Definition:
- Ausgehend von einer Norm für die Sehschärfe von 1,0 (100 %), gilt in Deutschland als sehbehindert, wer trotz Brillen- oder Kontaktlinsen-Korrektion auf dem besseren Auge höchstens 0,30, aber mehr als 0,05 erreicht.
- Liegt die Sehschärfe auf dem besseren Auge zwischen 0,05 und 0,02, spricht man von einer hochgradigen Sehbehinderung.
- Mit einer Sehschärfe unter 0,02, mit der man praktisch nur noch schemenhaft sehen und hell und dunkel wahrnehmen kann, oder wenn das Gesichtsfeld weniger als 5 Grad beträgt, gilt man in Sinne des Gesetzes als blind.
In Deutschland fehlt ein nationales Blindregister. Für einzelne Bundesländer liegen Daten vor. Den größten Datenbestand Deutschlands bietet das Blindengeldarchiv des Landschaftsverbands Rheinland (LVR), der für die rund 9,5 Millionen Einwohner des Rheinlands zuständig ist.
Prävalenz:Im Rheinland waren 2006 von 100.000 Menschen 163 blind. Die Gesamtzahl der blinden Menschen betrug 15.725. Im Jahr 1997 waren es 15.766 blinde Menschen, die Prävalenz lag damit 1997 bei 165,6 von 100.000. Trotz der Alterung der Bevölkerung (Die Erblindungsrate nimmt mit zunehmendem Alter deutlich zu, s.u.) hat die Prävalenz also in den vergangenen Jahren leicht abgenommen. Ein wichtiger Faktor hierfür ist wahrscheinlich eine in den vergangenen Jahrzehnten verbesserte augenärztliche und allgemeinärztliche Versorgung.
Erblindungsursachen:Altersabhängige Makuladegeneration: | 40,7 Prozent |
Glaukom und Schwund des Sehnervs: | 15,4 Prozent |
diabetische Augenkrankheiten: | 9,7 Prozent |
Hohe Kurzsichtigkeit / Netzhautablösung: | 5,3 Prozent |
Vererbbare Augenkrankheiten (darunter Retinitis pigmentosa): | 7,0 Prozent |
andere Ursachen: | 19,5 Prozent |
Ursache unbekannt: | 2,4 Prozent |
In den verschiedenen Altersgruppen ergibt sich die folgende Prävalenz von Blindheit:
Altersgruppe | Anzahl blinder Menschen pro 100.000 Einwohner: |
unter 20 Jahre: | 47 |
20 bis 60 Jahre: | 64 |
60 bis 80 Jahre | 237 |
älter als 80 Jahre | 1556 |
Quelle: Deutsches Ärzteblatt, Jg 109, Heft 27-28, 9. Juli 2012
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Blindheit und Sehbehinderung – weniger streng als die deutsche Regelung – wie folgt:
- Low Vision (Grad 1-2): Sehschärfe 0,05 bis 0,3
- Blindness (Grad 3-5): Sehschärfe unter 0,05, Gesichtsfeld unter 10 Grad
Überträgt man Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2002 auf Deutschland, dann leben in Deutschland rund 164.000 blinde Menschen. Von ihnen sind
6 % | (8.700) |
7 % | (10.150) |
17 % | (24.650) |
32 % | (46.400) |
38 % | (55.100) |
Rund 30 % der blinden Menschen im erwerbsfähigen Alter (20 – 60 Jahre) haben einen Arbeitsplatz. Anteil der Frauen: 68 % Anzahl der sehbehinderten Menschen in Deutschland: 1.066.000.
Einen Visus zwischen 0,1 und 0,05 haben
- 0,9 % der 60- bis 64-jährigen
- 1,2 % der 65- bis 69-jährigen
- 3,1 % der 70- bis 74-jährigen
- 8,0 % der 74- bis 79-jährigen
Quelle: Der Augenarzt • 39. Jahrgang • 6. Heft • Dezember 2005
Neuerblindungen (Inzidenz) in Sachsen 2009 bis 2016:Zwischen 2009 und 2016 wurden insgesamt 4657 neue Erblindungen identifiziert, welche überwiegend über 80 Jahre (60,1 %) und weiblich (63,6 %) waren. Die Erblindungsinzidenz ist signifikant von 16,1 pro 100.000 Personenjahren im Jahr 2009 auf 10,4 im Jahr 2016 gesunken, was einer durchschnittlichen Reduktion von 7 % pro Jahr entsprach. Dieser Rückgang wurde ebenfalls für die häufigsten Erblindungsursachen beobachtet: AMD 2009: 7,1, 2016: 4,7; Glaukom 2009: 2,7, 2016: 1,6; diabetische Retinopathie 2009: 1,5, 2016: 0,9; Katarakt 2009: 0,5, 2016: 0,2; Myopie 2009: 0,8, 2016: 0,4; Optikusatrophie 2009: 0,9, 2016: 0,4. Im Gegensatz dazu blieb die Inzidenz nahezu unverändert für die Erblindungsursachen Gefäßverschlüsse (2009: 0,4, 2016: 0,3), Netzhautdystrophie (2009: 0,4, 2016: 0,6) und sonstige Ursache (2009: 1,2, 2016: 1,2). Die Erblindungsinzidenz nahm außer für die Netzhautdystrophie bei allen Erblindungsursachen deutlich mit dem Alter zu mit dem stärksten Anstieg bei der AMD. Die Ergebnisse waren bei Männern und Frauen sehr ähnlich. Schlussfolgerungen: Trotz der zunehmenden Alterung der Bevölkerung nahm in Sachsen die Erblindungsinzidenz bei allen häufigen Erblindungsursachen in der letzten Dekade ab. Eine Erklärung dafür könnte die bessere Diagnostik und Therapie in der Augenheilkunde sein.
Quelle: Claessen H et al., Markedly decreasing incidence of cause-specific
blindness in Saxony (Eastern Germany), Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol
//doi.org/10.1007/s00417-020-04885-4
Ausführliche Erläuterung dieser Daten:
- Häufigkeit und Ursachen von Blindheit und Sehbehinderung in Deutschland
- Blindheit und Sehbehinderung in Deutschland: Leichter Rückgang der Prävalenz
aus: Deutsches Ärzteblatt | Jg. 109 | Heft 27-28 | 9. Juli 2012
Weitere Informationen zum Thema Blindheit und Sehbehinderung:
- Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V.
- Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e.V. - DVBS
- Bund zur Förderung Sehbehinderter e.V.
- Patientenbroschüre Vergößernde Sehhilfen
zuletzt aktualisiert: 08/2022