, als er bemerkt, was seinem Einsatzwagen widerfahren ist: Alles voll mit Taubenscheiße! Was daran liegen könnte, dass Heintje auf dem Dach Taubenfutter verstreut hat, wobei, auf diesen Trichter kommt er nicht von selber. Nachdem Heintje bisher nur Scheiße gebaut hat, aber der nominelle Held ist, wird’s mal Zeit für ihn, irgendetwas heldenmäßiges zu tun: Eine Bande kleiner Rotzlöffel schleicht sich zum Pferdegehege, lässt die Viecher so mir nichts dir nichts aus den Boxen und „beschießt“ sie mit Steinschleudern, die eine gewaltige Reichweite haben müssen, um da noch zu treffen. Enter Heintje, der den „Idioten“ die Leviten liest, was anscheinend so großen Eindruck auf sie macht,
dass sie sich trotz dreier Mann in Überzahl verkrümeln und Heintje seinem Lieblingskläpper Hektor wieder Möhrchen geben darf. Das checkt nun auch Teichmann, der sofort Heintje für den Übeltäter hält, der kommt nämlich gerade ihm, seiner Sekretärin und dem Stallburschen Rudi (comedy relief übrigens) entgegen. Heintje verteidigt sich, er sei’s nicht gewesen, will aber auch die wahren Schuldigen nicht verpetzen, so dass Teichmann sein Versprechen, ihm beim nächsten Mal eine zu betonieren, einlöst.
Natürlich mit dem Hinweis darauf, dass er noch nie ein Kind geschlagen habe (irgendwoher kennen wir das gleich noch mal?), aber bei ihm geht’s halt nicht anders. Er nimmt Heintje noch mit auf ein Eis, dazu gehen sie in ein Wirtshaus, und for no other reason than because the script says so setzt sich Heintje in den Nebenraum ab und Teichmann trifft eine alte Bekannte, Hannah, seine frühere Freundin und Mitarbeiterin im Jugendamt (Plotpoint). Die muss aber gleich wieder fort und kaum hat sie ihren Arsch vor der Tür, taucht Heintje wieder auf; er kennt die Alte natürlich, Teichmann will aber nicht damit rausrücken, woher er sie kennt. Heintje: Seine Tante mache sich schon große Sorgen um ihn, schließlich sieht sie ihn kaum mehr, aber Schelle meint, dass er sich bestimmt bloß mit ein paar anderen Rotznasen auf der Straße rumtreiben will. Aber nicht doch! Heintje ist bei Teichmann zu Hause und schreibt dort einen Aufsatz (?!), Teichmann darf ihn lesen. Er enthält irgendwie was von wegen „ich durfte die letzten 14 Tage bei meinem Onkel reiten“, Teichmann hat aber was gegen das Wörtchen Onkel, „bei Alfred“ oder „bei meinem großen Bruder“ wären ihm liebere Formulierungen (macht Sinn). Jetzt fällt dem Regisseur auch ein, dass wir schon ungefähr eine Viertelstunde keinen Song mehr von unserem Helden gehört haben, und wir hören „ich sing ein Lied für dich, ein kleines Lied für dich …“ Teichmann ist ganz aus dem Häuschen, kann es gar nicht fassen, was für eine tolle Stimme uns Heintje doch hat (darüber könnte man jetzt diskutieren …), und will die Scheiße auch noch aufnehmen (wenn er meint). Es soll die Illusion erweckt werden, Heintje würde sich tatsächlich die Mühe machen, ins Mikrophon zu singen, und Teichmann grinst übers ganze Gesicht, wo er doch so herzliche Textzeilen wie „jedes Wort es soll dir sagen, ich hab dich lieb, nur dich allein“ so hören bekommt. Heintje scheint es auch noch ernst zu meinen. Hat definitiv etwas Homoerotisches, diese Szene [wenn es nur das wäre – manhunter]. Szenenwechsel, Heintje beim John-Wayne-Ritt. Den würde im übertragenen Sinne auch Teichmann gerne unternehmen, denn seine Verabredung kommt zum Stall und es singt die Nachtigall oder so ähnlich, jedenfalls wartet sie schon eine Stunde auf ihn, dann wird ein wenig gebusselt (oha, das dürfte
