Arbeitszeugnis arbeiten auf normalen und gleichen niveau

STUTTGART. Der Philologenverband Baden-Württemberg hat am Wochenende eine Grundsatz-Debatte losgetreten: Er plädiert für die Rückkehr zum Leistungsprinzip im Unterricht. «Was wir an unseren Schulen brauchen, und was gar nichts kosten würde, ist die klare Ausrichtung: „Leistung muss sich wieder lohnen“», meint Vorsitzender Ralf Scholl (News4teachers berichtete) – was zahlreiche Reaktionen im Leserforum hervorrief. Eine davon stammt von Lehrkraft „Ça me fatigue“. Wir dokumentieren den überaus lesenswerten Post hier noch einmal prominent.

Arbeitszeugnis arbeiten auf normalen und gleichen niveau
„Nicht nur die Lehrerschaft ist für Motivation zuständig. Eltern müssen diese zuhause fördern.“ Illustration: Shutterstock

Ça me fatigue, 10.07.2022 um 17:26 Uhr

Wenn man heute so dreist ist, Leistung von den Schülern zu fordern, bekommt man Ärger mit den Eltern, dass das alles zu viel ist. Dabei geht es nicht um irgendwelche utopischen Forderungen, sondern einfach nur um fachliche Basiskompetenzen. Da wird im Unterricht nicht mitgemacht oder es wird nicht zugehört, wenn Fragen, die von den Schülern kommen, beantwortet werden und es wird generell nicht gelernt, weder in der Schule noch zuhause.Wozu auch? Google weiß doch alles … Viele Eltern verteidigen dann ihre Kinder: „Das konnte ich auch nicht, als ich in der Schule war“.

Und Schüleräußerung: „Was der Lehrer sagt, verstehe ich sowieso nicht … die Nachhilfe kann das besser erklären.“ Ende der Aufmerksamkeit. (Da weiß ich dann sofort, wie zuhause über Lehrer geredet wird, wenn die Kinder daneben sitzen.)

Wo, bitteschön, soll denn da die Motivation zum Lernen herkommen? Ach ja, ich erinnere mich, …. vom guten, spannenden Unterricht. Den würde ich gerne machen, wenn man mich machen lassen wollte … wenn jemand zu interessieren wäre.

Wenn die Noten die einzige Motivation sind, wird nur saisonal gelernt und dann schnell wieder vergessen

Ab und zu passiert das tatsächlich, dann wird Leistung erbracht, ohne darüber nachzudenken. Ganz entscheidend hierbei ist jedoch die allgemeine Situation, die Schülerzusammensetzung, die „Störfaktoren“, die Raumsituation, die Ablenkungen, etc.

Wenn ich ständig nur dem Lehrplan hinterherhechte, damit ich Leistungsnachweise erzeugen kann, aus denen ich dann Noten machen kann, die so wasserdicht sind, dass ein Anwalt sie nicht anzweifeln kann, dann habe ich nicht die Muse, nicht die Nerven und nicht die Zeit für solche „Extras“, die spannend wären (zeitaufwändig und nutzlos für den Lehrplan).

Die häufigste Frage der SuS ist: „Wozu brauche ich das?“. In den naturwissenschaftlichen Fächern ist diese Frage oft mit nur viel Zeitaufwand zu erklären, da heutige Prozesse, von denen wir alle umgeben sind, viel zu komplex für den Wissensstand der Mittelstufenklientel ist um darin die Basiskompetenzen wie z.B. Bruchrechnen aufzuzeigen. Versucht man sich, dann troztdem dieser „Ich bin voll unmotiviert“-Frage zu stellen, die, wenn man sie richtig beantwortet, Motivation erzeugt, ist schnell eine Doppelstunde um, man hat über Gott und die Welt geredet, die Kinder waren interessiert, aber man ist im Stoff für die nächste Arbeit um keinen Schritt näher gekommen. Das erzeugt Stress für die nächsten Stunden.

Das Problem ist: Ohne Motivation geht nichts dauerhaft in die Köpfe. Wenn die Noten die einzige Motivation sind, wird nur saisonal gelernt und dann schnell wieder vergessen. Das führt zu nichts. Viele Schüler können bereits nach einer Woche nicht mehr sagen, über welches Thema die Arbeit ging.

