Arbeitstage gleich werktage

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  • Politik

  • 29.03.2000
  • Lesedauer: 3 Min.

Im Ratgeber las ich kurzlich, dass der gesetzliche Mindesturlaub nach Werktagen gewährt wird. Unser Urlaub wird nach Arbeitstagen festgelegt. Wenn es einen Unterschied zwischen Werk- und Arbeitstagen gibt, ergeben sich dann nicht auch unterschiedliche Ansprüche auf die Urlaubshöhe?

Sebastian K., Gera

Nach § 3 Bundesur laubsgesetz beträgt der gesetzliche Urlaub jähr lieh mindestens 24 Werk tage. Als Werktage gelten alle Kalendertage, die nicht Sonn- oder gesetzliche Feiertage sind.

Auch die gesetzliche Arbeitszeit wird gemäß §3 Arbeitszeitgesetz ebenfalls werktäglich berechnet, wobei sich bei sechs Werktagen in der Woche eine gesetzliche Höchstarbeitszeit von wöchentlich 48 Stunden ergibt.

In der überwiegenden Zahl der Fälle ist die Ar beitszeit des Arbeitnehmers jedoch wesentlich kürzer und nicht auf alle sechs Tage in der Woche verteilt. Insbesondere wird am Sonnabend nicht gearbeitet. Aber auch andere flexible Ar beitszeiten sind möglich.

Um den gesetzlichen Forderungen des Ar beitszeitgesetzes und des Bundesurlaubsgesetzes gerecht zu wer den, sind bei der Ur laubsgewahrung die Werktage und die tatsächlichen Arbeitstage rechnerisch so in Beziehung zueinander zu setzen, dass bei der Verteilung der Arbeitszeit auf weniger als sechs Wochentage die Gesamtdauer des Urlaubs durch sechs geteilt und mit der Zahl der Arbeitstage in einer Woche multipliziert wird. Bei einer 5-Tage- Arbeitswoche ergibt der gesetzliche Mindestur laub von 24 Werktagen einen Urlaubsanspruch von 20 Arbeitstagen (24: 6 x 5). Aus der gleichen Berechnung folgt, dass bei vier Arbeitstagen in der Woche 16, bei drei Arbeitstagen 12 Ur laubstage gewährt wer den.

In allen drei Fällen er gibt sich eine zusammenhängende arbeitsfreie Zeit von vier Wochen.

Die Mehrzahl der Ar beitnehmer erhält einen weit höheren Urlaub als den gesetzlichen Mindesturlaub. In vielen tariflich gebundenen Betrieben beträgt der Ur laubsanspruch der Ar beitnehmer fünf bis sechs Wochen jährlich.

Wird in den betreffenden Tarifverträgen der Urlaubsanspruch nach Werktagen festgelegt, so ist die beschriebene Berechnung des konkreten Urlaubsanspruchs vor zunehmen. Eine Umrechnung entfällt dann, wenn die Festsetzung der Urlaubshöhe nach Arbeitstagen erfolgt.

Die Umrechnung von Urlaubsansprüchen von Werktagen auf Arbeitstage hat keinen Einfluss auf die Höhe des Ur laubsentgelts. Nach dem Bundesurlaubsgesetz wird dem Arbeitnehmer die Arbeitsvergütung fortgezahlt. Das Ur laubsentgelt bemisst sich nach dem durchschnittlichen Arbeitsverdienst, den der Ar beitnehmer in den letzten dreizehn Wochen vor Beginn des Urlaubs er halten hat (§ 11 Bundesurlaubsgesetz). Eine geringere Wochenarbeitszeit beeinträchtigt also nicht den Freistellungszeitraum, sie spiegelt sich aber (z.B. bei Teilzeitbeschäftigten) in der Höhe der Urlaubsvergutung wider da diese während des Urlaubs der tatsächlich ausfallenden Arbeitszeit entspricht.

Dr. PETER RAINER

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  • Arbeitstage gleich werktage

Praxisinhaber sollten zu Beginn des Urlaubsjahres einen Blick in die Arbeitsverträge ihrer Mitarbeiter werfen. Sind die Urlaubstage dort in Werktagen angegeben? Dann steht den Mitarbeitern möglicherweise weniger Urlaub zu, als sie denken.

Umgangssprachlich werden Werktage oft mit Arbeitstagen gleichgesetzt. Doch zwischen beiden Begriffen besteht ein Unterschied, der sich vor allem bei der Berechnung des Jahresurlaubs bemerkbar macht, wie das Bundesarbeitsgericht in einem Urteil klarstellt (21.05.2019, Az. 6 Sa 87/15): Nach § 3 Absatz 2 Bundesurlaubsgesetz gelten als Werktage alle Kalendertage, die nicht Sonn- oder gesetzliche Feiertage sind. Damit hat eine Kalenderwoche sechs Werktage. Viele Arbeitnehmer arbeiten aber in einer fünf-Tage-Woche, sodass man den Urlaubsanspruch herunterrechnen muss.

Urlaubsanspruch klar formulieren

Ein Beispiel soll das verdeutlichen: Arbeitet eine Medizinische Fachangestellte (MFA) laut Arbeitsvertrag von Montag bis Freitag in einer fünf-Tage-Woche und ist in ihrem Arbeitsvertrag die Rede von 30 Werktagen Jahresurlaub, könnte sie davon ausgehen, dass sie sechs Wochen im Jahr frei nehmen kann. Das ist aber falsch. Diesen Anspruch hätte sie nur, wenn sie an sechs Tagen in der Woche arbeiten würde. Da sie nur fünf Tage pro Woche arbeitet, steht ihr bei dieser Formulierung nur ein Urlaubsanspruch von 25 Arbeitstagen zu.

Praxisinhaber sollten daher bei Arbeitsverträgen mit Mitarbeitern genau auf die Formulierung des Urlaubsanspruchs achten und überlegen, was sie wie regeln wollen. Um Unklarheiten und Streit zu vermeiden, ist es besser, den Urlaubsanspruch in Arbeitstagen zu formulieren, wenn Mitarbeiter in der fünf-Tage-Woche arbeiten.

Wie viele Arbeitstage sind Werktage?

Es gibt Werktage, Sonntage und Feiertage – Arbeitstage können grundsätzlich alle Tage sein. Werktage sind die Tage im Zeitraum von Montag bis einschließlich Samstag, Arbeitstage sind für die meisten Angestellten und Beamten im Zeitraum von Montag bis Freitag.

Wie viel Werktage sind 30 Arbeitstage?

Grundsätzlich werden für eine volle Woche 5 Arbeitstage angesetzt, soweit der Arbeitnehmer nur an 5 Tagen in der Woche zur Erbringung seiner Arbeitsleistung verpflichtet ist. Stehen diesem Arbeitnehmer laut Arbeitsvertrag nun im Jahr 30 Arbeitstage Urlaub zu, so entspricht dies 6 Wochen.

Hat die Woche 5 oder 6 Werktage?

6 Tage-Wochen haben fast immer die regelmäßige Arbeitszeit von Montag bis Samstag (durchgehend). Diese Tage (Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Sonnabend) bezeichnet man auch als Werktage. Hinweis: Eine Sechs-Tage-Woche ist fast immer die Woche von Montag bis Samstag.

Wie viele Arbeitstage sind 24 Werktage?

24 Werktage/6 × 5 Arbeitstage je Woche = 20 Arbeitstage Urlaub.