einige Fans damals schon zur moralischen Entrüstung getrieben haben), dann gehen sie zum Tanzen, wobei er „mit ihr spielen“ soll, der alte Hengst. Er schlägt ihr vor, nächste Woche in den Urlaub zu fahren, wohin ist egal, „die ganze Welt steht uns offen“ (wirklich ramontisch). Sie will nach St. Tropez, Louis de Funès wird sich freuen. Die beiden fahren spät abends heim und treffen vor dem Reitstall Heintje, wo sich ein tief philosophischer Dialog abspielt: „Heintje was machst du hier mitten in
der Nacht?“ Dann ist erstaunlicherweise Action geboten, denn Schelle hat nicht wirklich Bock drauf, sich Teichmanns Predigt von wegen „einer muss auf den Bengel ja aufpassen“ anzuhören, und will Heintje eine in die Kauleiste donnern, weil der den Schlüssel nicht wie vorgeschrieben an einer Kette um den Hals, sondern in der durchlöcherten Hosentasche (bestimmt gut für Taschenbillard) gehabt hat, da mischt sich Teichmann aber ein und haut Schelle nieder (!!). Wie’s genau weitergeht erfahren wir nicht, jedenfalls: Am nächsten Morgen finden sich Monika und Schelle im Jugendamt wieder, wo sie der zuständigen Dame Hannah (ihr erinnert euch) sagen, dass Heintje dringend in ein Heim gehört, damit er nicht „verlottert“, und außerdem hat er sich mit dem „arbeitsscheuen“ (???) Teichmann rumgetrieben; das lässt Hannah hellhörig werden. Schelle und Heintjes Tante gehen auf eine längere Tour in ein paar Tagen, bis dahin muss er interni… äh, untergebracht sein. Inzwischen weiht Teichmann Heintje in seine Urlaubspläne ein, bei der Gelegenheit zeigt er ihm seinen Wohnwagen, was Heintje gefällt (nein, ich mach jetzt keine Holländer/Wohnwagen-Witze, ich bin ja nicht bei NACHGETRETEN, auf die dürfen wir uns ab dem 11. Juni eh wieder freuen). Die Route geht über den Bodensee bis zum Lago Maggiore, also nichts mit St. Tropez. Heintje würde auch gerne mitfahren, aber Schelle würde das sicher
nicht erlauben (weil den das was angeht). Was braucht man noch auf so einer Reise? Ganz klar, fette Mucke! Teichmann zieht sein Tonbandgerät hervor, wo er Heintjes Singsang aufgenommen hat, d.h. wir kommen noch mal in den Genuss des Liedchens. Enter Hannah vom Jugendamt, die dort erfahren hat, dass sie Heintje hier finden würde (hat sie?). Heintje geht in den Pferdestall und singt wieder mal („Mamatschi“ diesmal). Nun wird es ernst für Heintje, er muss doch ins Heim, dementsprechend griesgrämig
ist er drauf. Von Teichmann muss er sich auch noch verabschieden, der ihm versteckt einen fetten Lappen zuschiebt, damit er sich Cola kaufen kann (kein Heroin wie normale Jugendliche sonst auch?). Teichmann zeigt seiner Angebeteten den Wohnwagen, die ist aber gar nicht so begeistert, denn sie war eigentlich scharf auf ein Hotel. Inzwischen stellt man fest, dass Heintje sein Fresspaket nicht abgeholt hat. Der Direktor erklärt den anderen
