Balls -- Für Geld tu ich alles 2022 bewerben

Ich gebe zu: Ich liebe das Dschungelcamp. Neben den Oscars ist das wahrscheinlich das TV-Event, auf das ich mich jedes Jahr am meisten freue. Es gibt doch nichts Schöneres, als nach einem anstrengenden Tag einfach das Hirn auszuschalten und ein wenig dumme Unterhaltung zu genießen. Dumme Unterhaltung ist hier das Stichwort. Mir ist natürlich klar, dass „Ich bin ein Star“ kein Qualitätsfernsehen ist - das brauche ich gar nicht. Es macht einfach Spaß.

Neben dem Dschungel gibt es mittlerweile unzählige Trash-TV-Formate, die unterschiedlich unterhaltsam sind. Kaum eins dieser Formate habe ich nicht zumindest einmal gesehen. „Couple Challenge“ auf RTL+ ist deutlich schlimmer als der Dschungel, hat aber zumindest noch einen ordentlichen Unterhaltungswert. Schwieriger wird es bei den unzähligen Datingformaten. „Prince Charming“ und auch „Princess Charming“ kann man gut gucken, zudem haben die Shows eine politische Botschaft. Trash wie „Are You The One“ ist für mich aufgrund der auf Ruhm ausgerichteten Kandidat:innen aber kaum auszuhalten.

„Balls“ auf ProSieben: Die Grenzen des Geschmacks

Doch kürzlich bin ich auf ProSieben über ein Format gestolpert, das dem Ganzen noch die Krone aufsetzt. Es handelt sich um „Balls - Für Geld mach ich alles“. Die Sendung ist schon in ihrer zweiten Staffel, aber ich hatte bisher noch nie von ihr gehört. Staffel 1 lief im Sommer 2020, und als ich nebenbei ein bisschen zu recherchieren anfing, merkte ich schnell, dass die beim Publikum nicht gut angekommen war. Nur 38 Prozent der Google-Nutzer:innen mochten die Sendung. Und der Spiegel schrieb sogar: „Diese Show ist einfach nur hässlich.“

Aber ich wäre kein Trash-TV-Fan, wenn mich solche kritischen Stimmen nicht anziehen würden, wie ein Haufen Pferdemist die Fliegen (die Auflösung dieses ungewöhnlichen Vergleichs kommt gleich). Also blieb der Fernseher an, und ich sah mit zunehmendem Entsetzen, dass die Kritiker:innen dieses Mal wirklich recht hatten. „Balls - Für Geld mach ich alles“ überschreitet die Grenzen des Geschmacks und damit auch der Unterhaltung einfach zu oft, als dass man die Sendung gut gucken könnte.

„Balls“: Porno-Synchronisation mit Micaela Schäfer

Worum geht es? Eine Gruppe von 45 oder 50 Menschen (so genau habe ich später nicht mehr auf die Details geachtet) bekommt eine Reihe von immer abstruseren Aufgaben vorgestellt. Mit einem Buzzer können sie jederzeit aus der Runde aussteigen. Die Aufgaben sind augenscheinlich auf den größten „Spaßfaktor“ und „Unterhaltungswert“ ausgerichtet, aber die Gesichter der Zuschauer:innen im Publikum sprechen Bände: Unterhaltsam ist das ab einem gewissen Grad nicht mehr.

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In der ersten Aufgabe der Folge synchronisiert ein Kandidat einen Porno. Gemeinsam mit Micaela Schäfer und nur mit einem Minislip bekleidet. Am Ende muss er zwanzig Sekunden lang zum Höhepunkt kommen und dabei eine gewisse Lautstärke erreichen. Nun gut, das geht ja wirklich noch. Besonders lustig ist es zwar irgendwie trotz der seltsamen Umstände nicht, aber im Fernsehen haben wir schon Schlimmeres gesehen. Zumal Micaela Schäfer, die sich vollends auszieht, pudelwohl zu fühlen scheint. Der Gewinnpreis: 3.000 Euro. Hier schlucke ich das erste Mal - viel ist das nicht.

Im Fetisch-Pferdekostüm gefangen

Wenn die Stars im Dschungel entwürdigende Dinge tun müssen, kann man besonders darüber lachen, weil man weiß, dass sie diese Scham teuer bezahlt bekommen. Dem Sieger oder der Siegerin winken am Ende ja sogar 100.000 Euro. Aber seien wir mal ehrlich: 3.000 Euro können es doch gar nicht wert sein, sich vor ganz Deutschland zum Deppen zu machen.