Das ist in den Naturwissenschaften das Urteil zum Scheitern. Wenn ich beim Sprachenlernen nur einen Teil der Vokabeln kenne, kann ich oft trotzdem den Sinn des Textes erfassen. Wenn ich in den Naturwissenschaften die verschiedenen Lösungsstrategien nicht parat habe, kann ich die gestellten Probleme nicht entsprechend analysieren und den Strategien zuordnen. Ich bin also zum Scheitern verurteilt.

Hinzu kommt, dass immer mehr die Meinung herrscht: „Wenn ich das Ergebnis nicht sofort sehe, kann ich es nicht lösen.“ Ein „Herumprobieren“, sich zwischendrin in falschen Lösungen verlieren, von vorne anzufangen, nicht aufzugeben und schließlich Erfolg haben, weil es doch klappt, … das lässt die heutige Schülerschaft kaum zu. Der Gedanke: „Ich darf Fehler machen, das gibt keine schlechte Note, im Gegenteil es bringt den Unterricht voran“ ist den heutigen Schülern fremd. Sie fühlen sich einem falschen Leistungsdruck ausgesetzt.

Zunächst ist da die Erwartungshaltung der Eltern. Angst vor dem Scheitern ist ein schlechter Ratgeber. Dann ist da noch die oft „verschobene“ Eigenwahrnehmung der SuS. „Wieso habe ich mündlich eine 4? Ich habe mich doch in einigen Stunden jeweils einmal gemeldet!“. Eine 4 ist „ausreichend“. Die wenigen mündlichen Meldungen zu zählen und zu den anderen Zeiten bestenfalls nur den Sitz anzuwärmen, ist höchstens ausreichend!

Und … Ich befürchte, das kommt auch daher, dass die heutige Strategie, Wissen zu vermitteln, nicht die Wege eindeutig vorgibt (so, wie Verhaltensregeln, die eindeutig sein sollen), sondern dass die Wege selbst gefunden werden sollen oder zu viele Möglichkeiten angeboten werden, dass der Schulalltag hauptsächlich aus Zettelwirtschaft besteht. So sieht es dann auch in den Köpfen aus. „Was wir letzte Stunde gemacht haben? Keine Ahnung …. ich war nicht da …….. achso, ja, ich war doch da … Sie haben Recht ….. Sie haben mir aber das Arbeitsblatt nicht gegeben …. ach doch? …. ach ja: ich habe es zuhause vergessen ….. aber bearbeitet habe ich es!!!!! ……. was drauf stand? ….. keine Ahnung ….. aber ich gabe es bearbeitet!!!“

Üben bedeutet, dass ein Vorgang so lange wiederholt wird, bis man nicht mehr darüber nachdenken muss. Das ist heute aber verpönt

Das verbraucht aus meiner Sicht bei den Grundlagen zu viel Zeit (irgendwie herumstochern und doch kein brauchbares Ergebnis) und führt nicht zum gewünschten Lernerfolg … im Gegenteil: die Schwächeren werden in ihrem Gedanken (“ … sag ich doch …. kann ich nicht …“) bestärkt. Das führt zu Demotivation. Erfolg führt zu Motivation. Ergo: wir machen die Aufgaben einfacher und … schwupps …. sind wir da, wo wir heute sind.

Das EinÜBEN von Grundlagen ist das A und O für die SPÄTERE Kompetenz, diese alle miteinander vernetzen zu können. … man beachte, das Wort „Einüben“ kommt von „Üben“. Üben bedeutet, dass ein gewisser Vorgang so lange wiederholt wird, bis man nicht mehr darüber nachdenken muss. Das ist heute aber verpönt. Nur leider kenne ich kein anderes Konzept dafür.

Keine Übung führt zu Unsicherheit und zu Überforderung … egal, ob wir über Inklusionskinder, Haupt-, Real-, Gymnasialkinder oder Hochbegabte sprechen. JEDER kann nur mit dem arbeiten, was vorher irgendwie im Kopf gelandet ist. Dann kann auch jeder in seinem Niveau arbeiten, aber nur, wenn die Betreuung engmaschig ist (wovon wir meilenweit entfernt sind).