Pfadfindern noch, dass man nicht einfach das Catering von einem „Kameraden“ mampfen darf „[und frisst es dann selbst – manhunter]“. Dass von Heintje jede Spur fehlt, lässt ihn aber relativ kalt. Heintje hat inzwischen eine neue Mitfahrgelegenheit, eine alte Frau, die ihn fragt, wie alt er ist. „Fünfzehn“, sagt er, ohne rot zu werden, und er komme jetzt auch bald in die Lehre (!). Die Frau hat aber Mitleid: „So jung und schon arbeiten.“ Ja, Heintje kann einem wirklich leid tun. Er bemüht im Folgenden um weitere Mitfahrgelegenheiten, die beste ist auf einem Kuhwaggon (mit Close-up ab auf das liebe Vieh), die zweitbeste aber ein altes Goggomobil oder so was ähnliches, gefahren von einem alternden Herrn mit Honecker-Gedächtnisbrille. Einer der Söhne blödfragt: „Bist du ein Zigeuner?“ (*klonk*) Heintje antwortet: „Ja, ich kann auch ein schönes Liedchen singen, das ich von meiner Oma gelernt habe.“ Also, lieber Leser, niemals gestriegelte Drecksfratzen fragen, ob sie Zigeuner sind, dann bleibt euch das Gequäke erspart. Ach ja, „Oma so lieb“ heißt das gute Stück (verdammt, bisher erkenne ich noch jedes Lied in dem Film auf Anhieb, aber als professioneller Trash-Prüfer in Sachen Mucke, vornehmlich deutschsprachig, kann ich mir es leisten, so was zuzugeben). Die Honecker-Lookalike-Familie fährt nicht bis über die
Grenze (die zur Schweiz übrigens, den Manni wird’s freuen [noooooooooo! – manhunter]), also braucht Heintje wieder einen neuen fahrbaren Untersatz. Enter zwei Gangster nebst Gangster-Braut, die auch über die Grenze wollen. Einer hat Angst vor Leibesvisitation, aber bei dem seiner Visage ist die eh nicht nötig, witzelt der andere (Brüller). Heintje ist blöd genug, das Trio anzusprechen (der eine stilecht mit weißem Al-Capone-Hut, der andere mit braunen Lederhandschuhen und Fluppe im Mundwinkel),
er solle wieder abschwirren, doch die Frau meint, man könnte ihn vielleicht doch mitnehmen, denn er könnte ihnen vielleicht helfen, über die Grenze zu kommen. Meinen sie, aber sagen sie ihm nicht, sie sagen ihm bloß, dass sie jetzt bis zur Grenze fahren und er dann irgendeinen Bach überqueren soll oder so; wenn man ihn fragt was er da macht, dann soll er sagen, er hat sich beim Indianerspielen verlaufen (ich weiß nicht, welche Partei blöder ist). Unterwegs stellt sich Heintje lügenderweise als
„Johannes Vogelsang“ vor, letzteres ist natürlich das perfekte Stichwort, um mal wieder eine random Gesangseinlage einzubauen, namentlich „Scheiden tut so weh“ „[ein Paul-McCartney-Cover? – manhunter]“. Inzwischen auf der Wache. Der Typ (Hugo) soll angeblich irgendeinen Safe geknackt haben, aber es war kein Gold drin sondern Blei, nein, keine blauen Bohnen oder sonst was, sondern die Verkleidung von radioaktivem Kobalt (!!!), das sie Heintje anscheinend untergejubelt haben, damit er es über die Grenze bringt (wow, Heintje als atomarer Übermensch, den Storykniff hätte ich wirklich nicht erwartet!). Teichmann und sein Girl kommen am Ziel an und streiten sich natürlich sofort, da bemerken sie auch schon, dass Heintje mal wieder vor der Tür steht. Teichmann ruft im Jugendamt an und unterrichtet Hannah und den Leiter des Jugendamts davon, dass Heintje bei ihm am Lago Maggiore ist. Sie unterstellen ihm natürlich sofort
Kindesentführung, wovon Teichmann sich gewaltig auf den Schlips getreten fühlt. Er gibt heftig Kontra: „Mit Behörden soll man nicht reden wie mit normalen Menschen“ (der erste gute Satz im ganzen Film) und ergreift die Flucht nach vorne, bezeichnet den Leiter des Jugendamts als „Korinthenkacker“ und sagt, dass er jetzt mit Heintje erst mal Urlaub machen wird. Wenn ihnen das nicht passt dann sollen sie ihn sich halt holen. Inzwischen gibt „der flotte Hugo“ (Originalzitat) dem Jugendamt zu wissen, dass es sich