Die zweite Aufgabe der Folge zeigt das ganz wunderbar. Die Kandidatin wird in ein Fetisch-Pferdekostüm gesteckt und muss dann auf allen Vieren über ein Laufband krabbeln und eine Karotte mit dem Mund fangen und abbeißen. Wenn sie versagt, fällt sie hinten vom Laufband in einen Bottich voller Pferdescheiße. Hier schließt sich also der Kreis mit meinem Vergleich zu Beginn des Artikels.

Christian Düren hat in der Sendung „Balls“ Spaß

Immer dabei: Moderator Christian Düren, dessen konstantes Lachen irgendwo zwischen Abscheu und Schadenfreude gastiert. Er scheint ganz genau zu wissen, was für einen Mist er da macht. Aber den Charme und Biss von Sonja Zietlow und Daniel Hartwich sucht man bei ihm vergebens. Düren hat nur Lachen und Boshaftigkeit auf Lager und schafft es so nicht, der Show ihre harten Kanten zu nehmen. Da kann er noch so schick aussehen, wie er will. Über dieses unschickliche Konzept kann er nicht hinwegtäuschen.

Die Aufgabe ist damit aber noch nicht vorbei, die Kandidatin wird auch noch mit dem Logo der Sendung auf den Hintern gebrandmarkt. So richtig gebrandmarkt. Mit heißem Eisen und allem. Das geht nie wieder weg. Der Gewinn? 2.700 Euro. Und als Zuschauer:in bleibt man sprachlos zurück, wenn Düren die Kandidatin rüde von sich weg schickt, weil sie „nach Scheiße stinkt“.

Die Zukunft der Privatsender?

Besonders sauer stößt diese Sendung auf, da die Privatsender sich in letzter Zeit doch um weniger Trash und ein besseres Ansehen bemüht haben. ProSieben sendete Wahlberichterstattung zur Bundestagswahl und sowohl ProSieben als auch RTL sorgten für Schlagzeilen, da sie große Namen aus den Nachrichten der Öffentlich-Rechtlichen weglockten, um besseren Nachrichten-Content machen zu können. RTL änderte erst vor Kurzem sogar das Logo, um sich von der trashigen Vergangenheit zu lösen. Und dann kommt etwas wie „Balls“ und wir bewegen uns direkt fünf Jahre zurück in die Vergangenheit.

„Dann schau es dir doch nicht an“, werden jetzt einige sagen. „Niemand in der Show wird dazu gezwungen, da mitzumachen.“ Das stimmt natürlich. Auch die Kommentare unter den YouTube-Videos der Show sind ziemlich genau 50/50. Auf der einen Seite sind da Menschen wie ich, die finden, die Show geht zu weit, und auf der anderen Seite die, deren Schmerzgrenze mit „Balls“ nicht erreicht ist. Denen möchte ich ihre Unterhaltung auch nicht absprechen. Aber ich möchte darüber nachdenken, wie weit es mit uns gekommen ist, dass wir sowas okay finden.

„Balls“: All das für ein bisschen Geld

Dass „Balls“ auf eine Art menschenverachtend ist, darüber können sich alle einig sein. Egal, ob freiwillig oder nicht, niemand sollte mit dem eigenen Urin das Pipi Langstrumpf-Lied vor einem Millionenpublikum gurgeln müssen. Sowas müssen noch nicht einmal die Dschungel-Promis machen, die bekanntlich viel, viel mehr Geld bekommen. Vielleicht macht es einfach weniger Spaß, weil bei „Balls“ eben keine Promis mitmachen, und man sich die ganze Zeit nur fragt, was diese armen Schlucker dazu getrieben hat, sich bei solch einer Show anzumelden.

Alleine der Untertitel der Sendung, „Für Geld mach ich alles“, zeigt schon an, in welche Richtung es geht. Wir sollen die Kandidat:innen nicht kennenlernen oder Sympathie empfinden, wir sollen nur darüber lachen, wie weit Menschen für einen relativ kleinen Betrag gehen würden. Und das ist entwürdigend und geschmacklos. Sowohl von der Seite der Produzent:innen aus, aber auch beim Zuschauen.

Das Dschungelcamp macht mehr Spaß

Natürlich geht von einer Show wie „Balls“ die Welt nicht unter. Sie läuft spät im Abendprogramm, sodass man eigentlich nur darüberstolpern kann. Und wie YouTube zeigte, scheinen rund 50 Prozent der Leute das Ganze ja auch unterhaltsam zu finden. Aber nur weil etwas gemacht werden kann, heißt es nicht, dass es gemacht werden sollte. „Balls - Für Geld mach ich alles“ existiert aus rein bösartigen Gründen und macht in Sachen Unterhaltung alles falsch, was das Dschungelcamp gut macht. Für mich ist auf jeden Fall ein neuer Fernseh-Tiefpunkt erreicht.