Ich kann auch keinen Berg besteigen wenn ich nicht vorher gelernt habe, irgendwie stolperfrei zu laufen. … und das lernen die Kinder im Übrigen von selbst: sie eifern Eltern, Geschwistern, Freunden … nach. Ein aufgeschlagenes Knie ist da kein Hindernis. Und da sind wir wieder beim Elternhaus …

Conclusion: Ohne Motivation ergibt auch Leistungsbewertung keinen Sinn. Ohne sinnvolle Bedingungen kann Motivation nicht stattfinden. Dazu gehören auch gegenseitiger Respekt und angemessene Umgangsformen. Nicht nur die Lehrerschaft ist für Motivation zuständig. Eltern müssen diese zuhause fördern.

ES GEHT NUR GEMEINSAM!!!!!

Nachtrag: Motivation kann bereits gefördert werden durch …

  • … Interesse am Schulalltag des Kindes (Was habt ihr heute denn gemacht? Das klingt ja interessant … kannst du mir das erklären?)
  • … nur positive Gespräche über die Schule (bei Anwesenheit der Kinder).
    Bei Problemen den Lehrer direkt ansprechen, sachlich und freundlich – zunöchst ohne Kind.
  • … nur positive Gespräche über die Lehrer (bei Anwesenheit der Kinder).
    Bei Problemen siehe Punkt vorher.
  • … Vorleben von Streitkultur (wir gehen nicht sofort aufeinander los, wir besprechen das Problem in Ruhe, vielleicht ist es ein Missverständnis? … wir formulieren keine Vorwürfe, wir bleiben sachlich … usw.)
  • … positive Gedanken (das Kind ist nicht mit bösen Gedanken geboren worden ..
    es hat vermutlich Probleme, auf die es aufmerksam machen möchte ohne es zu wissen) Anmerkung: das kostet seeehr viel Energie, wenn es mehrere solche Fälle in der Gruppe gibt
  • … stets die Fortschritte loben, auch wenn sie klein sind und gleichzeitig darauf pochen: ich bin mir sicher, das kannst du noch viel besser (geht auch nur in kleinen Gruppen oder bei Einzelfällen)

… usw. News4teachers

Leserposts

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„Die Kinder haben sich verändert. Sie tun sich viel schwerer damit, Regeln zu akzeptieren“: Eine Kita-Fachkraft berichtet

Kuk, SuS, LuL, EuE! Wer hilft mir aus dem schulischen Abkürzungssalat?

Welche Sätze dürfen nicht im Arbeitszeugnis stehen?

Einschränkende Aussagen, doppelte Verneinungen und zweideutige Sätze sollten nicht im Arbeitszeugnis stehen. Ungünstig ist es auch, wenn weniger wichtige Aufgaben vor wichtigen stehen. Oder wenn bei den Tätigkeiten Kundenkontakt erwähnt wird, aber das Verhalten den Kunden gegenüber nicht bewertet wird.

Welche Wörter sind gut im Arbeitszeugnis?

Arbeitszeugnis Formulierungen: Diese Noten stecken dahinter.
Note 1: „stets zur vollsten Zufriedenheit“.
Note 2: „zur vollsten/stets zur vollen Zufriedenheit“.
Note 3: „zur vollen Zufriedenheit“.
Note 4: „zur Zufriedenheit“.
Note 5: „im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit“.
Note 6: „hat sich bemüht“.

Wie mehrere Positionen in einem Arbeitszeugnis darstellen?

Wenn Sie ein Arbeitszeugnis schreiben, dass mehr als 3 Funktionen umfasst, beschreiben Sie nur die 2 bis 3 letzten Positionen ausführlich. Die zuvor ausgeübten Stellen reißen Sie nur kurz an und nennen hier lediglich die wichtigsten Tätigkeiten, etwa in einem Fließtext.

Was steht in einem schlechten Arbeitszeugnis?

Woran erkenne ich ein schlechtes Arbeitszeugnis? Viele Formulierungen im Arbeitszeugnis klingen besser, als sie gemeint sind. Anzeichen für ein schlechtes Zeugnis sind zweideutige Ausdrücke, Betonung von Selbstverständlichkeiten oder das Weglassen von wichtigen Beurteilungen oder Tätigkeiten.