um Heintje handelt, der den Gefahrenstoff bei sich hat, und wie schrecklich es wäre, wenn der Rotzlöffel die Bleiverkleidung runtermachen würde (geht das so einfach? Frage an die Physiker). Aber man verständigt sich darauf, keine Medien und so einzuschalten, das könnte in der Schweiz eine Panik auslösen (solange die Ricola-Bestände nicht verstrahlt werden, sollte die sich in Grenzen halten). Die beiden gehen zur Polizei, um das Ding abzugeben. Dem Schweizer Beamten fehlt zunächst die nötige Motivation, sich der Sache wirklich anzunehmen, aber als Teichmann ihm seinen Namen sagt, wird er sofort hellhörig und entnimmt seinen Akten, dass er und Heintje ja eigentlich gesucht werden. Der Bülli (oder wie uniformierte Vollzugsbeamte in der Schweiz sonst heißen [hilfreicher Schweizer ist hilfreich: einen Polizisten nennt man hier „Tschugger“ – manhunter]) will seinen Chef verständigen, solange will er die beiden am Revier festsetzen, wobei er sich im ersten Moment aus Versehen selbst mit einsperrt (der Witz reißt mich aus den Socken). In seiner Abwesenheit büchsen die zwei natürlich aus, auch wenn Heintje jetzt doch Gewissensbisse kriegt und meint, er sollte lieber ins Heim gehen. Teichmann empfiehlt ihm, vorerst mal die Freiheit zu genießen, denn damit die Behörden ihn wieder ins Heim und Teichmann ggf. einbuchten können, müssen sie die beiden erst mal erwischen. Also kombiniert man Flucht und Urlaub, sprich, Teichmann kennt noch irgendein Bootshaus oder so, von einem Bekannten, wo sie sich fürs erste breit machen können. Die Gangster sind unterdessen immer noch auf der Suche nach Heintje. Die Frau im Bunde vermutet, Hugo könnte sich vielleicht mit dem radioaktiven Zeugs aus dem Staub gemacht haben, was der andere jetzt für weniger wahrscheinlich hält: „So einer wie Hugo türmt nicht – als Mensch zu dämlich und als Schwein zu kleine Ohren.“ Da fällt ihnen die Suchanzeige nach beiden in der Zeitung auf. Heintje packt immer mehr die Neugier, was sich in dem Blei befinden könnte, das sieht Teichmann aber gar nicht gerne und versteckt das Ding. Heintje findet es toll, dass sie beide jetzt
auch kein Geld mehr haben, denn dann müssen sie sich ja wieder was einfallen lassen und das macht bestimmt Laune (die Optimistenfraktion immer …). Auf dem Boot raucht Teichmann Pfeife und Heintje stellt wieder seine Sangeskunst unter Beweis (diesmal ist es „der Mond ist aufgegangen“). Abends singt Heintje „Heidschi Bumbeidschi“ und Teichmann freut sich wieder zuckerschneckenmäßig. Plötzlich taucht Hannah (mit neuer Haarfarbe) aus dem Nichts auf und die beiden machen die Fliege, Zack
Schnitt stellt Teichmann sie plötzlich zur Rede. Sie sagt, dass der Junge wegen des Kobalts in Gefahr ist. Teichmann hat fast schon geahnt, dass es so was sein muss (genau …), und sagt ihr, dass er das Paket nicht geöffnet hat. Hannah bricht in Tränen aus, wegen den Sorgen nämlich, die sie sich gemacht hat, womit Teichmann plötzlich ganz neue Züge an ihr feststellt („du hast ja ein Herz“). Am nächsten Morgen sehen wir ne Parallelmontage: Einerseits die Gangster und der geknebelte Heintje, andererseits Teichmann/Hannah; beide Parteien fahren zum vereinbarten Treffpunkt (eine Kurve auf einer Brücke). Natürlich vermurkst Teichmann mal wieder alles gründlich: Er fordert zuerst den Jungen, die Gangster zuerst das Päckchen, denn in dem was Teichmann mitgebracht hat könnte ja weißdergeierwas drin sein. Teichmann hat dafür Verständnis und rückt das Päckchen raus, daraufhin zückt der falsche Fuffziger seine Kanone und sagt ihm, dass Heintje sie noch bis zur Grenze begleiten wird. doch Überraschung, kaum sind sie ein paar Meter gefahren, werden sie schon von der Polizei gestellt (diesmal sind’s wieder die Schweizer). Friede, Freude, Mutterkuchen und Hannah, Teichmann und Heintje fahren wieder Richtung Heimat. Gäb’s nur noch eine Sache die zu klären wäre: Heintje muss ja wieder ins Heim (was Heintje zum spontanen Singen anregt, aber Teichmann glücklicherweise unterbindet). Teichmann stellt so nebenbei Hannah die für sie völlig überraschende (*gähn*) Frage, wie lange es dauert, bis sie heiraten können. Sie
ist erst schockiert, doch dann witzelt sie: „Du willst mich bloß wegen Heintje heiraten?“ Die Welt in den Jahren 1968/69: Höhepunkt der Studentenbewegung, APO, Notstandsgesetze, Proteste gegen den Vietnamkrieg, Attentate auf Dutschke
und M.L. King, Hippie-Bewegung, sexuelle Befreiung, Prager Frühling, Pariser Mai, Woodstock-Festival, Radikalisierung der linken Szene bis zur Gründung der RAF (1970) und so weiter und so weiter … Nur einer traut sich erbitterten Widerstand zu leisten in dieser Zeit des radikalen Umbruchs und niemand konnte sich dem kleinen lieben Jungen aus den Niederlanden entziehen, zu oft düdelte sein Hit „Mama“ durch die Radios der bundesdeutschen Haushalte. Das Lied „Mama“, von dem im Film
merkwürdigerweise jede Spur fehlt, passt aber sachlich auch nicht wirklich zur Handlung – ist es denn tatsächlich auszudenken dass die Macher das bedacht haben? Oder meinten sie, dass das Volk „Mama“ eh schon bis zum Erbrechen gehört hat und man den Film besser als Promotion für seine neueren Werke verwendet? Der Film selbst ist, wie war es anders zu erwarten, nicht wirklich gut, aber irgendwie stellt sich auch bei mir das Gefühl ein, das der Doc und manhunter bei ihren jeweiligen Beiträgen zu unserem Roundtable-Projekt hatten, nämlich, dass es sooooo schlimm auch wieder nicht ist. Nun habe ich mir bewusst keinen Film von Chris Roberts ausgesucht
(irgendwann lief mal eine Komödie mit ihm im Fernsehen und ich habe das Geschehen auch ein paar Minuten verfolgt, die Schmerzgrenze war aber schnell erreicht dank der wirklich schwer erträglichen, da schmerzhaft unlustigen Witzchen). Was auf Roy Black noch in gesteigertem Maße zutrifft als auf Heintje ist dagegen die Tatsache, dass sie beide doch einen Tacken besser sind als ihr Ruf. Sicher ist das was sie letztendlich gemacht haben Grotte, aber sie wurden halt die Zielscheibe für Kritiker der
Schlagerszene allgemein, weil sie die kommerziell erfolgreichen Aushängeschilder derselben waren. Aber ich will weder Roy Black noch Heintje den vom Doc besagten Mehrtürer-Schrein basteln. Was Heintje an Musik abgeliefert hat, ist aus meiner Sicht qualitativ sehr niedrig anzusiedeln, das heißt aber nicht, dass es nicht noch viel schlechtere oder unsympathische Gestalten der Szene geben täte. Das Drehbuch verläuft treffsicher nach Schema F: Kleiner Waisenjunge soll von seinen bösen Stiefeltern ins Waisenhaus gesteckt werden, der Junge
will aber sein Glück lieber in der Ferne suchen, reißt aus und bis sie ihn wieder einfangen können, hat sich auch schon jemand gefunden, der den Armen adoptiert und alles ist gut. Dass das Ganze nicht sturzfrei von statten geht, habe ich versucht oben darzulegen. Die größten Hämmer sind wohl die, dass niemand von den verschiedenen Mitfahrgelegenheiten irgendwas dagegen sagt, dass Heintje hunderte von Kilometern von der Heimat durch die Gegend trampt, aber klar, er gibt sich ja für älter aus, als
er ist. Tatsächlich ist Heintje kurz vor Veröffentlichung der Films 14 geworden, trotzdem staunte ich erstmal nicht schlecht, als er behauptete, schon eine Lehre zu machen (und die Frau, der er das erzählt hat, das glaubte). Aber na klar, gerade das soll ja der Witz sein daran und so ernst haben die es ja nicht gemeint, schon klar. Eine gewisse Bühnenpräsenz kann man ihm nicht absprechen, aber ein Schauspieler ist er definitiv nicht, der kleine Mann, der über 40 Millionen Schallplatten verkauft hat, dann in der Versenkung verschwand, als mit 16 der Stimmbruch kam, und inzwischen wieder als Erwachsener im Bereich der volkstümlichen Musik Fuß gefasst hat. Aber das auch nur bedingt, das Image als Kinderstar konnte er nie abschütteln, dafür erreichte er eine gewisse Fangemeinde in Südafrika (das Land, in dem wir dieses Jahr Weltmeister geworden wären, wäre Ballack nicht ausgefallen). Er hat nämlich zwei Platten auf Afrikaans (!) aufgenommen und sich dort eine Fanbasis verschafft. Auch nicht schlecht [und die haben Shakira den offiziellen Song zur WM machen lassen? Schiebung! – manhunter]. Aber ich will jetzt nicht noch mal alles wiederholen, habe ich ja in meinen Reviews zu Mama und Klein sein, das ist schön schon gesagt: Was Heintje repräsentiert, ist eben der klassische Kinderstar, der zwar einerseits mit seinem Reisefieber so auf freiheitlich-schwärmerisch usw. macht, aber trotzdem keine Gelegenheit ausließ, die soziale Ordnung durch seine Kunst zu reproduzieren, ganz im Sinne von Bourdieu, die Parallelen zu Freddy sind unverkennbar, auch wenn Heintje nie in solche Bürgerlichkeitsgefilde eingetaucht ist. Teichmann wird dargestellt von Heinz Reinke, der durch fünf Jahrzehnte an die hundert Auftritte in diversen Filmen und Serien hat, sogar in BEKENNTNISSE DES HOCHSTAPLERS FELIX KRULL, DER MÖRDERCLUB AUS BROOKLYN
(Jerry Cotton), DER LÄNGSTE TAG oder WARTEZIMMER ZUM JENSEITS (mit Hildegard Knef und Götz George) war er am Start. Das relativiert sich durch seine Gastauftritte bei Roy Black, Freddy Quinn und natürlich Heintje. Er gibt sich Mühe und kommt auch sympathisch rüber, liefert in diesem Film aber trotzdem eine schwache Vorstellung, muss ich sagen, kein Totalausfall aber doch zu schwach, um sich für eine bessere Karriere zu empfehlen. Und er hat eine sehr kranke Lache. Wollt ich nur mal gesagt
haben. Wer mir noch bekannt vorkam, war Hans Terofal alias Rudi, der Zeit Lebens auf die Rolle des tollpatschigen Trottels festgelegt war. Er war bayerischer Volksschauspieler und in diversen LAUSBUBENGESCHICHTEN oder als Bader Gschwind in WENN LUDWIG INS MANÖVER ZIEHT zu sehen, landete aber am Ende seiner Karriere im Softsexfach à la ALPENGLÜHEN IM DIRNDLROCK, WENN MÄDCHEN ZUM MANÖVER BLASEN oder AUF DER ALM DA GIBT’S KOA SÜND. Da sieht man mal wieder, wie ungerecht das Leben doch ist, denn ich hatte ihn eigentlich als sympathischen Typen in Erinnerung, der besseres verdient gehabt hätte. 1976 starb er zudem qualvoll infolge seines Alkoholismus und den Folgen eines Herzleidens aus dem 2. Weltkrieg. In dem Film zeichnet sich die Tendenz in den Graben hinein auch schon ab, so peinlich und unlustig er hier verbraten wird. R.I.P. Hans! Bleibt noch Werner Jacobs, der Regisseur. Er kam eigentlich auch nie über das Heimatklamotten-Genre hinaus, er hat in diesem Genre knappe 50 Filme vorzuweisen. Na ja, wenn’s ihm Spaß macht. Die Regie finde ich ziemlich schwach, lust- und teilnahmslos runtergenudelt. Wenigstens hatte Heintje Spaß am Set, das muss aber halt nicht zwingend für den Zuschauer ansteckend sein, da viel Zeit totgeschlagen wird. Technisch wirkt das Ganze zu keinem Zeitpunkt besser als eine x-beliebige TV-Aufnahme, sieht aber sogar noch vergleichsweise schwach aus. Na ja, bloß keine Kosten verursachen; es ist nichts in dem Film, was irgendwie danach aussieht, als hätte es Geld gekostet, das rundet das negative Gesamtbild des Streifens noch zusätzlich ab, neben den Schauspielerleistungen und den Dialogen. Vorgelegen hat mir eine alte TV-Aufnahme, von wann und auf welchem Sender lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Sie machte mit ca. 99 Minuten einen ungekürzten Eindruck, die Imdb vermeldet noch irgendwas von einer 104-minütigen Fassung, kann ich jetzt nix drüber sagen, mir haben die 99 Minuten gereicht. Wie die verschiedenen Fassungen so sind, kann ich nicht beurteilen, es gibt drei Videos und eine DVD inzwischen (im Double Feature mit MEIN BESTER FREUND). Ob man aber für die DVD bei Amazon die 20 Euro hinlegen möchte, die dort verlangt werden, muss jeder Einzelne von euch mit seinem eigenen Gewissen ausmachen, man kann aber, glaube ich, auch ohne das Ding ganz gut leben. Letzter Absatz: Wie schreibt man jetzt einen letzten Absatz zu einem Heintje-Film? Nun, es war nicht ganz so schmerzhaft wie befürchtet, alle Zutaten einer Obergurke hat der Film dennoch: Ein durchgehend klischeehaftes und an vielen Stellen dümmliches Drehbuch, bescheuerte Dialoge noch und nöcher, dämlichste Charaktere, wenn’s hoch kommt gerade mal mittelmäßige Darsteller, ein schmalziges und vorhersehbares Happy-End und natürlich nicht zu vergessen, der Soundtrack … Aber gut, wir haben für Heintje bezahlt (oder auch nicht), wir haben Heintje gekriegt. Leider bringt er hier nicht seine trashigsten Nummern. Trotzdem würde ich sagen, dass der Film auf einem ganz, gaaaanz flachen Niveau doch irgendwie auch ein bisschen Spaß gemacht hat, in der ersten Hälfte weniger, die ist nur schwer erträglich, aber Heintjes Tramping-Fahrten, die Gangster, der schmerzhaft unlustige Humor und sonstige Debilitäten haben mir zumindest stellenweise ein paar Schmunzler abgerungen. Darum fällt die Bier-Wertung zwar immer noch niedrig aus, aber auch nicht ganz am untersten Rand. Ob ich den Film noch mal sehen möchte? Das würde ich jetzt mal verneinen (tatsächlich ist es von allen meinen Reviews der einzige Film, den ich mir nur einmal angetan habe). Bei den Bomben halte ich acht für gerechtfertigt, die hat sich der Film redlich verdient, aber da ist ja eh noch ausreichend Luft nach oben (es gibt ja noch einen Hansi Hinterseer z.B., aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte). So, das war’s dann wohl von meiner Seite, hab ich mein Soll erfüllt … © 2010 Diamond Bentley BOMBEN-Skala: 8 BIER-Skala: 3 Review verfasst am: 01.07.2010 |